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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Stichtag war er mit seiner Terminarbeit fertig. Allen achtzehn wurden automatisch Kopien von Beweismaterial in Sachen Gulf-South und Dunn Lane in Rechnung gestellt. Er hatte ihre Aktennummern auf einem Zettel notiert, der jetzt auf dem Tisch neben dem Kopierer lag.
    Nachdem er die achtzehn Nummern benutzt hatte, verschaffte er sich weiteren Zugang mit drei Nummern, die er Lamars Akten entnommen hatte, und drei weiteren aus Capps-Akten.
    Von dem Kopierer lief ein Draht durch ein Loch in der Wand ins Innere eines Schrankes, wo er sich mit Drähten von den anderen drei Kopierern in diesem Stockwerk vereinigte. Der Draht, jetzt dicker, zog sich durch die Decke hindurch und an einer Fußleiste entlang bis in das Rechenzentrum im dritten Stock, wo ein Computer jede in der Firma gemachte Kopie registrierte und dem jeweiligen Klienten in Rechnung stellte. Ein unschuldig aussehender kleiner grauer Draht führte von dem Computer aus an der Wand empor und durch die Decke in den vierten Stock und dann weiter in den fünften, wo ein weiterer Computer die Aktennummer, die Anzahl der Kopien und den Standort des Geräts aufzeichnete, auf dem sie angefertigt worden waren.
    Am 15. April um fünf Uhr nachmittags war bei Bendini, Lambert & Locke Feierabend. Um sechs war der Parkplatz leer, und die teuren Autos trafen drei Kilometer entfernt hinter einem altehrwürdigen Restaurant wieder zusammen, das Anderton's hieß und auf Meeresfrüchte spezialisiert war. Für das alljährlich am 15. April stattfindende Gelage war ein kleiner Saal reserviert worden. Sämtliche angestellten Anwälte und aktiven Partner waren anwesend, außerdem elf Partner im Ruhestand. Die Ruheständler waren gebräunt und ausgeruht, die Aktiven erschöpft und übernächtigt. Aber alle waren in festlicher Stimmung und bereit, sich vollaufen zu lassen. In dieser Nacht waren die strengen Vorschriften für ein sauberes, mäßiges Leben außer Kraft getreten. Eine weitere Fi r menvorschrift besagte, daß kein Anwalt und keine Sekretärin am 16. April arbeiten durfte.
    Platten mit kalten, gekochten Shrimps und rohen Austern standen auf Tischen an der Wand. Ein riesiges, mit Eis und kaltem Moosehead gefülltes Holzfaß begrüßte sie. Hinter dem Faß standen zehn Kisten. Roosevelt machte Flaschen auf, so schnell er konnte. Später am Abend würde er sich wie alle anderen betrinken, und Oliver Lambert würde ein Taxi kommen lassen, das ihn heimbrachte zu Jessie Frances. Es war ein Ritual.
    Roosevelts Vetter, Little Bobby Blue Baker, saß an einem Stutzflügel und sang traurige Weisen, als die Anwälte hereinkamen. Fürs erste lieferte er die Unterhaltung. Später würde er nicht mehr gebraucht werden.
    Mitch ließ das Essen unbeachtet und nahm eine eisige grüne Flasche zu einem Tisch neben dem Flügel mit Lamar folgte ihm mit zwei Pfund Shrimps. Sie sahen zu, wie ihre Kollegen sich ihrer Mäntel entledigten und sich auf das Moosehead stürzten.
    »Sind Sie mit allen fertig geworden?« fragte Lamar, während er ein Shrimp verschlang.
    »Ja. Mit meinen bin ich gestern fertig geworden. Avery und ich haben bis eben an Sonny Capps gearbeitet, aber jetzt ist der auch fertig.«
    »Wieviel?«
    »Eine Viertelmillion.«
    »Au.« Lamar hob die Flasche und leerte sie zur Hälfte. »So viel brauchte er noch nie zu zahlen, oder?«
    »Nein, und er ist wütend. Ich verstehe den Mann nicht. Er hat aus allen möglichen Unternehmen glatte sechs Millionen herausgeholt, und nun ist er stocksauer, weil er fünf Prozent davon an Steuern zahlen muß.«
    »Was ist mit Avery?«
    »Er macht sich Sorgen. Capps hat ihn vorige Woche nach Houston beordert, und es ist nicht gut gelaufen. Er ist um Mitternacht mit dem Lear abgeflogen. Später hat er mir erzählt, daß Capps um vier Uhr morgens in seinem Büro auf ihn gewartet hat, wütend wegen der Steuern. Gab Avery die Schuld an allem. Sagte, er würde sich eine andere Firma suchen.«
    »Ich glaube, das sagt er jedes Jahr. Noch ein Bier?«
    Lamar ging und kehrte mit vier Mooseheads zurück. »Wie geht's Abbys Mutter?«
    Mitch nahm sich ein Shrimp und pulte es aus. »Es geht ihr gut, jedenfalls zur Zeit. Sie haben einen Lungenflügel entfernt.«
    »Und wie geht's Abby?« Lamar beobachtete seinen Freund, nicht essend.
    Mitch öffnete eine weitere Flasche. »Der geht's auch gut.«
    »Wissen Sie, Mitch, unsere Kinder gehen in St. Andrew's.
    Dort ist es kein Geheimnis, daß Abby sich hat beurlauben lassen. Sie ist jetzt seit zwei Wochen fort, und wir machen

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