Die Finsteren
etwas Schlimmes passiert, und mein Dad hat Luke Harper einen Besuch abgestattet, dem damaligen Bürgermeister. Und Harper hat sich darum gekümmert.«
Mark stand auf und ging zum Kühlschrank. »Wer braucht ein Bier?«
Clayton und Jared meldeten Bedarf an. Mark öffnete die Verschlüsse dreier Flaschen Guinness Extra Stout, kehrte zum Tisch zurück und verteilte es, dann nahm er Platz. »Und ... diese schlimme Sache, die vorgefallen ist. Was war das?«
»Dieses Haus, in das ihr eingebrochen seid ... Mein Vater hat dort am 6. Dezember 1984 eine Frau ermordet.«
»Langsam! Wie war das?«
Clayton zog die Schließkassette näher zu sich heran und faltete die Hände darüber. »Er gestand den Mord in der Nacht, als er starb. Ein paar Stunden, bevor er ... na ja, ihr wisst schon. Jedenfalls war er betrunkener, als ich ihn je zuvor erlebt hatte. Ich hab mich für ihn geschämt und dachte, es wär bloß weiterer Unfug. Auch das hätte ich besser wissen müssen. Ich hab ihn noch nie so aufgelöst wegen etwas erlebt. Er flennte und schluchzte, während er versuchte, mir von dieser schrecklichen Tat zu erzählen, die er begangen hatte.«
Mark verlagerte das Gewicht, wodurch er die Stuhlbeine zum Knarren brachte. »Warum hat er diese Frau umgebracht? Und warum hat er dir so lange nach der Tat davon berichtet? Warum hat er das Geheimnis nicht einfach mit ins Grab genommen?«
Clayton hatte einen trüben, zerstreuten Ausdruck im Gesicht. Er sah niemanden an, als er fortfuhr. Seine Gedanken schienen in die Vergangenheit zu reisen. »Er hatte bereits beschlossen, sich umzubringen, und wollte sich jemandem anvertrauen, solange er noch konnte. Er war kein schlechter Mensch. Klar, er hat einige üble Sachen getan, trotzdem war er einer von den Guten und hatte ein Gewissen. Ich schätze, der Mord lastete ihm all die Jahre schwer auf der Seele. Hat sicher teilweise eine Rolle dabei gespielt, was er letztendlich tat.«
»Nur teilweise? Was gab’s denn noch für Gründe?«
»Damit zu leben, was er über die Dämonen und jenes Haus wusste. In den Jahren nach dem Mord hat sich mein Dad intensiv mit okkultem Krempel beschäftigt. Das hat er mir nicht selbst erzählt, aber es steht alles hier drin.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Metallbox. »Die ganze elende Geschichte.«
Jared ging zum Kühlschrank und kam mit einem weiteren Bier zurück. »Gut, dein Vater hat also irgendein Miststück gekillt. Woher wusste er von dem Dämon?«
»Luke Harper erzählte ihm davon.«
»Und woher wusste Luke Harper es?«
»Harper war einer der Männer, die den Dämon ursprünglich beschworen. Er und sein Partner haben Andras angerufen und mit einem Bann belegt. Sie dachten, der Dämon könnte sich bei ihren geschäftlichen Transaktionen als nützlich erweisen.«
»Das ist verrückt.«
»Was du nicht sagst. Mann, wir reden hier eindeutig nicht von geistig gefestigten Menschen. Vielmehr reden wir über gefährlich durchgeknallte Spinner mit einem Hang zum Größenwahn. Wer glaubt schon ernsthaft, er könnte mit solcher Scheiße rumexperimentieren, ohne später Konsequenzen dafür tragen zu müssen? Irgendwann wurde diesen Typen klar, dass sie sich übernommen hatten, und sie starteten einen Versuch, die Dämonen zu bannen. Andras wurde im Keller eingekerkert. Seinen Handlanger Flauros verfrachteten sie in einen Winkel von Luke Harpers Schädel, wo er blieb, bis Marks Vater dem alten Penner eine Kugel ins Hirn jagte und damit den Dämon befreite.«
Jared wirkte blass. »Also müssen wir zwei Dämonen loswerden? Scheiße.«
Mark stöhnte. »Wir sind ja so was von im Arsch.«
Clayton fasste tief in seine Gesäßtasche und zog einen kleinen Schlüssel heraus. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Er schloss die Kassette auf und klappte den Deckel zurück. Mark und Jared beugten sich über den Tisch, um besser sehen zu können. Darin lag ein Stapel zerknitterter alter Notizblätter. Eine saubere Handschrift in leicht verblasster Tinte füllte die Seiten bis zum Rand. Clayton holte die Zettel heraus. Darunter kamen eine Handfeuerwaffe und mehrere Patronen zum Vorschein, die Quelle der ratternden Geräusche.
Clayton schob Mark den Papierstapel zu. »Da steht alles drin. Alles, was ich euch erzählt habe und noch mehr. Es finden sich auch Anleitungen, wie man Dämonen bindet.« Er holte eine der Patronen aus der Kassette und zeigte sie den Jungen, hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Projektil glänzte silbrig. »Das ist eine der
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