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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Tisch entfernt. Mitch ließ den Eingang nicht aus den Augen und musterte jedes Gesicht, das hereinkam. »Wie lange wollen wir hier bleiben?« fragte sie.
    »Wieso?«
    Sie schlüpfte aus ihrem Fuchsmantel und hängte ihn über die Lehne des Stuhls auf der anderen Seite des Tisches. »Wonach hältst du Ausschau?«
    »Versuch einfach, weiterzulächeln. Tu so, als hätte ich dir wirklich gefehlt. Komm, gib mir einen Kuß.« Er küßte sie auf die Lippen, und sie sahen sich lächelnd in die Augen. Er küßte sie auf die Wange, dann wanderte sein Blick wieder zum Eingang.
    Ein Kellner kam und räumte den Tisch ab. Sie bestellten Wein.
    Sie lächelte ihn an. »Wie war die Reise?«
    »Langweilig. Wir haben täglich acht Stunden lang Referate gehört, vier Tage lang. Nach dem ersten Tag habe ich das Hotel kaum noch verlassen. Sie haben die Änderungen der Steuergesetze von sechs Monaten in zweiunddreißig Stunden durchgepaukt.«
    »Hast du auch etwas von der Stadt gesehen?«
    Er lächelte und sah sie verträumt an. »Du hast mir gefehlt, Abby. Mehr, als mir je ein Mensch in meinem ganzen Leben gefehlt hat. Ich finde, du bist großartig, einfach hinreißend. Ich hasse es, allein zu verreisen und ohne dich in einem fremden Hotelbett aufzuwachen. Und ich muß dir etwas Grauenhaftes erzählen.«
    Sie hörte auf zu lächeln. Er schaute sich langsam in dem Lokal um. Die Leute standen in drei Reihen an der Bar und verfolgten brüllend das Spiel zwischen den Kicks und den Lakers. Im Lokal war es plötzlich erheblich lauter geworden.
    »Ich werde es dir erzählen«, sagte er. »Aber es ist damit zu rechnen, daß jemand hier ist, der uns beobachtet. Man kann uns nicht hören, aber man kann uns sehen. Also lächle gelegentlich, auch wenn es dir schwerfallt.«
    Der Wein kam, und Mitch begann mit seinem Bericht. Er ließ nichts aus. Sie unterbrach ihn nur einmal. Er erzählte ihr von Anthony Bendini und dem alten Morolto, und dann von Nathan Locke, der in Chicago aufgewachsen war, von Oliver Lambert und von den Leuten im fünften Stock.
    Abby nippte nervös an ihrem Wein und bemühte sich tapfer, den Eindruck einer normalen, liebenden Frau zu erwecken, die ihren Mann vermißt hatte und nun nichts Besseres zu tun wußte, als seine Erinnerungen an das Steuerseminar zu hören.
    Sie beobachtete die Leute an der Bar, trank zwischendurch ein Schlückchen Wein und lächelte Mitch gelegentlich an, während er von der Geldwäscherei und den ermordeten Anwälten e r zählte. Ihr Körper schmerzte vor Angst. Ihr Atem ging stoßweise. Aber sie hörte zu und spielte ihre Rolle.
    Der Kellner brachte neuen Wein, und das Lokal hatte sich ein wenig geleert. Eine Stunde, nachdem er begonnen hatte, endete Mitch, leise flüsternd.
    »Und Voyles sagte, Tarrance würde sich in ein paar Wochen mit mir in Verbindung setzen, um zu erfahren, ob ich mitmache.
    Dann sagte er Lebewohl und ging.«
    »Und das war am Dienstag?« fragte sie.
    »Ja. Gleich am ersten Tag.«
    »Und was hast du an den anderen Tagen getan?«
    »Ich habe wenig geschlafen, wenig gegessen und bin die meiste Zeit mit dumpfen Kopfschmerzen herumgelaufen.«
    »Mir ist, als bekäme ich die jetzt auch.«
    »Es tut mir leid, Abby. Ich wäre am liebsten sofort zurückgeflogen und hätte es dir erzählt. Seit drei Tagen befinde ich mich in einem Schock.«
    »Und ich befinde mich jetzt darin. Ich kann das einfach nicht glauben, Mitch. Das ist wie ein Alptraum, nur viel schlimmer.«
    »Und das ist erst der Anfang. Das FBI meint es todernst.
    Weshalb sonst hätte der Direktor selbst mit mir reden wollen, einem unbedeutenden jungen Anwalt aus Memphis, bei minus zehn Grad auf einer Parkbank aus Beton? Er hat fünf Agenten in Memphis und drei in Washington darauf angesetzt, und er sagte, sie würden weder Mühe noch Kosten scheuen, um die Firma zu kriegen. Wenn ich also den Mund halte, sie ignoriere und weiterhin meiner Arbeit als guter und getreuer Mitarbeiter von Bendini, Lambert & Locke nachgehe, dann tauchen sie eines Tages mit Haftbefehlen auf und stecken alle in den Knast.
    Und wenn ich mich dafür entscheide, mit ihnen zusammenzuarbeiten, dann verschwinden wir beide, nachdem ich die Firma den Feds ausgeliefert habe, mitten in der Nacht klammheimlich aus Memphis und leben danach als Mr. und Mrs. Wilbur Gates in Boise, Idaho. Wir werden massenhaft Geld haben, aber wir müssen arbeiten, um keinen Verdacht zu erregen. Nach der Operation, die mein Gesicht verändert hat, besorge ich mir einen Job als Fahrer

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