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Die Feuerzangenbowle

Die Feuerzangenbowle

Titel: Die Feuerzangenbowle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Spoerl
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gegen einen neuen harten zu vertauschen. Die
Babenberger Töchter waren besser dran; in ihren dünnen Tanzkleidchen hatten sie
sich der sommerlichen Temperatur trefflich angepaßt. Fräulein Hanni Axmacher
hatte sich in dieser Beziehung allerdings besonders weit vorgewagt und hatte
damit einen vollen Erfolg. Ihr Kostüm wurde einstimmig als geradezu schamlos
bezeichnet, und drei Wochen später war sie verlobt.
    Mittelpunkt des Festes war aber nicht
eigentlich das Kostüm von Fräulein Hanni Axmacher sondern die große Tombola.
Diese war Fräulein Ella Mäusezahl unterstellt, einem ältlichen lieben
Persönchen, dessen spätjungfräuliches Leben mit solchen und ähnlichen
Ehrenpöstchen zweckentsprechend ausgefüllt wurde.
    Heute war etwas ganz Besonderes; ein
anonymer Spender hatte für die Tombola als ersten Preis ein Paddelboot
gestiftet, ein richtiggehendes, zweisitziges Klepper-Faltboot mit allem
Zubehör. Babenberg im allgemeinen und der Ruder- und Schwimmverein im
besonderen standen köpf. Nicht ob der Spende; denn es war schon mehrfach
vorgekommen, daß vermögende Bürger sich durch ansehnliche Stiftungen beliebt
machten; aber dann geschah es aus gesellschaftlichen oder geschäftlichen
Rücksichten und bestimmt nicht anonym. Hans Pfeiffer hörte schmunzelnd das
allgemeine Rätselraten und beteiligte sich daran, soweit er als bescheidener
Primaner überhaupt mitreden durfte.
    Er hatte wohl seine besonderen Gründe,
an dem Sommerfest teilzunehmen. Er schloß sich, mangels anderer Gelegenheit,
dem Sanitätsrat Steinhauer an. Seine Beziehungen zu dem alten Herrn waren
allerdings etwas unregelmäßiger Art. Nach der offiziellen Antrittsvisite, die
nach Mitternacht mit Brüderschaft geendet hatte, war man sich wieder fremd
geworden und kümmerte sich nicht viel umeinander. Nur von Zeit zu Zeit, wenn
der Sanitätsrat den allgemeinen Weltschmerz bekam, bat er Hans Pfeiffer unter
irgendeinem Vorwand zu sich, um mit ihm einigen Flaschen den Hals zu brechen
und erneut Brüderschaft zu trinken.
    Zum Sport und insbesondere zum Rudern
und Schwimmen hatte der Sanitätsrat nicht die leisesten Beziehungen. Er war
mehr für die Befeuchtung von innen. Aber als langjähriges Ehrenmitglied des
Ruder- und Schwimmvereins durfte er beim Sommerfest nicht fehlen. »Das Schönste
am ganzen Sommer ist der Durst“, erklärte er seinem jungen Freunde und handelte
entsprechend. Hans Pfeiffer fühlte sich nicht sonderlich wohl unter der
verdächtig wachsenden Flaschenparade. Aber von diesem Platz aus konnte er den
Tisch der Familie Knauer unauffällig beobachten.
    Eva saß zunächst säuberlich zwischen
Papa und Mama. Sie hatte Hans mehrfach heimlich zugetrunken, worauf dieser
jedesmal hastig ein volles Glas hinuntergoß. Aber dann erschien plötzlich
Professor Crey und wurde neben Eva placiert. Frau Knauer hielt das so für
richtig. Hans sah von nun ab ostentativ weg und mußte feststellen, daß der
Schnauz heute eine erheblich bessere Figur machte als auf der Wippe. Er sprach
viel und eindringlich zu Eva, und es war nicht zu verkennen, daß sie ihm
meistens auch zuhörte. Hans hoffte immer noch darauf, daß er mit ihr tanzen
würde; aber das tat er nicht. Wohl aber stürzten jedesmal, wenn die Musik
einsetzte, ein Dutzend Jünglinge auf Eva los; es waren bestimmt die
schneidigsten von Babenberg, wie denn auch Eva unverkennbar das hübscheste
Mädchen ihres Jahrganges war, trotz der luftigen Hanni Axmacher. Aber dann
bekam Eva jedesmal von ihrer Mutter unter dem Tisch eine dringliche Ermahnung
und lehnte den Tanz dankend ab. Frau Knauer hielt das so für richtig. Und
Professor Crey freute sich, daß das kluge Mädchen seine Unterhaltung vorzog.
    Hans langweilte sich. Sein Freund
Husemann war nicht gekommen. Mit dem langen Rosen
stand er sich nicht gut. Ackermann war in seiner zahlreichen Familie
eingekeilt. Rudi Knebel aber, die letzte Hoffnung, war dauernd verschwunden.
Inzwischen sorgte Ella Mäusezahl rührend für die Unterbringung der Lose. Am
Tische Knauer gab sie sich ganz besondere Mühe. „Das letzte Los auf dem Teller;
greifen Sie zu, Fräulein Knauer, das gibt Glück!“ Eva zögerte. Im vorigen Jahr
hatte sie vierzehn Lose gehabt und einen Rasierapparat gewonnen. Aber schon hat
der galante Professor Crey für sie das Los erstanden.
    Kurze Zeit darauf war am Tische Knauer
ein wilder Lärm. Eine dichte Menge drängte sich herum. Eva hatte das Paddelboot
gewonnen und ist irrsinnig vor Freude. Sie fällt abwechselnd dem Papa und

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