Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
Vom Netzwerk:
nicht ganz sauber – aber wenigstens trocken.
    Jetzt konnte ich ein Fleckchen Meer durch das dunkle Aussichtsfenster auf der anderen Seite erkennen. In welche Richtung wir auch immer unterwegs waren, wir bewegten uns sehr schnell. Ich hoffte, das Ziel waren die Hardluck Ruinen.
    »Okay«, sagte Shade, als würde er zur Sache kommen.
    Ich sah zu ihm hinüber, aber er hatte sich Gemma zugewandt. »Er ist hier.« Shade deutete auf mich. »Er ist am Leben. Jetzt rede endlich.«
    Obwohl Gemma in eine Decke gehüllt war, zitterte sie. Unsere Blicke trafen sich und in ihren Augen las ich eine stille Bitte um Hilfe.
    »Sie ist immer etwas nervös, wenn sie im Meer taucht«, erklärte ich Shade und ging zu ihr. Als ich nah genug war, flüsterte ich ihr zu: »Ist es wieder passiert?«
    Sie nickte und sah ganz elend aus.
    »Etwas ›nervös‹?«, höhnte Shade. »Sie hat sich überhaupt nicht mehr bewegt, sich zu einem Ball zusammengerollt und in die Tiefe sinken lassen.«
    »Passive Angst«, sagte ich. »So nennt man dieses Verhalten. Das passiert unerfahrenen Tauchern andauernd.«
    »Kann ich mich einen Moment hinlegen?«, fragte Gemma. »Dann geht es mir gleich wieder gut.«
    »Nicht, bevor du alles erklärt hast«, antwortete Shade und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sie möchte nicht darüber reden«, sagte ich schnell, doch er blieb unbeeindruckt.
    »Das ist mir egal.«
    »Du willst wissen, was nicht mit mir stimmt?«, platzte es aus Gemma heraus. »Ich bin nicht hart genug im Nehmen, das ist es. Jedenfalls nicht im Meer. Alles daran und darin jagt mir Angst ein.«
    »Na bitte«, erwiderte Shade seelenruhig. »Das wollte ich doch nur wissen.« Er sah zu Pretty hinüber, der gelangweilt an der Wand lehnte. »Kannst du dich darum kümmern?«
    Pretty nickte.
    »Wie denn ›darum kümmern‹?«, fragte ich.
    »Pretty kann Menschen hypnotisieren«, antwortete Eel, der aus dem Ausrüstungsraum herüberkam. »Und das nicht nur aufgrund seiner umwerfenden Persönlichkeit.«
    Nach und nach kamen weitere Outlaws aus dem Gang herein, wo sie offensichtlich schon gelauert hatten.
    Trilo verzichtete auf die Leiter an der Wand und ließ sich aus einer Luke in der Decke fallen. »Pretty kann dafür sorgen, dass du deine eigene Mutter vergisst«, sagte er zu mir und warf dann Gemma einen Seitenblick zu.
    »Wirklich?« Sie drehte sich auf der Bank um und sah Pretty fragend an.
    Er blieb gelassen. »Angst kann man ganz leicht verschwinden lassen.«
    »Kannst du auch dafür sorgen, dass eine Person etwas nicht mehr sieht?«, fragte sie.
    »Was zum Beispiel?«
    Diese Frage hätte ich auch gestellt.
    Sie räusperte sich. »Dinge, die nicht da sein sollten …«
    »Du siehst Dinge?«, wollte Shade wissen.
    »Ich sehe Geister«, gab sie leise zu. »Im Meer.«
    Plötzlich wurde es ganz still im Raum, bis Shade ungläubig wiederholte: »Geister?«
    Auch ich fragte mich, ob sie sich das nur ausgedacht hatte, damit er sie wegen ihrer Angst vor dem Tauchen in Ruhe ließ.
    »Ja.« Sie hob trotzig das Kinn und erwiderte seinen Blick. »Das Meer ist voller Geister.«
    Mist. Sie hatte sich das nicht nur ausgedacht. Sie war vollkommen überzeugt davon.
    »Bist du deshalb heute Morgen durchgedreht?«
    Sie nickte.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Ich wollte nicht, dass du denkst, ich sei verrückt. Ich weiß, dass ihr nicht an Geister glaubt.«
    »Wie sehen sie denn aus?« Eel lehnte sich über den Tisch, um ihr näher zu sein. Er glaubte ihr offensichtlich.
    »Sie sind nur eine Art Bewegung. Gebilde am Rande meiner Wahrnehmung.«
    Sie wollte noch mehr sagen. Hatchet drängte sich nach vorn und schob mich zur Seite, um ihr besser zuhören zu können.
    Von Shade einmal abgesehen, hielt sich nur Pretty mit skeptischer Miene zurück, was mich ärgerte. Nicht, weil seine Zweifel berechtigt waren, ich hasste es nur zu wissen, dass wir dasselbe empfanden.
    »Sie verschwinden, wenn ich versuche, sie direkt anzusehen«, fuhr Gemma fort. »Aber es ist mehr als das. Ich kann sie auch spüren.«
    »Du meinst, in deinem Inneren?« Trilos giftgrüne Augen leuchteten. »Als wärst du von ihnen besessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zuerst nehme ich etwas um mich herum wahr. Überall um mich herum. Meine Haut beginnt zu kribbeln, bevor ich weiß, wie mir geschieht. Und dann wird dieses Gefühl immer schrecklicher.«
    »Tut es weh?«, fragte Kale.
    »Nein, es ist kein Schmerz. Es ist als … Ich fühle mich schlecht. Schlimmer als schlecht. Und

Weitere Kostenlose Bücher