Die Firma
eines Gabelstaplers in einem Lagerhaus, und du kannst halbtags in einer Kindertagesstätte arbeiten. Wir werden zwei, vielleicht drei Kinder haben und jeden Abend darum beten, daß Leute, denen wir nie begegnet sind, den Mund halten und uns vergessen. Wir werden jede Stunde des Tages in panischer Angst davor verbringen, daß sie uns aufgespürt haben könnten.«
»Das ist grandios, Mitch, wirklich grandios.« Sie bemühte sich angestrengt, nicht zu weinen.
Er lächelte und ließ den Blick durch das Lokal schweifen.
»Wir haben noch eine dritte Möglichkeit. Wir können durch diese Tür hinausgehen, zwei Tickets nach San Diego kaufen, uns über die Grenze schleichen und den Rest unseres Lebens Tortillas essen.«
»Laß uns gehen.«
»Aber sie würden uns wahrscheinlich folgen. Bei meinem Glück wird Oliver Lambert vermutlich mit einer Schwadron von Gangstern in Tijuana auf mich warten. Es funktioniert nicht. War nur so eine Idee.«
»Was ist mit Lamar?«
»Ich weiß es nicht. Er ist seit sechs oder sieben Jahren hier, also weiß er vermutlich Bescheid. Avery ist Partner und steckt sicher tief mit drin.«
»Und Kay?«
»Keine Ahnung. Es ist anzunehmen, daß keine der Frauen etwas weiß. Ich habe jetzt vier Tage darüber nachgedacht, Abby. Es ist eine phantastische Fassade. Die Firma sieht genau so aus, wie sie aussehen sollte. Sie könnte jeden hinters Licht fuhren. Ich meine, wie hättest du, wie hätte ich oder irgendein anderer neuer Mitarbeiter an so etwas auch nur denken können? Die Tarnung ist perfekt. Nur, daß das FBI jetzt weiß, was da vor sich geht«
»Und jetzt erwarten die Feds, daß du ihre Schmutzarbeit erledigst. Weshalb sind sie gerade auf dich verfallen, Mitch? In der Firma arbeiten vierzig Anwälte.«
»Weil ich nichts davon wußte. Ich lag sozusagen auf dem Präsentierteller. Das FBI weiß nicht, wann die Partner den angestellten Anwälten gegenüber die Katze aus dem Sack lassen, also konnten sie es mit keinem anderen riskieren.
Zufällig war gerade ich der neue Mann, und deshalb stellten sie die Falle auf, sobald ich das Anwaltsexamen bestanden hatte.«
Abby kaute auf ihrer Unterlippe und hielt die Tränen zurück.
Sie starrte auf die Tür am anderen Ende des dunklen Raums.
»Und sie hören alles ab, was wir sagen.«
»Nein. Nur jedes Telefongespräch und jede Unterhaltung im Haus und in den Wagen. Wir können uns hier oder in den meisten anderen Lokalen treffen, und wir haben immer die Terrasse, wenn wir nicht gerade in der Nähe der Schiebetür miteinander reden. Sicherheitshalber sollten wir uns hinter den Geräteschuppen schleichen und leise flüstern.«
»Versuchst du, komisch zu sein? Ich hoffe, nicht. Das ist nicht die Zeit für Scherze. Ich bin so verängstigt, wütend, verwirrt und stocksauer, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst, in meinem eigenen Haus den Mund aufzumachen.
Ich achte auf jedes Wort, das ich am Telefon sage, selbst wenn jemand falsch gewählt hat. Jedesmal, wenn das Telefon läutet, fahre ich zusammen und starre es an. Und jetzt das.«
»Du brauchst noch einen Drink.«
»Ich brauche zehn Drinks.«
Mitch ergriff ihr Handgelenk und drückte es fest. »Einen Moment. Ich sehe ein bekanntes Gesicht. Dreh dich nicht um.«
Sie hielt den Atem an. »Wo?«
»An der anderen Seite der Bar. Lächle und sieh mich an.«
Auf einem Barhocker saß, interessiert das Fernsehen verfolgend, ein braungebrannter, blonder Mann in einem auffälligen blauweißen Pullover. Frisch von der Skipiste. Aber Mitch hatte die braungebrannte Haut und das blonde Haar und den blonden Bart irgendwo in Washington gesehen. Mitch beobachtete ihn sorgfaltig. Das blaue Licht vom Fernsehschirm erhellte sein Gesicht. Mitch versteckte sich in der Dunkelheit.
Der Mann nahm eine Flasche Bier in die Hand, zögerte, dann -
da! - warf er einen Blick in die Ecke, in der, dicht aneinandergedrängt, die McDeeres saßen.
»Bist du sicher?« fragte Abby durch die
zusammengebissenen Zähne.
»Ja. Er war in Washington, aber ich kann ihn nicht unterbringen. Ich habe ihn dort sogar zweimal gesehen.«
»Ist er einer von ihnen?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Laß uns von hier verschwinden.«
Mitch legte einen Zwanziger auf den Tisch, und sie verließen den Flughafen.
Am Steuer ihres Peugeot überquerte er den Kurzzeit-Parkplatz, bezahlte den Wächter und brauste in Richtung Innenstadt davon. Nach fünfminütigem Schweigen beugte sie sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm ins
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