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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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die Fäuste in sämtliche Weichteile. Sein Gesicht ließen sie bis zum Schluss in Ruhe. Dann zermalmte ihm ein besonders heftiger Schlag die Lippen und ließ Blut über sein Kinn und auf sein Hemd spritzen. Irgendwann während des Angriffs hörte Kevin Gelächter in der Nähe. Es stammte nicht von den Footballspielern, die zu sehr darauf bedacht waren, ihm die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Kevin drehte den Kopf, um durch den Hagel der heransausenden Schläge herauszufinden, welches Arschloch ihn da auslachte.
    Kent Hickerson grinste ihn aus mehreren Metern Entfernung höhnisch an. Brett Hogan stand daneben. Sie verstellten jedem die Sicht, der zufällig vorbeikam. Kevin begriff, dass sie die ganze Sache im Voraus geplant hatten. Es handelte sich um eine Falle und er war blindlings hineingetappt. So dumm.
    Die Abreibung dauerte nur wenige Minuten. Zum Abschluss verrenkte ihm Moose den Arm auf dem Rücken und beugte sich dicht zu seinem Ohr, um ihm eine Drohung zuzuflüstern: »Wenn du jemandem petzt, wer das getan hat, bring ich dich um, du Miststück.«
    Kent kam ein bisschen näher. »Am besten denkst du darüber nach, dich nie wieder hier blicken zu lassen, Schwuchtel.« Er lächelte. »Wer weiß, was beim nächsten Mal passiert?«
    Dann waren sie verschwunden.
    Kevin hörte sie lachen, als sie davonschlenderten. Hass und Scham zehrten ihn auf. Mehrere Minuten lang blieb er schluchzend auf dem Boden liegen. Er rollte sich auf die Seite, zog die Beine an und zitterte vor Schmerzen. Mit fest geschlossenen Augen verharrte er in dieser Position, bis er spürte, wie ein Fuß seinen Hintern anstupste.
    Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und wälzte sich stöhnend herum.
    Fiona Johnson stand über ihm. Sie trug ihre übliche weite Jeans und eine Kapuzenjacke. Die Akne um ihr Kinn wirkte stärker gerötet als üblich, als hätte sie es sich nicht verkneifen können, daran herumzukratzen. Es war das erste Mal seit der Nacht im Keller, dass sie sich ihm näherte. Kevin und die anderen Jungen hatten ihren Körper genauso ausgiebig missbraucht wie den von Natasha. Obwohl bei keinem von ihnen freier Wille im Spiel gewesen war, fühlte sich ein Teil von Kevin seit jener Nacht wie ein dreckiger Vergewaltiger.
    Fiona kam näher und kniete sich neben ihn. »Tut mir leid. Ich hab gesehen, was passiert ist. Ich ... ich konnte nichts dagegen tun. Die ...«
    Trotz der Schmerzen brachte Kevin ein Lächeln zustande. Er nahm ihre Hand. »Ich weiß. Schon in Ordnung.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Darauf wusste Kevin nichts zu erwidern. Sie hatte recht. Es war nicht in Ordnung. Nichts war noch in Ordnung. Eine Weile verharrten sie und lauschten den Geräuschen der startenden Motoren, als sich der Parkplatz langsam leerte.
    Schließlich meinte Fiona: »Ich weiß, wo ich eine Kanone auftreiben kann.«
    Kevins Griff um ihre Hand verstärkte sich.
    Sie senkte das Gesicht zu ihm herab und küsste ihn zart auf die blutigen Lippen. »Würde dir das gefallen?«
    Kevin schluchzte noch einmal. »J-ja.«
    Erneut ein Kuss, diesmal mit einem Anflug von Leidenschaft.
    »Gut.«

26
    Ella wusste nicht, ob sie es durchziehen konnte. Aber er hatte es ihr befohlen. Andras. Die wunderschöne, dunkle Kreatur, die im Körper ihres Enkels lebte. Sie durfte nicht ins Haus zurückkehren, ohne ihre Aufgabe zu erfüllen. Die Vorstellung, nie wieder die Gegenwart des Dämons genießen zu dürfen, trieb sie an den Rand der Verzweiflung. Wenn sie sich in seiner Nähe aufhielt, fühlte sie sich herrlich lebendig und wie neugeboren. Wieder jung. Nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Wie ihre Schwiegertochter wirkte sie von Tag zu Tag jünger. Sie hatte 63 Jahre auf dem Buckel, doch heute sah sie höchstens wie 40 aus. Vielleicht erschien sie schon morgen genauso atemberaubend und jugendlich wie Suzie. Es wäre schrecklich, diese Wiederherstellung ihrer Jugend aufgeben zu müssen. Andras hatte ihr versichert, dass genau das geschehen würde, falls sie ihm nicht gehorchte oder sich aus seinem Einflussbereich entfernte.
    Sie betrachtete ihr Gesicht im Innenspiegel des Bentley und bewunderte einmal mehr das makellose Antlitz, das ihr daraus entgegenblickte. Die Haut war glatter und wirkte frischer als seit vielen Jahren. Einige Sorgenfältchen um die Augen und die Mundwinkel existierten noch, doch die meisten Runzeln hatten sich verflüchtigt. Ella war eine eitle Frau, aber der Grund, warum sie sich von Andras angezogen fühlte, beschränkte sich nicht auf die

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