Die Feurige Braut Des Highlanders
sich Ronan fassungslos zu Dungal um.
»Ich kann es nicht glauben!«, sagte er und merkte kaum, dass seine Finger zitterten, als er sich mit einer Hand durchs Haar fuhr. »Nicht er. Ich hätte ihm mein Leben anvertraut - und habe es auch oft genug getan!«
»Männer verändern sich durch viele Dinge.« Der Bewahrer des Steins warf wieder einen Blick in den Brunnen, und seine Schultern schienen noch ein wenig mehr herabzusacken. »Durch Gier und Reichtum beispielsweise. Auch Liebe und Hass können ein starker Antrieb sein. Oder einfach nur unbezwingbarer Machthunger, wie es bei Eurem berüchtigten Vorfahr der Fall war.«
»Ich kann es immer noch nicht glauben«, wiederholte Ronan kopfschüttelnd.
Ihm drehte sich der Magen um, und ihm war so übel, als wäre er am Rande eines Kliffs entlangspaziert und jemand, dem er vertraute, wäre zu ihm gekommen und hätte ihn über den Rand gestoßen.
Er begann wieder auf und ab zu gehen, blieb dann aber abrupt stehen, als ihm ein anderer Gedanke kam.
»Warum habt Ihr mir das erzählt?«, fragte er mit einem scharfen Blick auf Dungal. »Wäre es Euch nicht dienlicher gewesen, mir das alles zu verschweigen?«
Dungal Tarnach spähte noch immer in den Blauen Brunnen hinunter. Als er schließlich wieder aufblickte, seufzte er.
»Nein, es wäre mir nicht dienlicher gewesen, die Sache zu verschweigen«, sagte er mit müder, alter Stimme. »Und es hätte uns auch nichts gebracht, den Bedingungen Eures Mannes zuzustimmen - obwohl er bisher noch nichts von unserer abschlägigen Antwort weiß.«
»Meint Ihr?«
Dungal nickte. »Wir hielten es für klüger, ihn hinzuhalten und ihm zu sagen, wir würden ihm unsere Antwort geben beim nächsten Vollmond.«
»Weil Ihr mich vorher warnen wolltet«, sprach Ronan das auf der Hand Liegende aus.
Wieder neigte Dungal zustimmend den Kopf.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Ronan, und das stimmte auch.
Zu seiner Überraschung lächelte Dungal Tarnach. »Ich wünschte, ich könnte behaupten, es sei meine Druiden-Ehre, die mich dazu verpflichtet, Euch vor dem Verräter in Eurer Mitte zu warnen«, sagte er, und wieder schwang dieser seltsame, fast wehmütige Unterton in seiner Stimme mit.
»Doch leider«, fuhr er fort, »hat es nichts mit den drei wichtigsten Prinzipien zu tun, an die sich Druiden halten. Kennt Ihr sie?« Er sah Ronan mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wir lernen zwanzig lange Jahre und nehmen viele Entbehrungen auf uns, um unsere Fähigkeiten zu schulen und zu vervollkommnen. Doch vor allem schwören wir, die Götter zu ehren, immer mannhaft zu sein und stets die Wahrheit zu sagen.«
»Und Ihr sagt die Wahrheit.« Das spürte Ronan tief im Innersten.
»Selbstverständlich.« Der Bewahrer des Steins erhob seine Stimme über den stärker werdenden Wind. »Aber nicht aus den genannten Gründen. Die hätten mich vor vielen Jahren noch beeinflusst, aber heute nicht mehr.«
»Und was ist heute?«
»Heute ...« Dungal Tarnach wandte den Blick ab und schien die Antwort in den dicht an dicht stehenden Eschen und Ebereschen am Rande der Lichtung zu suchen. »Heute habe ich Euch gewarnt, weil das unseren Zwecken am besten dient.«
Ronan verschluckte sich beinahe.
»Mich zu warnen nützt den Bewahrern des Steins?«
Als Dungal Tarnach ihn ansah, war sein Blick nicht mehr der eines alten Mannes. »Wir wollen nur die Rückgabe dessen, was uns gehört. Den Stein des Raben«, sagte er, und das rote Glühen in seinen Augen vertiefte sich bei jedem Wort. »Der Stein wurde beschmutzt, als Maldred ihn uns stahl. Seine Dieberei - die Entwendung des Eigentums von Freunden - hat die Macht des Steins sehr stark verringert.«
»Warum wollt Ihr ihn dann noch?« Eine lächerliche neue Hoffnung begann in Ronan aufzukeimen.
»Weil der Stein, auch wenn er verdorben ist, uns gehört.« Dungal Tarnach richtete sich gerader auf und schien an Größe und Umfang zuzunehmen. »Er ist von unermesslicher Heiligkeit und Bedeutung für uns. Und seine Macht ist immer noch gewaltig.«
»Warum habt Ihr dann nicht die Gelegenheit ergriffen, als Euch eine Chance geboten wurde, innerhalb unserer Mauern danach zu suchen?«, fragte Ronan verwirrt. »Was Ihr sagt, das ist doch unvernünftig.«
»Druiden sind niemals unvernünftig«, wurde er belehrt. »Abtrünnig oder nicht, wir vergeuden nie ein Wort. Hätten wir uns auf einen so heimtückischen Plan, wie er uns angeboten wurde, eingelassen, wäre der Wert des Steins erneut gesunken. Wir müssen ihn durch eigene
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