Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
hat gesagt, Sie könnten allein anhand der Dunn Lane-Unterlagen dreißig Anklagen erheben.«
    Tarrance ließ sich kein Wort entgehen und glaubte ihr.
    »Wann kann ich das sehen?« fragte er leise, aber begierig.
    »Sobald Ray aus dem Gefängnis heraus ist. Das ist Teil des Handels, wie Sie sich erinnern werden.«
    »Ach ja, Ray.«
    »Ach ja. Er geht über die Mauer, Mr. Tarrance, sonst können Sie die Firma Bendini vergessen. Sonst nehmen Mitch und ich Ihre schäbige Million und verschwinden im Dunkel der Nacht.«
    »Ich arbeite daran.«
    »Sie täten gut daran, sich ein bißchen Mühe zu geben.« Es war mehr als eine Drohung, und er wußte es. Er schlug abermals das Buch auf und starrte darauf.
    Abby zog eine Geschäftskarte von Bendini, Lambert & Locke aus der Tasche und ließ sie auf sein Buch fallen. Auf die Rückseite hatte sie die Kontonummer geschrieben: 477DL-19584, Ontario Bank, Freeport.
    »Ich kehre auf meinen Sitz im vorderen Teil des Busses zurück. Sind wir uns einig wegen nächsten Dienstag?«
    »Kein Problem. Steigen Sie in Indianapolis aus?«
    »Ja.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ins Haus meiner Eltern in Kentucky. Mitch und ich leben getrennt.«
    Tammy stand in einer von einem Dutzend langer, heißer Schlangen am Zoll in Miami. Sie trug Shorts, Sandalen, ein schulterfreies Top, eine Sonnenbrille und einen Strohhut und sah genau so aus wie die tausend anderen erschöpften Touristen, die von den sonnenüberfluteten Stranden der Karibik zurückkehrten. Vor ihr standen zwei mißgelaunte Jungverheiratete mit Taschen voll zollfreiem Alkohol und Parfüm, die offenbar eine ernste Meinungsverschiedenheit hatten. Hinter ihr sta n den zwei brandneue Hartman-Lederkoffer mit Dokumenten und Unterlagen, die ausreichten, um vierzig Anwälte vor Gericht zu stellen. Ihr Auftraggeber, gleichfalls ein Anwalt, hatte vorgeschlagen, daß sie Koffer kaufen sollte, in deren Boden kleine Rollen eingelassen waren, damit sie sie durch den International Airport von Miami ziehen konnte.
    Außerdem hatte sie eine kleine Reisetasche mit ein paar Kleidern und einer Zahnbürste bei sich, damit alles legitim aussah.
    Ungefähr alle zehn Minuten rückte das junge Paar ein paar Zentimeter vor, und Tammy folgte mit ihrem Gepäck. Eine Stunde nachdem sie sich angestellt hatte, erreichte sie den Kontrollpunkt.
    »Nichts zu verzollen?« fragte der Beamte in gebrochenem Englisch unwirsch.
    »Nein!« erwiderte sie ebenso unwirsch.
    Er deutete mit einem Kopfnicken auf die großen Lederkoffer.
    »Was ist da drin?«
    »Papiere.«
    »Papiere?«
    »Papiere.«
    »Was für Papiere?«
    Toilettenpapier, dachte sie. Ich habe meinen Urlaub damit verbracht, in der Karibik herumzureisen und Toilettenpapier zu sammeln. »Juristische Dokumente und dergleichen. Ich bin Recht s anwältin.«
    »Okay.« Er öffnete den Reißverschluß ihrer Reisetasche und warf einen Blick hinein. »Okay. Der nächste.«
    Sie zog vorsichtig die Koffer hinter sich her. Sie neigten dazu, umzukippen. Ein Gepäckträger ergriff sie und lud alle drei Stücke auf einen zweirädrigen Karren. »Delta Flug 282 nach Nashvi l le, Gate 44, Terminal B«, sagte sie und reichte ihm eine Fünfdollarnote.
    Tammy und ihre drei Gepäckstücke trafen am Samstag um Mittemacht in Nashville ein. Sie lud sie in ihren VW -Käfer und verließ den Flughafen. In der Vorstadt Brentwood stellte sie ihn auf dem ihr zugewiesenen Parkplatz ab und brachte die Koffer, erst den einen und dann den anderen, in eine Einzimmerwohnung.
    Sie war unmöbliert bis auf ein gemietetes Faltbett. Sie packte die Koffer aus und machte sich an die mühselige Arbeit, das Beweismaterial zu sortieren. Mitch wollte eine Liste, auf der jedes Dokument, jeder Kontoauszug, jede Firma aufgeführt war.
    So wollte er es nun einmal haben. Er sagte, eines Tages würde er vorbeikommen und es sehr eilig haben, und er wollte alles geordnet vorfinden.
    Zwei Stunden machte sie Bestandsaufnahme. Sie saß auf dem Fußboden und machte sich sorgfältig Notizen. Nach drei Tagesausflügen nach Grand Cayman begann sich das Zimmer zu füllen. Montag würde sie wieder hinfliegen.
    Ihr war, als hätte sie in den letzten zwei Wochen nur drei Stunden geschlafen. Aber es war dringend, hatte er gesagt.
    Eine Sache auf Leben oder Tod.
    Tarry Ross alias Alfred saß in der dunkelsten Ecke der Halle des Phoenix Park Hotels in Washington. Das Treffen würde ganz kurz sein. Er trank Kaffee und wartete auf seinen Gast. Er wartete und schwor sich, nur noch fünf

Weitere Kostenlose Bücher