Die fiese Meerjungfrau
dem Rumpf. Wurzeln, wurde ihr klar.
»Ich darf hier draußen nicht ertrinken!«, sagte Varisto. Er klang, als würde er ebenso sehr mit sich selbst wie mit irgendjemand anderem reden. »Gustans Totenseele würde mich nie zur Ruhe kommen lassen, wenn ich stürbe bei dem Versuch, ihn zu retten. Ich werde nicht das nächste Leben damit zubringen, seine Häme über mich ergehen zu lassen!«
Danielle verzog das Gesicht, als sie sich in eine aufrechte Lage brachte, denn ihre Brust und ihr Bauch schmerzten vor Anstrengung. »Lannadae! Sag deinen Leuten, sie müssen uns nach Hilad bringen! Die Kelpies sind vielleicht schnell genug -«
»Ich kann ihnen keine Befehle erteilen«, sagte Lannadae und schwamm an ihre Seite. »Lirea hat mich als Verräterin gebrandmarkt; meine Anweisungen zu befolgen, hieße selbst Verrat zu begehen. Ich bin zu jung, und mein Duft ist nicht stark genug, um Lireas Einfluss zu brechen.«
»Aber du hast doch gesagt, sie hätten auf dich gehört!«, protestierte Danielle.
»Weil wir geholfen haben, gegen Morveren zu kämpfen, eine andere Verräterin. Du verlangst aber von ihnen, uns ins Herz des Stammes zu geleiten!«
Danielle blickte sich um und betrachtete die Undinen, die an der Oberfläche schwammen. »Ihr habt Morverens Schiff doch gesehen!«, rief sie, während sie mit den Tränen kämpfte. »Ihr müsst doch wissen, dass Morveren eure Königin umbringen will! Ist es das, was ihr wollt? Wollt ihr Lireas Befehlen gehorchen, selbst wenn es euch zu Sklaven einer Hexe macht, die die Seelen ihrer Feinde verschlingt?«
»Sie können nicht ungehorsam sein«, sagte Schnee sanft. »Weißt du noch, was passiert ist, als wir letztes Mal durch ihre Gewässer geschwommen sind?«
»Natürlich!«, sagte Danielle mit brennendem Gesicht. »Was hat das damit -«
»Der Duft, von dem Lannadae und Morveren sprechen, ist eine Art Liebestrank. Wenn ich genug Zeit hätte, wäre ich vielleicht in der Lage, ihm entgegenzuwirken, aber -«
»Aber einige Undinen haben Lirea doch verlassen!«, wandte Danielle ein. »Sie haben sich Morveren angeschlossen!«
»Die vermutlich Zauberei eingesetzt hat, um ihnen zu helfen, Lirea zu widerstehen. Erinnerst du dich noch an das Lied, das sie auf der Phillipa gesungen hat, neulich bei Lireas Angriff?«
»Als sie uns fast umgebracht hätte?«, fragte Talia.
»Morveren ist geschickt genug, um zwei Zauber auf einmal zu singen, und keiner würde es merken.« Schnee rieb die Hände aneinander und blies darauf, um sie zu wärmen. »Ich glaube, sie hat ihren Anhängern zugesungen und Lireas Verbindung zu ihnen durchtrennt. Ich versuche die ganze Zeit, dasselbe zu machen, aber du und Talia möchtet vielleicht mit einem anderen Plan aufwarten.«
Danielle wurde auf einmal klar, dass Schnee kurz vor einer Ohnmacht stand. Ihr Gesicht war blutleer, ihre Bewegungen waren steif vor Schmerz. Sie hatte bereits gegen Morverens Luftgeister gekämpft und den Zauber gebrochen, der Danielle um ein Haar das Leben gekostet hatte.
»Hör auf!«, flüsterte sie. »Du musst dich ausruhen, bevor du dich noch umbringst!«
Schnee fing an, den Kopf zu schütteln, aber die Bewegung ließ sie aufstöhnen.
Danielle blickte Beatrice an. »Was mache ich jetzt?«
»Ihr müsst Morveren aufhalten«, sagte Beatrice sanft. »Das weißt du.«
Danielle suchte nach Morverens Schiff, aber es war schon außer Sicht. Sie drehte sich um und sah den Kelpies zu, die um sie herum ihre Kreise zogen. Auf einmal erhob sie die Stimme und rief: »Ich ergebe mich Lirea! Ich habe geholfen, Lannadae Unterschlupf zu gewähren! Bringt mich zu eurer Königin, damit ich mich der Gerechtigkeit stellen kann!«
Talia zog so heftig an der Bootswand, dass sie Danielle fast ins Wasser gekippt hätte. »Was soll das?«
»Fällt dir ein anderer Weg ein, Morveren noch rechtzeitig zu erreichen?«, fragte Danielle. Talia kniff die Lippen zusammen und stieß sich vom Boot ab.
»Ich auch!« Schnees Augen waren geschlossen, aber ihre Stimme war fest. »Ich bin diejenige, die Lannadaes Höhle für den Winter vorbereitet hat. Ich habe ihr sogar Geschichten vorgelesen.«
»Ich habe ihr auch Unterschlupf gewährt«, sagte Talia widerwillig. Leiser fügte sie hinzu: »Brillanter Plan, Hoheit.«
»Hast du einen besseren?«, fragte Danielle.
»Als Prinz des Hiladi-Kaiserreichs verlange ich, dass ihr auch mich gefangen nehmt!«, brüllte Varisto.
Danielle bereitete es immer noch Schwierigkeiten, in den Gesichtern der Undinen zu lesen, aber ihre
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