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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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rennen Sie davon und schreien, er wollte Sie vergewaltigen.
    Aber nach der fünfundzwanzigsten Tour war sie überzeugt, daß es noch Stunden dauern würde, bis er wieder bei Bewußtsein war. Es war schon schlimm genug, wie ein Packesel hin und her zu wandern, aber sie mußte außerdem nach jeder Tour die Treppe hinaufsteigen, vierzehn Stufen, um nach Casanova zu sehen. Also sah sie nur nach jeder zweiten Tour nach ihm. Dann nach jeder dritten.
    Um zwei Uhr morgens hatten sie den Inhalt von fünf Aktenschränken kopiert. Sie hatten mehr als viertausend Kopien gemacht. Das Bett war vollgepackt mit Stapeln von Material, und die Kopien bildeten auf dem Fußboden neben der Couch sieben fast hüfthohe Reihen.
    Sie machten eine Viertelstunde Pause.
    Um halb sechs erschien im Osten das erste Flackern des Sonnenaufgangs, und sie vergaßen, wie müde sie waren. Abby beschleunigte ihre Arbeit am Kopierer und hoffte, daß er nicht durchbrannte. Tammy rieb sich die verkrampften Waden und eilte in das Apartment zurück. Es war en t weder Tour einundfünfzig oder zweiundfünfzig. Sie hatte sich verzählt. Es sollte für eine Weile ihre letzte Tour gewesen sein. Er wartete auf sie.
    Sie öffnete die Tür und ging, wie gewöhnlich, direkt in den Lagerraum. Sie setzte, gleichfalls wie gewöhnlich, die vollen Koffer ab. Dann ging sie leise die Treppe hinauf ins Schlafzimmer und erstarrte. Avery saß auf der Bettkante, mit dem Gesicht zum Balkon. Er hörte sie und drehte sich langsam zu ihr um. Seine Augen waren verschwollen und trübe. Er starrte sie an.
    Instinktiv knöpfte sie ihre Shorts auf, und sie fielen zu Boden.
    »Hey, Großer«, sagte sie, versuchte normal zu atmen und ihre Rolle als Partygirl zu spielen. Sie trat an die Bettkante, auf der er saß. »Du bist aber früh auf. Laß uns noch ein bißchen schlafen.«
    Sein Blick kehrte zum Fenster zurück. Er sagte nichts. Sie setzte sich neben ihn und streichelte die Innenseite seines Schenkels. Dann ließ sie die Hand an seinem Bein aufwärtsgleiten, aber er rührte sich nicht.
    »Bist du wach?« fragte sie.
    Keine Antwort.
    »Avery, rede mit mir, Baby. Laß uns noch ein bißchen schlafen. Draußen ist es noch dunkel.«
    Er kippte zur Seite, auf sein Kissen. Er grunzte. Kein Versuch, etwas zu sagen. Nur ein Grunzen. Dann schloß er die Augen. Sie hob seine Beine aufs Bett und deckte ihn wieder zu.
    Sie blieb zehn Minuten bei ihm sitzen, und als das Schnarchen seine frühere Intensität wiedererlangt hatte, schlüpfte sie in die Shorts und rannte zum Palms.
    »Er ist aufgewacht, Abby!« berichtete sie in Panik. »Er ist aufgewacht und dann wieder weggesackt.«
    Abby hielt mit der Arbeit inne. Beide Frauen schauten auf das Bett, das voll war von noch unkopierten Dokumenten.
    »Okay. Gehen Sie schnell unter die Dusche«, sagte Abby gelassen. »Dann legen Sie sich zu ihm ins Bett und warten.
    Verschließen Sie die Tür zum Lagerraum und rufen Sie mich an, wenn er wach und unter der Dusche ist. Ich kopiere das, was hier noch liegt, und später, wenn er bei der Arbeit ist, versuchen wir das Zeug zurückzuschaffen.«
    »Das ist verdammt riskant.«
    »Die ganze Sache ist riskant. Beeilen Sie sich.« Fünf Minuten später kehrte Tammy/Doris/Libby, diesmal ohne Koffer, in ihrem orangefarbenen Bikini in das Apartment zurück. Sie verschloß die Haustür und die Tür zum Lagerraum und ging ins Schlafzimmer. Sie zog ihren B i kini aus und schlüpfte unter die Decke.
    Das Schnarchen hielt sie fünfzehn Minuten wach. Dann nickte sie ein. Sie setzte sich im Bett auf, um nicht einzuschlafen. Sie hatte Angst. Da saß sie hier im Bett mit einem nackten Mann, der sie umbringen würde, wenn er Bescheid wüßte. Ihr erschöpfter Körper entspannte sich, und Schlaf wurde unvermeidbar. Sie nickte wieder ein.
    Drei Minuten nach neun wachte Lover Boy aus seinem Koma auf. Er stöhnte laut und rollte sich an den Rand des Bettes.
    Seine Lider klebten zusammen. Sie öffneten sich langsam, und das helle Sonnenlicht bohrte sich in seine Augen. Er stöhnte abermals. Sein Kopf wog einen Zentner und schwankte von einer Seite zur anderen. Er holte tief Luft, und der frische Sauerstoff fuhr kreischend durch seine Schläfen. Seine rechte Hand erregte seine Aufmerksamkeit. Er versuchte, sie zu heben, aber die Nerve n impulse schafften es nicht. Ganz langsam hob sie sich, und er versuchte, sie zu fixieren, erst mit dem rechten Auge, dann mit dem linken. Die Uhr.
    Er betrachtete den Digitalanzeiger dreißig Sekunden

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