Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
Vom Netzwerk:
Gesicht. Er schien plötzlich ein völlig anderer Mensch zu sein als der, der mich vor einer Minute bedroht hatte.
    Krait wickelte gerade einen Teil seines Verbandes ab und sagte beiläufig: »Wie wäre es damit: Wenn der Herausforderer gewinnt, wird Levee mit dir reden.« Er sah seinen Freund an. »Was sagst du dazu?«
    Levee hatte seine Fassung zurückerlangt, war wieder ganz der Draufgänger und nickte. »Wenn ich bei diesem Kampf Geld gewinne, viel Geld, werde ich dir erzählen, was ich vor einer Stunde gehört habe.«
    »Das wirst du«, betonte ich. »Wo werde ich dich finden?«
    Krait lächelte bitter. »Genau hier, auf der einzigen Ebene, auf der wir uns aufhalten dürfen.« Der halb abgewickelte Verband rutschte von seinem Oberkörper und genähte Wunden kamen zum Vorschein. Ungerührt begann er, sie neu zu verbinden.
    »Wie ist das passiert?« Die Worte waren mir einfach herausgerutscht.
    Leicht überrascht sah er auf. Dann schien er sich zu erinnern, dass er nicht mit einem Surf sprach. »Ein Versehen«, erwiderte er knapp.
    Ich nickte nur, denn ich wollte mein Glück nicht durch weitere Fragen herausfordern. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte seine Bauchgegend wohl »versehentlich« Bekanntschaft mit ein paar gefährlichen Zähnen gemacht, die in einem besonders großen, kräftigen Kiefer gesteckt haben mussten. So viel wusste ich mit Sicherheit.
    Ich wusste auch, dass dieser Biss nicht von einem Hai stammen konnte. Doch ich hatte keine Ahnung, was es dann gewesen war.
    Während ich mich zu Gemma und den Outlaws auf den Weg nach unten machte, bemerkte ich, dass sich auf jeder Ebene ziemlich brutal aussehende Männer als Wachposten in der Nähe der Treppenhäuser aufgestellt hatten. Sollten sie nur für Ruhe sorgen oder die Surfs davon abhalten, sich auf den anderen Decks herumzutreiben?
    Als ich die Treppe zur zweiten Ebene erreichte, versperrte mir der Wachmann den Weg. »An den Ring kommt man nur mit Einladung«, schnappte er. »Und ich weiß, dass Fischer nicht eingeladen sind.«
    Glücklicherweise kam Eel gerade mit einem vollen Sack über der Schulter vorbei. »Der blaue Junge gehört zu mir«, sagte er. Der Mann schien Eel wiederzuerkennen, trat zur Seite und wir drängten uns die Stufen hinab.
    »Machst du dir Sorgen um deine hübsche Haut?«, fragte er.
    Ich ignorierte seine Stichelei. »Was ist in dem Sack?«
    »Das ist kein Sack, sondern ein Tischtuch«, korrigierte er mich. »Es wäre doch ein Verbrechen, dieses Festmahl vergammeln zu lassen.«
    Als wir die zweite Ebene betraten, sah ich, dass Wasser über die untersten Stufen der Treppe schwappte. Die Flut kam herein und ich fragte mich, ob auch diese Ebene überflutet werden würde.
    Wenigstens war es hier nicht so überfüllt und wir kamen schneller voran. Wir bahnten uns einen Weg zum Bohrschacht in der Mitte der Stadt, wo Gemma am Geländer stand.
    Ein paar Mitglieder der Seablite-Gang lungerten in ihrer Nähe herum. Sie wirkten nicht ganz so bedrohlich, wie ich sie in Erinnerung hatte, aber ich hatte sie auch nur flüchtig gesehen, als sie wegen Shade auf der Handelsstation aufgetaucht waren. Ich entdeckte Shade, der mit geschlossenen Augen zurückgelehnt auf einem Stuhl saß und ein Stück Kreide zwischen den Händen rieb.
    Als ich am Geländer angekommen war, nahm ich meinen Hut ab, um Levee und Krait auf dem Sonnendeck zuzuwinken, und sah sie zurückwinken.
    Hinter mir breitete Eel das Tischtuch mit dem durcheinandergeworfenen Essen aus. Als er sich aufrichtete, sah er zu Gemma und mir hinüber und kicherte. »Ihr zwei seht wirklich zum Anbeißen aus.«
    »Was?«, fragte ich verständnislos.
    Gemma drehte sich neugierig zu mir um. Nachdem sie mich kurz gemustert hatte, sagte sie lächelnd: »Wir passen zusammen! Hast du das mit Absicht gemacht?«
    Ich brauchte einen Moment, um dahinterzukommen, dass sie über meine Zinksalbe und ihren Sari sprach – die haargenau dieselbe Farbe hatten – und Eel nutzte die Zeit, um auf ihre Frage zu antworten. »Hat er ganz bestimmt, Süße. Wer würde nicht zu dir passen wollen?«
    Sie strahlte mich an, sodass ich es nicht fertigbrachte, klarzustellen, dass mir das überhaupt nicht in den Sinn gekommen war. Jedenfalls nicht bewusst. »Sicher …«, murmelte ich, dann bemerkte ich die teils belustigten, teils angewiderten Mienen der Outlaws. Zumindest war die Zinkpaste schön dick aufgetragen worden. Selbst wenn das Blau mich zu einem sentimentalen Idioten machte, verdeckte die dicke Schicht

Weitere Kostenlose Bücher