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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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wiedererkannte, wurde von Zetteln abgelesen. Natasha Wagner befand sich unter den Anwesenden und hielt mehrere Seiten in den zierlichen Händen. Ein Typ brachte seine Textzeile zu Ende und sah sie an. Sie lächelte und rezitierte die nächste Zeile. Natasha trug den Text voller Überzeugung vor und ihre Körpersprache wirkte weniger steif und natürlicher als bei den meisten anderen Darstellern. Sie war gut. Allerdings verblüffte Kevin, dass Natasha sich mit dieser Gruppe abgab. War sie schon immer Mitglied des Schauspielklubs gewesen? Er konnte es sich nicht vorstellen. Sie war immer wie der Rest ihrer Clique gewesen. Von der Schule schnurstracks nach Hause, um den restlichen Tag zu verschlafen, damit sie nachts gemeinsam um die Häuser ziehen konnten.
    Nur taten sie das alle nicht mehr, soweit er wusste.
    Ihrer aller Leben hatte sich verändert und Natasha schien darauf reagiert zu haben, indem sie offenbar auch an ihrem eigenen Leben Veränderungen vornahm. Kevin verspürte bei dem Gedanken einen merkwürdigen Anflug von Stolz. Er mochte sie schon lange. Sie war in jeder Hinsicht toll. Natasha war klug und geradezu verboten heiß. Manchmal leicht auf die Palme zu bringen, aber auch verdammt lustig. Dabei war er in Wahrheit vor allem ungeheuer eifersüchtig wegen ihres offenkundigen Interesses an Mark. Zu sehen, wie sie versuchte, ihr Leben wieder auf die Spur zu bringen, löste Schuldgefühle wegen seines eigenen Plans, einfach alles hinzuwerfen, in ihm aus. Es kam ihm ... feige vor. Er lauschte, wie sie ihren nächsten Text aufsagte. In ihm stieg ein weiterer Gedanke auf, für den er sich schämte ... Vielleicht kann ich jetzt endlich bei ihr landen .
    Mittlerweile wusste jeder, dass sie zu Mark auf Abstand ging.
    Also vielleicht ...
    Aber während er sie anstarrte, kehrte er im Geist in jene schreckliche Nacht in dem alten, nasskalten Keller zurück. Er sah sich selbst auf Natasha liegen, wie er in ihren nackten Körper hineinstieß und trotz seiner Furcht und des Entsetzens vor dem unsichtbaren Wesen, das sie alle manipulierte, die herrliche Feuchtigkeit in ihrer Mitte genoss. Sie alle hatten sich bei ihr abgewechselt. Und sie wand sich die ganze Zeit über stöhnend, von der Kreatur dazu gezwungen, auf körperlicher Ebene in Erniedrigung zu schwelgen, obwohl ihr unablässig Tränen über das zitternde Gesicht liefen.
    »Scheiße.«
    Kevin zwang sich, den Blick von ihr abzuwenden.
    Die Wahrheit ließ sich nicht übersehen.
    Natasha war nicht bloß mit Mark fertig – sie war mit ihnen allen fertig. Und Kevin konnte ihr nicht den geringsten Vorwurf machen. Was immer sie miteinander geteilt hatten, existierte nicht länger. Aus und vorbei. Endgültig. Jener magische Funke, der sie geeint hatte, war erloschen. Eine weitreichende, schmerzliche Leere trieb ihm Tränen in die Augen.
    Der Flur begann, sich mit Lärm zu füllen, und er spürte Körper, die sich an ihm vorbeischoben. Er hatte sich zu lange hier aufgehalten. Mit gesenktem Kopf, um seine Tränen zu verbergen, eilte er den Gang hinab und verließ die Schule durch eine Tür, die zum kleineren Parkplatz an der Rückseite des Gebäudes führte. Hier stellte er jeden Morgen sein Auto ab, weil er es dann nicht so weit zu seinem Spind hatte. Die Sonne nahm der kühlen Luft ihre Schärfe. Er hastete an den parkenden Wagen vorbei und verlangsamte die Schritte, als er sich seinem alten Eclipse näherte, der im abgelegensten Winkel hinter einer hohen Heckenreihe stand, die das Schulgelände von der Straße abgrenzte. Zwei kräftig gebaute Footballspieler lehnten am Heck eines verwahrlosten Toyotas, der daneben parkte. Moose Hendrickson erkannte Kevin auf Anhieb und er glaubte, der andere Bursche hieß Zack oder Jack. Es bestand kein Grund zu der Annahme, dass sie gezielt auf ihn warteten. Das war bloß Paranoia. Er hatte keinen Streit mit den beiden und er wusste, dass sie nicht zu denen gehörten, die ihn in den Pausen quälten. Also beschleunigte er die Schritte wieder, um schnellstmöglich zu seinem Auto zu gelangen und der Schule endlich den Rücken zu kehren.
    Zu spät erkannte er seine Unvorsichtigkeit.
    Der Toyota, an dem sie herumlungerten, gehörte irgendeinem kümmerlichen Streber. Jason Soundso.
    Moose und Zack oder Jack ließen ein raubtierhaftes Grinsen aufblitzen und packten ihn. Kevin setzte sich mit aller Kraft gegen sie zur Wehr, doch sie waren schlicht zu stark. Sie rangen ihn auf den Asphalt und bearbeiteten ihn schnell und effizient, rammten ihm

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