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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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starren. Falls es hier um Lösegeld ging, stand ihren Entführern eine herbe Enttäuschung bevor. Andererseits hielt er das für ausgeschlossen. Der Kerl sah nicht aus, als brauche er dringend Geld.
    Was nur bedeuten konnte, dass es um etwas wesentlich Unheilvolleres ging.
    Die Realität der Situation traf ihn erneut wie ein Schlag.
    Wir werden sterben. Die werden uns foltern. Danach bringen sie uns um.
    Ihr Entführer setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf. »Raus aus dem Kofferraum oder ich schieß dir den Schwanz weg.« Er zielte mit der Pistole auf Gregs Schritt. »Würde wahrscheinlich wehtun. Verdammt weh. Also setz dich besser in Bewegung.«
    Es ließ sich nicht vermeiden. Greg verlagerte das Gewicht, setzte sich auf und erschrak, wie steif sich seine Glieder anfühlten. Er sah sich um und stellte fest, dass die Vermutung, dass sie sich in einer privaten Garage befanden, zutraf. Aus seinem Blickwinkel konnte er es zwar nicht genau erkennen, aber er vermutete, dass das Tor geschlossen war. Daher kam ein Fluchtversuch auch ohne die Gefahr einer Kugel im Rücken nicht infrage. Natürlich konnte er um Hilfe rufen, doch er bezweifelte, dass ihn irgendjemand hörte oder ihm zu Hilfe eilte. Erneut gab die bedrohliche Präsenz der Pistole den entscheidenden Ausschlag.
    Greg wollte wirklich nicht, dass auf ihn geschossen wurde.
    Weder auf seinen Schwanz noch sonst wohin.
    Er kletterte also aus dem Kofferraum und half dann Carrie heraus. Sie klammerten sich aneinander fest und zitterten, weil sie nach den vielen Stunden Krämpfe in den Beinen hatten. Carrie drückte das Gesicht an seine Schulter und ihre Lippen bewegten sich unablässig. Mittlerweile sprudelten die Worte schneller und leiser aus ihr heraus, eine unaufhörliche Abfolge halb verständlicher Bibelzitate.
    Mr. GQ deutete mit der Pistole auf sie. »Du da. Bibelfrau. Sieh mich an.«
    Carrie richtete den Blick auf ihn.
    Der Mann lächelte. »Willst du weiterleben, Bibelfrau?«
    Sie erzitterte. »J-ja. Möge Gott mir gnädig sein.«
    »Gott hat damit nichts zu tun.« Er gestikulierte mit der Pistole in ihre Richtung. »Wenn du weiterleben willst, tust du genau, was ich dir sage. Kein Zögern oder Zurückhalten. Verstanden?«
    Sie nickte. »Ja.«
    »Gut. Als Erstes verpasst du deinem Freund einen Schlag. Und zwar fest .«
    Greg runzelte verwirrt die Stirn. Was zum Teufel soll das? Er rechnete nicht wirklich damit, dass Carrie den Befehl befolgte. Sie war ein überaus anständiges Mädchen, das regelmäßig zur Kirche ging. Ein nettes Mädchen. Und so friedfertig, wie man nur sein konnte. Deshalb zeigte er sich mehr als nur ein bisschen überrascht, als sie ihn losließ und ihm mit der Hand ins Gesicht schlug. Fest, wie befohlen. Er taumelte zurück und stieß mit dem Hintern gegen den Mercedes SUV, der neben dem Lexus parkte. Greg starrte Carrie mit vor Schock geweiteten Augen an und bemerkte noch etwas, das ihn überraschte. Sie wirkte nicht länger ängstlich. Ihre Miene erinnerte an den verschlagenen Ausdruck eines Tiers, das skrupellos den alleinigen Ausweg aus einer gefährlichen Situation einschlägt. Der Unterschied zwischen dieser jungen Frau und dem verängstigten Mädchen, das sich nur wenige Momente zuvor an ihm festgeklammert hatte, erschien ihm verblüffend, geradezu unbegreiflich.
    Mr. GQ lachte. »Gut. Und jetzt tritt ihm in die Eier.«
    Wieder kein Zögern. Carrie kam auf ihn zu, pflanzte den linken Fuß fest auf den Betonboden, holte mit dem rechten Bein schwungvoll aus und rammte ihm den Absatz ihres Schuhs in den Schritt. Sofort setzten vernichtende Schmerzen ein und raubten ihm für lange Momente den Atem. Er sackte auf die Knie und umklammerte seine misshandelten Weichteile. Als er nach Luft schnappte, löste sich ein Heulen aus seiner Kehle. Erneut stürmten Schmerzen auf ihn ein und trieben ihm dicke Tränen in die Augen, die in heißen Strömen über seine zitternden Wangen liefen.
    »Tritt ihm ins Gesicht.«
    Durch die höllischen Qualen war Greg außerstande, wegzurobben oder sich anderweitig zu verteidigen. Diesmal krachte der harte Absatz von Carries Schuh gegen sein Kinn. Sein Kopf wurde nach hinten geschleudert und prallte gegen die Seite des SUV. Blut füllte seinen Mund und er spürte etwas Scharfes, das gegen seine Zunge stach. Er würgte und spuckte etwas aus. Wieder waren die Schmerzen gewaltig. Ein Anflug von Übelkeit ließ ihn nach vorn sacken. Mit den Händen stützte er sich auf dem kalten Betonboden der Garage ab.

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