Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
Vom Netzwerk:
Tag kommen würde, an dem ich dankbar wäre, ein paar Outlaws zu kennen.
    Pretty setzte sich auf eine Tonne und band sein langes Haar zurück. »Ich kann immer noch nicht erkennen, was daran gut sein soll.«
    »Es ist ehrliche Arbeit«, protestierte Bürgermeister Fife.
    Eel lachte mit vollem Mund. »Soll das etwa ein Argument sein, Fife?«
    »Hier ist Salzwasser«, sagte Pretty zu Shade und zeigte auf den Eimer.
    Shade warf den letzten Stoffstreifen beiseite, tauchte die Fäuste in den Eimer und fuhr zusammen. Ich wusste, dass Segler ihre Hände in Meerwasser einweichten, um sie abzuhärten. Ich vermutete, dass das auch für einen Boxer sinnvoll war.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Gemma mich aufmunternd näher winkte. Sie hatte Recht. Im Schatten zwischen den baumelnden Kadavern würde ich wohl kaum Antworten finden. Ich trat in den Lichtkreis, doch offensichtlich nicht schnell genug für sie. Schon hatte Gemma den Raum durchquert und blieb neben mir stehen.
    »Sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?«, rief Bürgermeister Fife. »Shade, du hast mir ja gar nichts gesagt.«
    Ich schielte zu dem Gesetzlosen hinüber und fragte mich, wie er auf einen Mann mittleren Alters reagieren würde, der sich bei Gemma einschmeicheln wollte. Doch Shade schüttelte nur ungerührt das Meerwasser von den Händen.
    »Wie heißt du, mein Sohn?«
    Mit einem Ruck wurde mir klar, dass Fife mich gemeint hatte, nicht Gemma. Hitze kroch meinen Nacken hinauf und schoss mir ins Gesicht. »Ty«, sagte ich und wurde plötzlich misstrauisch.
    »Sieh sich das einer an. Der Junge leuchtet!«, krähte Fife. »Und sieht noch dazu gut aus. Warum sind wir uns noch nicht begegnet?« Freundlich streckte er mir die Hand entgegen. »Gideon Fife. Bürgermeister der Einwohner von Rip Tide. Repräsentant der Surfgemeinschaft. Und ein meisterhafter Impresario, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.«
    Sollte ich wissen, was das bedeutete? Ich schüttelte ihm die Hand, obwohl ich mich von dem berechnenden Leuchten in seinen Augen abgestoßen fühlte.
    »Und ich dachte, diese Jungs hätten einen Schein.« Fife schüttelte in gespieltem Erstaunen den Kopf. »Im Vergleich dazu sind das trübe Funzeln. Ich habe eine Idee. Mach ihn doch zu deinem Sekundanten«, rief er Shade zu.
    Shade streckte sich und ließ die Schultern knacken. »Das übernehmen schon Eel und Pretty.«
    »Sie glauben, die Leute interessieren sich für einen Schein, wenn sie sich einen Boxkampf ansehen wollen?«, fragte Pretty skeptisch.
    »Wo ihr herkommt, ist dieses Leuchten vielleicht so gewöhnlich wie der Anblick eines Dorschs« erwiderte Fife. »Aber ich garantiere euch, dieses lächerliche Bohrinselvolk hat noch nie jemanden wie ihn gesehen. Ist nicht böse gemeint«, wandte er sich an mich, »ich versuche nur, mich meinen Boxern gegenüber anständig zu verhalten. Also tue ich alles, was die Touristen und ihr Geld anlockt. Es wird mit bloßen Fäusten gekämpft, es gibt keine Regeln … dafür ein wenig Lokalkolorit … oder, wie in diesem Fall, Lokalschein .« Seine Augen leuchteten. »Wie wäre es, Wasserjunge?«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit«, mischte sich Shade ein. »Erzählen Sie ihm einfach, was Sie über die Drift wissen.«
    Die gute Laune des Bürgermeisters war augenblicklich verflogen. »Du bist der Junge, dessen Eltern entführt wurden?«
    Ich nickte.
    »Du hast mir nicht gesagt, dass er ein Pionier ist«, wandte sich Fife aufgebracht an Shade. »Nun, das ändert einiges.«
    »Weil die Surfs die unterseeischen Pioniere hassen«, sagte ich. »Ich habe davon gehört.«
    »Das bedeutet nur, dass ich nicht weiß, wie ich dir helfen kann«, erklärte er. »Auf keinen Fall werde ich mich als Mittelsmann anbieten oder Rip Tide zum Austauschplatz machen, falls diese Surfs auf Lösegeld aus sind.«
    »Warum sollten sie Tys Eltern sonst entführt haben?«, fragte Gemma.
    »Könnte politisch motiviert sein«, sagte Fife. »Vielleicht auch aus Rache.«
    »Also, ich werde nicht darauf warten, bis die Surfs irgendeine Erklärung abgeben«, sagte ich. »Sie holen sich hier in Rip Tide immer ihre Rationen ab, richtig?« Fife nickte und ich fuhr fort: »Und wann kommen sie das nächste Mal?«
    »Frühestens in zwei Wochen. Alle Townships nehmen ihre Rationen am Beginn des Monats auf.«
    Mein Herz sank. »Und wissen Sie, wo die Drift jetzt sein könnte? Wo ihr Fischfanggebiet ist?«
    »Keine Ahnung.« Er klang ehrlich bekümmert. »Ich entferne mich von der Küste nie weiter als

Weitere Kostenlose Bücher