Die fiese Meerjungfrau

klammerte sich an ihren Kelpie. »Ich will euch helfen!«
    »Hilf uns, indem du deine Leute von hier fortbringst!«, rief Danielle. »Sing so laut du kannst, um ihnen zu helfen, sich der Wirkung von Morverens Lied zu entziehen.«
    Lannadae setzte zu einem Protest an, aber Nevidhal sagte: »Lirea und Morveren haben ihren Kampf außerhalb unserer Reichweite getragen. Wir müssen dich von hier fortbringen.«
    Danielle ließ sich ihr Lächeln nicht anmerken: Schon begannen Nevidhal und die anderen Undinen, Lannadae als Mitglied der königlichen Familie statt als verbannte Verbrecherin zu behandeln. Sie und Talia halfen Schnee herunter, und gemeinsam schwammen sie zum Ufer, wobei sie um die weißen Dampfsäulen einen großen Bogen machten.
    Einige Undinen versuchten, sie anzugreifen, aber die meisten waren mehr daran interessiert, dem flüssigen Feuer zu entkommen, das durchs Meer kroch. Die wenigen, die sich ihnen näherten, wurden von Talia mühelos zur Seite gestoßen. Einen Nix brüllte Varisto mit erhobener Axt an, woraufhin diese panisch das Weite suchte. Morverens Magie arbeitete jetzt gegen sie, weil sie den Undinen nur noch größere Furcht einflößte.
    Der felsige Untergrund zerkratzte Danielle die Hände, als sie an Land kletterte. Bildete sie es sich nur ein, oder war der Boden wärmer als vorher?
    Talia schien ähnliche Gedanken zu haben. »Der Rest dieses Orts hier wird aber nicht aufbrechen und Feuer spucken, oder?«
    »Nicht, solange ich es nicht befehle«, entgegnete Varisto.
    »Wie beruhigend!« Talia begann, auf den Palast zuzutrotten. »Wo genau sind sie, Schnee?«
    »Morveren ist beim Turm, demselben wie bei unserem letzten Besuch. Ich glaube, Lirea ist im Innern.«
    »Wartet!« Danielle starrte den fernen Turm an. Sie wusste, was sie sagen musste. Sie wusste es, seit sie auf dem Boot mit Beatrice gesprochen hatte. Sie senkte den Kopf. »Talia, versuche, in den Turm zu kommen. Falls Morveren zu stark ist ...« Sie schluckte. »Falls wir sie nicht aufhalten können, dann musst du Lirea töten.«
    Talia drehte sich um. »Du hast den Undinen versprochen -«
    »Ich weiß.« Danielle zog ihr Schwert und versuchte, sich nicht selbst zu hassen. Alles, was Lirea gewollt hatte, war mit dem Mann zusammenzusein, den sie liebte; stattdessen musste sie feststellen, dass sie von ihrem Prinzen fallengelassen und zu einer Sklavin der Zauberei ihrer Großmutter geworden war. »Dies ist erst der Anfang von Morverens Plan, und schon jetzt sind zu viele Leute gestorben. Ihr habt ihre Mannschaft gesehen: andere Undinen, umgewandelt genau wie Lirea. Sie hat gesagt, Lireas Kinder würden der Beginn einer neuen Rasse sein, aber glaubt ihr, sie wird dort aufhören? Wie lange wird es dauern, bis sie weitere solcher Messer erschafft? Wie lange, bis die Undinen, die ihr folgen, menschliche Seelen zu jagen beginnen? Ohne Lirea löst sich Morverens Projekt in Nichts auf.«
    Talia nickte. »Das ist ein guter Plan, Hoheit.«
    »Nein, ist es nicht.« Danielle sah zum Turm hin. »Aber es ist der einzige, den wir haben.«
    Als sie sich dem Palast vom Land aus näherten, die Sicht durch Dampfwolken verschleiert, konnte Danielle sich vorstellen, wie er einmal ausgesehen hatte. Die Mauer, die den Graben vom offenen Meer trennte, lief außen auf beiden Seiten in einem Bogen zum Land zurück und bildete eine fünfseitige Barriere um den Palast. An jeder Ecke standen Beobachtungstürme, die wohl die größeren Gebäude in der Mitte umringt hatten. Es mussten andere Bauten dort gestanden haben, die vor langer Zeit von Feuer und Magie dem Erdboden gleichgemacht worden waren. Alles, was davon noch übrig war, war von Rillen durchzogener schwarzer Fels, der zu den Mauerruinen führte. An manchen Stellen waren diese noch so hoch, dass sie ihr die Sicht versperrten, aber das meiste bestand aus wenig mehr als auseinandergebrochenen Steinblöcken.
    Selbst hier verbrühte der Dampf fast ihre Haut. Danielle fragte sich, wie viele Undinen von Varistos Feuer überrascht worden waren, ganz zu schweigen von Fischen und anderen Meeresbewohnern. Sie sah einige Krabben, die über die Steine krabbelten, aber weit mehr mussten in dem Moment umgekommen sein, als das Feuer aus dem Meeresboden hervorgebrochen war.
    Sobald sie die eingefallene Mauer hinter sich gelassen hatten, entdeckte Danielle Morveren, die vor Lireas Turm schwebte. Ihre Luftgeister wühlten Erd- und Steinwirbel auf, während sie sie in der Schwebe hielten. Unten auf dem Boden umringten