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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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herzukommen.«
    »Vorsichtig? Wie meinst du das? Denen kannst du vertrauen, Clay. Sie petzen das niemandem.«
    »Das wollte ich damit nicht sagen. Wenn du morgen mit ihnen redest, dann achte genau darauf, wie sie sich verhalten. Achte auf jedes Anzeichen von etwas ... Ungewöhnlichem. Egal ob unauffällig oder extrem offensichtlich. Keine Ahnung. Ich kann nur davon ausgehen, was mir mein Vater erzählt hat, als er in jener letzten Nacht besoffen war und wirres Zeug über dämonische Besessenheit brabbelte.«
    Mark schauderte. »Du glaubst, einer meiner Freunde ist von einem verfickten Dämon besessen?«
    Clayton zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Sag du’s mir. Du warst in dieser Nacht dabei. ›Irgendwas war dort.‹ Erinnerst du dich? Was glaubst du? «
    »Andras.«
    Bei dem Namen verspürte Clayton einen unerklärlichen Anflug von Kälte. »Wer ist ...«
    »Er sagt, er wäre ein Großfürst der Hölle. Ich hab ihn in meinem Kopf sprechen gehört. Wie wir alle. Ich hoffte eigentlich, dass ich mir das nur eingebildet habe ... Gruppenhypnose oder irgend so ein Mist.«
    Clayton schnaubte. »Gruppenhypnose, du meine Fresse. Du bist doch kein schmieriger Regierungsfuzzi, der eine UFO-Sichtung vertuschen will. Aber nur, um alle anderen Theorien auszuschließen ... Ich weiß, dass ihr gerne feiert. Bist du sicher, dass ihr nichts eingeworfen hattet, was Halluzinationen verursachen kann? Acid, Pilze, so was in der Art?«
    Mark schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein. Nur Alkohol und ein bisschen Gras.«
    »Ich glaub dir ja. Aber ich musste fragen. Tja, wenn das alles stimmt, war mein Vater vielleicht doch nicht komplett verrückt. Und das bedeutet, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass du und deine idiotischen Kumpel einen verfickten Dämon aus seinem Gefängnis befreit habt. Und ja, einer von euch ist wahrscheinlich besessen.« Ein freudloses Lachen. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Mark stellte die Guinness-Flasche ab und vergrub erneut das Gesicht in den Händen.
    »Wie gesagt, beobachte deine Freunde, Mark. Behalt sie aufmerksam im Auge. Falls du bei einem von ihnen Anzeichen aufschnappst, dass was nicht stimmt, hältst du über dieses Treffen besser die Klappe und machst, dass du Land gewinnst. Kapiert?«
    Mark schaute ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
    Er wirkte immer noch verängstigt und verzweifelt vor lauter Liebeskummer, aber es hatte sich etwas Neues in seine Züge geschlichen, ein Anflug von Hoffnung. Der Junge setzte sein Vertrauen in Clayton Campbell.
    Was nach Clayton Campbells bescheidener Meinung eine ziemlich große Sache war.
    »Kapiert.«

23
    6. Dezember 1984
    Das Haus des Bürgermeisters lag in Ransom auf der Kuppe eines sanft ansteigenden Hügels. Der weitläufige Rasen präsentierte sich als gepflegte Grünfläche. Eine ganze Mannschaft von Landschaftsgärtnern kümmerte sich unermüdlich darum, dass er so makellos wie ein Golfplatz der PGA-Tour aussah. Das große, im Plantagenstil errichtete Gebäude befand sich etwa 100 Meter abseits der Straße, umgeben von einem hohen, schmiedeeisernen Sichtschutzzaun mit einem Sicherheitstor am Fuß der Auffahrt. Theoretisch handelte es sich nicht um ein Privatgrundstück. Auf dem Papier gehörte die Liegenschaft der Gemeinde. Allerdings wusste jeder in Ransom, dass Luke Harper, der seit knapp 30 Jahren das Amt des Bürgermeisters innehatte, die Villa als seinen Besitz betrachtete.
    Nachdem sich das elektrische Tor für Norman Campbell geöffnet hatte, raste er die lange, halbkreisförmige Auffahrt hinauf und brachte den Cadillac mit quietschenden, qualmenden Reifen neben einer hohen Marmorveranda mit zahlreichen Türmchen zum Stehen. Sie mutete beinahe so prunkvoll wie das Lincoln Memorial in Washington an. Norman schnaufte und ächzte, als er die Stufen hinaufrannte. Ein steifer Wind erfasste seine Krawatte und blies sie ihm nach hinten über die Schulter. Als er die Tür erreichte und mit dem Daumen auf den runden Klingelknopf drückte, war er außer Atem. Er keuchte noch immer heftig und wischte sich mit der Handfläche Schweiß von der Stirn, als die Tür aufschwang. Frederick, ein überaus adretter englischer Butler, der geradewegs einer Kurzgeschichte von P. G. Wodehouse entsprungen zu sein schien, begrüßte ihn mit zutiefst bestürztem Gesichtsausdruck.
    Der Butler öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Norman kam ihm mit einer schnellen Handbewegung zuvor. »Ich muss zu Luke ... zum Bürgermeister. Sofort.«
    Fredericks

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