Die feurigen Kuesse des Wuestenprinzen
glänzenden Haare über die Schulter fielen.
Was für ein verführerischer Anblick!
„In jedem Gerücht steckt ein Körnchen Wahrheit“, sagte sie und lachte. „Mehr aber nicht, zumindest nicht in diesem Fall.“
Wieder aß sie wortlos weiter, und sie sah aus, als wäre sie tief in unliebsame Gedanken versunken. Als sie ihn dann ansah, wurde er mit Gefühlen konfrontiert, die er längst vergessen hatte. In ihrem Blick lag eine Art … Scham? Oder Sympathie?
Tief atmete sie aus. „Ich meine, was weißt du wirklich über mich? Über mein Leben, bevor ich nach Ossaylan gekommen bin?“
„Aufgewachsen bist du bis zu deinem zwölften Lebensjahr in den USA bei deiner Mutter. Als sie ihre Fühler nach ihrem dritten Mann ausgestreckt hat, wurdest du ihr zu viel, und sie hat dich zu Prinz Yusuf, deinem Erzeuger geschickt. Sechs Jahre später hat er dich mit seinem viel älteren Cousin verheiratet. Nach weiteren sechs Jahren ist ‚Onkel Ziad‘ gestorben, und dein Vater wurde, wie gesagt, regierender Prinz. Du bist in die Vereinigten Staaten geflohen und hast diesen unverschämt reichen Erben kennengelernt.“
Er lachte auf. „Nach einer Affäre von immerhin einer Woche, die du ausgenutzt hast, um bekannt zu werden, hast du ihn geheiratet. Obwohl seine Familie so sehr dagegen war, dass er drei Monate später enterbt wurde. Nur ein paar Tage danach hast du dich von ihm scheiden lassen. In den folgenden Jahren hast du mit der Beratung von Politikern und Geschäftsleuten nicht schlecht verdient. Bis du schließlich hierher zurückgekehrt bist, um deinen Vater zu unterstützen, der nicht gerade mit Intelligenz gesegnet ist.“
Während dieser Zusammenfassung spiegelten sich auf ihrem Gesicht die unterschiedlichsten Gefühle. Erst wirkte sie bedrückt, dann erstaunt und schließlich belustigt.
Mit einem herzlichen Lachen sagte sie: „Puh, du stellst mich ja als richtig … interessante Persönlichkeit dar.“
Er bemühte sich um ein möglichst abschätziges Lächeln und bestätigte: „Allerdings. So interessant wie ein gefährliches Tier.“
Wieder lachte sie. Empfindlich war sie anscheinend gar nicht. „Ich glaube, da überschätzt du mich.“
„Sprach die Tigerin und fraß ihr nächstes Opfer.“
Sie lächelte nachsichtig und fragte: „Willst du wissen, wie es wirklich war?“
Und aufhalten ließ sie sich auch nicht. „Du meinst deine Geschichte aus deiner Perspektive“, sagte er.
„Vielleicht schließt du dich ihr ja an, wenn du alles gehört hast.“
Sie lächelte und kniete sich nieder, um das Dessert aus eingeweichten Trockenfrüchten mit gerösteten Mandeln anzurichten. Die knusprigen getrockneten Bananen hatte sie mit Zimt und Nelken gewürzt, so wie er es am liebsten mochte.
Da das aber niemand wusste, entsprach es vermutlich ihrer eigenen Vorliebe. Eine Vorstellung, die er irgendwie irritierend fand.
Sie setzte sich wieder. „Meine Mutter ist oft umgezogen, immer im Norden des Landes. Sie hatte häufig neue Jobs und Beziehungen. Ich glaube, sie war auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens. Sie sehnte sich nach Romantik und auch danach, endlich versorgt zu sein.“
„Bei einem Wüstenprinzen wie deinem Vater hätte sie das doch alles haben können! Wollte sie ihn nicht? Oder ist Yusuf doch schlauer als der Froschkönig im Märchen? Das kann ich mir aber eigentlich gar nicht vorstellen.“
Sie sah ihn tadelnd an. „Mein Vater ist nicht so unfähig, wie du ihn gerne hinstellst. Aber soweit ich es beurteilen kann, hätte sich Mutter an seiner Seite nicht wohlgefühlt. Sie und er hätten ja nichts selbst entscheiden können, angefangen von den Kleidungsvorschriften über die Wahl ihrer Freunde und Ehrenämter bis hin zur Anzahl der Kinder und ihrer Erziehung.“
Sie strich sich das Haar zurück. „Ich glaube, meine Mutter wollte unabhängig bleiben, um jederzeit dem Mann ihrer Träume folgen zu können. Darum hat sie mich zuerst als Belastung empfunden. Aber als ich größer wurde, war ich für sie immer mehr eine Unterstützung. Da hat sie seltener gesagt, sie wünschte, sie hätte mich nicht bekommen.“
In seiner Brust krampfte sich etwas zusammen. „Das hat sie gesagt?“
„So oft nun auch wieder nicht. Nur wenn sie es besonders schwer hatte. Sie war ja bei meiner Geburt erst neunzehn. Später war sie dann meinen Halbgeschwistern eine richtig gute Mutter.“
Immer noch entsetzt, fragte er: „Ich wette, du hast das nicht immer so gelassen gesehen, oder?“ Nicht einmal seine
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