Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
dein Vater gut weg.“
Ihr vorwurfsvoller Blick ließ ihn doch tatsächlich wünschen, zumindest den letzten Satz für sich behalten zu haben.
„Damals war Onkel Ziad schon krank, und die Ärzte gaben ihm nur noch sechs Monate. Ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht und wollte für ihn da sein, solange er noch lebte. Und ich wollte meinem Land einen Dienst erweisen.“
Sie schob ihr Dessert weg, von dem sie kaum gegessen hatte. „Also habe ich ihn geheiratet. Aber anders als bisher hatte ich als Erste Prinzessin von Ossaylan kaum noch Freiheiten. Aus sechs Monaten wurden schließlich sechs Jahre. Die letzten zwei habe ich ihn gepflegt.“
Amjad stellte sich vor, wie diese energiegeladene Frau, als die er sie kannte, mit all ihrer Lebhaftigkeit und Begeisterungsfähigkeit in einer solchen Zwangslage gefangen war. Ein seltsames Gefühl ergriff von ihm Besitz.
Trotz allem war Maram ihrem Vater offenbar nicht böse – mehr noch, sie schien ihn aufrichtig zu lieben.
Wenn überhaupt irgendetwas von dem, was sie sagte, wahr war.
Aber wenn es stimmte, was hatte man ihr womöglich noch angetan?
„Nach seinem Tod fühlte ich mich so … betrogen. Irgendwie wollte ich nachholen, was ich versäumt hatte. Also bin ich gegen den Willen meines Vaters in die Vereinigten Staaten zurückgeflogen. Ich bin durchs Land gereist und wollte einfach nur frei sein. Dann habe ich Brad kennengelernt, der ganz anders war als die Männer in Ossaylan, aufgeschlossen und unbeschwert. Nach dem, was ich durchgemacht hatte, erschien mir die Zeit mit ihm wie der Himmel auf Erden. Übrigens war er nur zwei Jahre jünger als ich, also kein ‚halbes Kind‘. Außerdem sah er gut aus und liebte das Abenteuer.“
Jedes ihrer Worte traf Amjad wie ein Peitschenschlag. Am liebsten hätte er diesem … Brad für jeden seiner Vorzüge einen Kinnhaken verpasst.
„Seine Abenteuerlust war aber gleichzeitig das Problem“, schränkte sie ein. „Er war eine Spielernatur und setzte seine Sicherheit und die anderer Menschen aufs Spiel. Darum habe ich ihn verlassen. Und aus diesem Grund wurde er auch enterbt. Nicht wegen mir.“
„Ach was. Der arme Kerl hat alles für dich getan, und das hat er nun davon.“
Schmollend verzog sie den Mund. „Ganz unschuldig bin ich an alldem natürlich nicht. Eigentlich hatte ich von Anfang an Bedenken, ob wir zusammenpassen. Aber ich wollte es nicht wahrhaben und habe ihn trotzdem geheiratet. Ich glaube, ich hätte jeden geheiratet, nur um aus der Rolle der Ersten Prinzessin auszubrechen. Was Brad angeht, kann ich nur hoffen, dass er zur Vernunft kommt, bevor er sich oder anderen ernsthaften Schaden zufügt.“
„Wie selbstlos von dir“, spottete er.
„Dann habe ich weiterstudiert und meine Beratungsfirma aufgebaut. Seltsamerweise wurde die Beziehung zu meinem Vater wieder besser. Vor vier Jahren bin ich nach Ossaylan zurückgekommen. Und auch wenn du meinen Vater für nicht besonders intelligent hältst, fasse ich es als Kompliment auf, dass seine Entscheidungen seitdem besser geworden sind.“
Amjad pfiff anerkennend. „Was für eine Geschichte! Im Erzählen bist du so gut wie Shahrazad. Du weckst Gefühle und bringst deine Zuhörer zum Nachdenken.“
„Ich glaube nicht, dass dich irgendjemand beeinflussen kann. Wenn du trotzdem drüber nachdenkst … soll das heißen, du schließt dich meiner Version an?“
Amjad spürte förmlich, wie seine bisherige Sicht der Dinge ins Wanken geriet. Aber nein, Maram mochte einst unschuldig gewesen sein, jetzt war sie es nicht mehr. Da half nur noch eins: Er musste sich ihr entziehen.
Betont langsam, um es nicht nach Flucht aussehen zu lassen, erhob er sich. „Ich komme darauf zurück“, sagte er und merkte selbst, dass seine Stimme nicht so gleichgültig klang wie sonst.
Er räumte den Tisch ab. Diese Ablenkung kam ihm sehr gelegen. In der Küche sagte er über die Schulter: „Du brauchst nicht gespannt den Atem anzuhalten. Es kann dauern. Vielleicht passiert es auch nie.“
In dieser Nacht schlief Amjad schlecht. Trotz des Sturmes glaubte er ständig, Maram atmen zu hören und ihre Bewegungen zu spüren.
Gegen Morgen gab er die Hoffnung, wieder einzuschlafen, auf und stand auf.
Kurz danach erwachte auch sie, gut gelaunt und unglaublich … einladend. Ohne sich aufzudrängen, wartete sie ab, ob er mit ihr reden wollte. Als er das nicht tat, schwieg sie ebenfalls und summte zufrieden vor sich hin.
Beim Frühstück, das er zubereitet hatte, lief er zu
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