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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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lang, bis es ihm gelang, die roten Zahlen zu entziffern. Fünf nach neun.
    Verdammt! Er hätte um neun in der Bank sein müssen. Er stöhnte. Diese Frau!
    Sie hatte gespürt, wie er sich bewegte, und seine Geräusche gehört, und sie lag mit geschlossenen Augen still da. Sie hoffte, daß er sie nicht anrühren würde. Sie spürte seinen Blick.
    Dieser Lebemann und böse Bube hatte schon oft einen schlimmen Kater gehabt. Aber noch keinen wie diesen. Er betrachtete ihr Gesicht und versuchte sich zu erinnern, wie gut sie gewesen war. Daran konnte er sich immer erinnern, wenn auch an nichts sonst. Einerlei, wie gewaltig sein Kater war, an die Frau konnte er sich immer erinnern. Er betrachtete sie einen Moment, dann gab er es auf.
    »Verdammt!« sagte er, als er aufgestanden war und zu gehen versuchte. Seine Füße fühlten sich an wie Bleistiefel und reagierten nur widerstrebend auf seine Wünsche. Er stützte sich an der Schiebetür zum Balkon ab.
    Das Badezimmer war sechs Meter entfernt, und er beschloß, es zu versuchen. Der Schreibtisch und die Kommode dienten als Stützen. Ein schmerzhafter, unbeholfener Schritt nach dem a n deren, und schließlich hatte er es geschafft. Er trat an die Toilette und erleichterte sich.
    Sie drehte sich mit dem Gesicht zum Balkon, und als er zurückkam, spürte sie, wie er sich auf ihre Seite des Bettes setzte. Er berührte sanft ihre Schulter. »Libby, wach auf.« Er schüttelte sie, und sie fuhr hoch.
    »Wach auf, Liebes«, sagte er. Ein Gentleman.
    Sie bedachte ihn mit ihrem besten verschlafenen Lächeln.
    Dem befriedigten, hingebungsvollen Lächeln der Frühe danach.
    Dem Scarlett-O'Hara-Lächeln an dem Morgen, nachdem Rhett sie verführt hatte. »Du warst phantastisch, Großer«, gurrte sie mit geschlossenen Augen.
    Trotz der Schmerzen und der Übelkeit, trotz der Bleistiefel und des Kegelbahnkopfes war er stolz auf sich. Die Frau war beeindruckt. Plötzlich erinnerte er sich, daß er auch gut gewesen war letzte Nacht.
    »Libby, wir haben verschlafen. Ich muß an die Arbeit. Ich bin jetzt schon zu spät dran.«
    »Nicht in der richtigen Stimmung, ja?« kicherte sie. Sie hoffte, daß er nicht in der richtigen Stimmung war.
    »Nein, jetzt nicht. Was ist mit heute abend?«
    »Ich bin da, Großer.«
    »Gut Und jetzt muß ich duschen.«
    »Weck mich auf, wenn du fertig bist.«
    Er stand auf und murmelte etwas, dann schloß er die Badezimmertür hinter sich ab. Sie rutschte über das Bett zum Telefon und rief Abby an. Nach dreimaligem Läuten hob sie ab.
    »Er ist unter der Dusche.«
    »Sind Sie okay?«
    »Ja. Bestens. Er könnte nicht, selbst wenn er wollte.«
    »Weshalb hat es so lange gedauert?«
    »Er wollte nicht aufwachen.«
    »Hat er was gemerkt?«
    »Nein. Er erinnert sich an nichts. Ich glaube, er hat Kopfschmerzen.«
    »Wie lange bleiben Sie noch dort?«
    »Ich gebe ihm einen Abschiedskuß, wenn er aus dem Bad kommt. Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten.«
    »Okay. Beeilen Sie sich.« Abby legte auf, und Tammy rutschte wieder auf ihre Seite des Bettes. In der Bodenkammer über der Küche klickte ein Recorder, schaltete sich erneut ein und wartete auf das nächste Telefongespräch.
    Um halb elf waren sie bereit für die letzte Attacke auf das Apartment. Die Konterbande wurde in drei gleiche Partien aufgeteilt. Drei tollkühne Attacken am hellichten Tag. Tammy steckte die glänzenden neuen Schlüssel in ihre Blusentasche und machte sich mit den Koffern auf den Weg. Der Parkplatz vor den Apartments war nach wie vor leer. Auf der Straße herrschte nur geringer Verkehr.
    Der neue Schlüssel paßte, und sie war drinnen. Der Schlüssel zum Lagerraum paßte gleichfalls, und fünf Minuten später verließ sie das Apartment. Die zweite und die dritte Tour verliefen gleichermaßen schnell und ohne Zwischenfälle. Als sie den Lagerraum zum letzten Mal verließ, mu s terte sie ihn sorgfaltig. Alles war in bester Ordnung und so, wie sie es vorgefunden hatte. Sie verschloß das Apartment und brachte die leeren, arg strapazierten Samsonites in ihr Hotelzimmer.
    Eine Stunde lang lagen sie nebeneinander auf dem Bett und lachten über Avery und seinen Kater. Jetzt war es vorbei, und sie hatten das perfekte Verbrechen begangen. Lover Boy war ein wil l fähriger, wenn auch nichtsahnender Komplize. Es war einfach gewesen, fanden sie.
    Der kleine Berg Beweismaterial füllte elf und einen halben Packkarton aus Wellpappe. Um halb drei klopfte ein Einheimischer mit einem Strohhut, aber ohne Hemd, an die

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