Die feurige Braut des Highlanders: Roman (German Edition)
sich.
»Ich habe Euch doch gesagt, Mylady ...«
»Was der Rabe will. Ich weiß.« Gelis nahm einen Kochlöffel und tat so, als betrachtete sie ihn. »Aber sag mir«, verlangte sie, als sie den Löffel wieder hinlegte, »ob er ausdrücklich verboten hat, dass ich mich in meinem neuen Heim umsehe?«
»Aber nein.« Hugh zog ein Tuch unter seinem Gürtel hervor und tupfte sich über die schweißglänzende Stirn. »Er hat nur angeordnet, dass Ihr die Burg nicht ohne Begleitung verlassen dürft.«
»Und das tue ich ja auch nicht«, sagte Gelis schnell. »Zwanzig der besten Leibwachen deines Herrn werden mich begleiten«, ergänzte sie aufs Geratewohl und fragte sich, ob sie es wagen würde, nach dieser erfundenen Behauptung allein hinauszureiten.
»Das ist wahr«, ließ sich eine weibliche Stimme an der Tür zum Weinkeller vernehmen.
Anice.
Ihre großen Augen auf den Koch gerichtet kam sie mit einem Bündel Weidenrinde in ihren von der Arbeit rauen Händen in die Küche.
»Die Männer des Raben erwarten sie schon«, sagte sie, und Gelis hoffte, dass nur sie das Zittern in der Stimme des Mädchens wahrnahm. »Sie sind draußen vor dem Torhaus.«
Sichtlich unentschlossen kratzte sich Hugh am Ohr.
In einer Ecke erhob sich Hector von dem Stuhl, auf dem er gesessen und Erbsen geschält hatte. Bisher hatte er sich still verhalten, doch nun trat er vor, mit geblähter Brust und seinem neuen sgian dubh, der aus dem Schaft seines linken Stiefels hervorschaute. »Ich habe es den Raben selber sagen gehört«, behauptete er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Mylady kann gehen, wohin sie will.«
»Ha.« So leicht war Hugh MacHugh nicht zu täuschen.
Sein Misstrauen war ihm nur allzu deutlich anzusehen.
Doch irgendetwas in seinem Äußeren veränderte sich.
Eine Spur von Unschlüssigkeit - oder Nachgiebigkeit - erschien in seinem Blick, als er zwischen Anice und dem Jungen hin und her schaute.
Vor allem, wenn er das Mädchen ansah.
Mit zwei großen Schritten war er bei ihr, schnappte sich die Weidenrinde und warf sie in eine Ecke.
»Ich glaube euch kein Wort«, sagte er, aber es klang nicht besonders grimmig oder streng.
»Und ich habe dir befohlen, die Finger von den Weinfässern zu lassen. Einer der Jungen hätte die Bänder reparieren können.« Er griff nach ihren Händen und drehte sie um. »Das ist keine Arbeit für ein Mädchen.«
Anice errötete.
Gelis hätte fast gelacht.
So also lief der Hase!
Wie um es zu beweisen, zog der finster dreinblickende Hüne Anice durch die Küche zu einem langen Holzregal hinüber. Mit allen möglichen Kochtöpfen, Pfannen und Kasserollen behangen enthielt es auch ein Sortiment von Mörsern und Stößeln, Untersetzer, Gewichte und ein paar runde Tongefäße.
»Hier!« Er griff nach einem dieser Gefäße, zog den Lappen heraus, der als Stöpsel diente, und steckte seine Finger in eine stinkende, fettig aussehende Salbe.
Dieses widerliche Zeug schmierte er auf Anice' Handflächen, bevor er sie am Ellbogen zu einem dreibeinigen Schemel neben einem Stapel Seile und Weidenkörbe führte.
»Bleib da sitzen, bis deine Hände die Salbe aufgenommen haben«, befahl er und wischte sich seine Hände an dem Tuch ab, das unter seinem Gürtel steckte. »Du kannst die Zeit nutzen, um dir in Erinnerung zu rufen, dass ich eine gute Nase für Lügen habe. Das gilt auch für dich, mein Junge«, sagte er mit einem Blick auf Hector. »Ich dulde so was nicht in meiner Küche. Egal, aus was für einem Grund.«
Mit dem Letzteren war sie gemeint, dessen war sich Gelis sicher.
Sie fühlte sich zu Recht gescholten, als sie den Kopf senkte und sich räusperte.
»Du darfst ihnen nicht die Schuld geben, Hugh. Sie wollten mir nur einen Gefallen tun. Sie wissen, dass ich gehofft hatte, meine Überraschung würde mir helfen, die Gunst des Raben zu gewinnen.« Sie hob das Kinn. »Denn die habe ich noch nicht, verstehst du.«
Mit ihren offenen Worten gab sie Hugh MacHugh die ehrliche Antwort, die er verlangt hatte.
Weil sie ihren einzigen Freunden hier - außer Valdar und Buckie - nicht die Hauptlast seines Wutausbruchs zumuten wollte.
Und wenn er noch so un einschüchternd war.
Schon jetzt war der Grimm aus MacHughs Gesicht verschwunden, und die Unschlüssigkeit war wieder da, die ihn, wäre sein rotgoldener Bart nicht gewesen, fast ein bisschen jungenhaft erscheinen ließ.
Und wieder zupfte er an diesem Bart, als er Gelis prüfend ansah. »Dann wollt Ihr also die Gunst des Raben erlangen? Jetzt habe
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