Die Finsternis
der Stadt auf dem Radarschirm auftauchten. Ich brachte uns so nah wie möglich an die schwerfällige Konstruktion heran, dann steuerte ich wieder auf die Oberfläche zu und kurz darauf brachen wir durch die drei Meter hohen Wellen.
Die uralte, vor der Küste liegende Bohrinsel türmte sich sieben Stockwerke hoch vor uns auf. Vor der Großen Flut hatte die Plattform über dem Wasser gestanden, sodass Boote genügend Platz hatten, um darunter hindurchzufahren. Jetzt klatschten die Wellen gegen die Unterseite der Insel, sodass die erste Ebene bei Flut vermutlich vollständig unter Wasser stand.
Die verlassenen Ölbohrinseln vor den Küsten des Staatenbundes wurden für ganz verschiedene Zwecke genutzt, zum Beispiel als Gefängnisse oder als Wind- und Wasserkraftanlagen, dicke Kabel am Meeresboden leiteten die erzeugte Energie von dort zum Festland. Die meisten Bohrinseln waren jedoch zu wackeligen Städten umgebaut worden, die Tausenden vom Festland vertriebenen Menschen Obdach boten. Ich hätte es offen gestanden vorgezogen, auf einer umgebauten Bohrinsel zu leben, als in einer dieser Schachtelstädte eingeschlossen zu sein. Wenigstens waren die Plattformen von Meer und Himmel umgeben und nicht zwischen weiteren Betontürmen eingeklemmt.
Ich fuhr mit der Slicky um Rip Tide herum und suchte nach einem Anlegeplatz, doch ich konnte weder eine Klampe noch einen Eingang entdecken. Die verrosteten Metallwände trugen nur eine dicke Kruste aus Seepocken, Muscheln und Napfschnecken. Mit den sieben Decks und dem gewaltigen Bohrturm in der Mitte mochte Rip Tide einst eine beeindruckende Bohrinsel gewesen sein, doch es war keine sehr einladende Stadt daraus geworden. Schließlich gab ich die Suche auf und steuerte auf die felsige Küste zu.
»Da!«, rief Gemma und zeigte nach oben. »So kommen wir in die Stadt.«
Über unseren Köpfen waren dicke Stahlseile gespannt, die Rip Tide mit der Küste verbanden. Sie wurden zusätzlich von zwei Stahltürmen gehalten. Die steilen Klippen waren ein gutes Stück entfernt, doch dann kam eine Gondel in Sicht, die die Küste schnell hinter sich ließ. Die Kabine war vollgestopft mit Menschen, schwirrte über uns hinweg und rauschte durch eine Öffnung, um auf einem der mittleren Decks zu landen.
»Sieht das für dich ungefährlich aus?«, fragte Gemma. »Für mich nicht.«
»Hast du eine bessere Idee, wie wir in die Stadt kommen könnten?«
»Nein«, erwiderte sie gereizt.
Ich sauste mit der Slicky auf die Küste zu. Als wir näher kamen, entdeckte ich unzählige Boote, die am Fuß der Klippen vertäut waren. Die Anlegestellen waren nichts weiter als lange, eiserne Tragbalken, die aus den Wellen herausragten. Nachdem ich das Bedienfeld der Slicky verschlossen hatte, stieß ich die Luke auf und schreckte sofort zurück. Ganz Rip Tide fühlte sich wahrscheinlich so an – wie das Innere eines Heizofens, der auf volle Leistung aufgedreht war. Ich befestigte die Slicky an einer Klampe, setzte einen Hut mit breiter Krempe auf und band ein Halstuch um, genau wie es die Bewohner der Hausboote taten. Natürlich wollten sich die Floater auf diese Weise vor den UV -Strahlen schützen. Ich dagegen wollte vor allem meine Haut vor den neugierigen Blicken der Leute verbergen.
Gemma raffte ihren Sari hoch und wir balancierten über den schmalen Eisenträger, vorbei an verschiedenen Arten von Wasserfahrzeugen: einem U-Boot, hinter dem eine Kette aus Wohncontainern schaukelte, Hausbooten, auf denen die Floater ihre Habseligkeiten aufgetürmt hatten, und jeder Menge mehrgeschossigen Lastkähnen. Etwas merkwürdig war, dass Leute auf den Glaskuppeln der Wohncontainer hockten und auf den klapprigen Frachtkähnen herumlungerten, als würden sie etwas beobachten, und sie alle wetteiferten um den besten Blick auf die Bohrinsel. Offensichtlich hatten sie sich schon vor geraumer Zeit hier niedergelassen, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, weil es hier draußen über vierzig Grad heiß war.
Hinter uns war das peitschende Geräusch eines sich entfaltenden Segels zu hören. Ich drehte mich um und sah, wie ein paar Männer das Hauptsegel eines Trimarans festzurrten, sodass es den Menschen auf den Booten zugewandt war. Dann warf die Besatzung nicht einen, sondern gleich drei Anker aus – ziemlich übertrieben für so ein Leichtrennboot. Wahrscheinlich wollten sie es unbedingt an dieser Stelle halten.
»Der Kampf wird bestimmt hier draußen übertragen«, vermutete Gemma und deutete auf das
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