Die Firma
spielte mit. Meinten diese Leute es ernst? Wie konnte er eine so kleine Firma in einer so kleinen Stadt in Erwägung ziehen, wo Wall Street auf ihn wartete?
»Wo rangieren Sie in Ihrem Jahrgang?« fragte Mr. Lambert.
»Unter den ersten fünf.« Nicht den ersten fünf Prozent, sondern den ersten fünf Leuten. Das genügte ihnen allen als Antwort. Unter den ersten fünf von dreihundert. Er hätte sagen können, als Dritter, einen Bruchteil von Nummer Zwei entfernt und in Reichweite von Nummer Eins. Aber er sagte es nicht.
Sie kamen von weniger angesehenen Universitäten - Chicago, Columbia und Vanderbilt, wie er sich nach einer kursorischen Lektüre von Martindale-Hubbell's Juristenkalender erinnerte. Er wußte, daß sie nicht auf akademischen Fragen herumreiten würden.
»Warum haben Sie Harvard gewählt?«
»Im Grunde hat Harvard mich gewählt. Ich habe mich an mehreren Universitäten beworben und wurde überall angenommen. Harvard bot mehr finanzielle Unterstützung. Ich fand, es war die beste Universität. Das tue ich noch.«
»Sie haben sich gut bewährt, Mitch«, sagte Mr. Lambert und bewunderte die Bewerbung. Das Dossier steckte im Aktenkoffer unter dem Tisch.
»Danke. Ich habe gearbeitet.«
»Ganz besonders gut haben Sie in Ihren Steuer-und Wertpapier-Kursen abgeschnitten.«
»Das sind meine speziellen Interessengebiete.«
»Wir haben Ihre Schriftsatzprobe gelesen, und sie ist recht beeindruckend.«
»Danke. Ich recherchiere gern.«
Sie nickten und akzeptierten diese offensichtliche Lüge. Sie gehörte zum Ritual. Kein Jurastudent oder Anwalt, der seine fünf Sinne beieinander hatte, recherchierte gern, und dennoch erklä r te jeder künftige Mitarbeiter seine innige Liebe zur Bibliothek.
»Erzählen Sie uns von Ihrer Frau«, sagte Royce McKnight fast demütig. Sie waren auf eine weitere Zurückweisung gefaßt.
Aber das war ein nicht tabuisiertes Standardterrain, das jede Firma erkundete.
»Sie heißt Abby. Sie hat auch an der Western Kentucky studiert und ist Grundschullehrerin. Wir haben in der einen Woche graduiert und in der nächsten geheiratet. Seit drei Jahren unterrichtet sie in einem privaten Kindergarten in der Nähe von Boston College.«
»Und ist die Ehe...«
»Wir sind sehr glücklich. Wir kennen uns seit der High School.«
»In welcher Position haben Sie gespielt?« fragte Lamar, um das Gespräch auf ein weniger heikles Thema zu bringen.
»Als Quarterback. Ich war sehr gefragt, bis ich in meinem letzten High School-Jahr eine Knieverletzung abbekam. Da blieb nur Western Kentucky übrig. In den nächsten vier Jahren habe ich hin und wieder gespielt, kam sogar in die Juniorenmannschaft, aber das Knie hat nie mehr richtig mitgemacht«
»Wie haben Sie es geschafft, die besten Noten zu bekommen und außerdem noch Football zu spielen?«
»Ich habe den Büchern Vorrang gegeben.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Western Kentucky eine besonders anspruchsvolle Schule ist«, verkündete Lamar mit einem dümmlichen Lächeln und wünschte sich sofort, er könnte das z u rücknehmen. Lambert und McKnight runzelten die Stirn und registrierten den Schnitzer.
»Ungefähr wie Kansas State«, erwiderte Mitch. Sie erstarrten, alle drei erstarrten, und ein paar Sekunden lang warfen sie sich ungläubige Blicke zu. Dieser McDeere wußte, daß Lamar Quin Kansas State besucht hatte. Er war Lamar Quin noch nie begegnet und hatte keine Ahnung gehabt, wer von der Firma erscheinen und an dem Gespräch teilnehmen würde. Und dennoch wußte er es. Er hatte sich den Martindale-Hubbell's geholt und sich informiert. Er hatte die Biographien von allen einundvierzig Anwälten gelesen und sich im Bruchteil einer Sekunde erinnert, daß Lamar Quin, nur einer unter den einundvierzig, am Kansas State College studiert hatte.
Verdammt, sie waren beeindruckt.
»Ich glaube, das war eine dumme Bemerkung«, entschuldigte sich Lamar.
»Macht nichts.« Mitch lächelte herzlich. Es war vergessen.
Oliver Lambert räusperte sich und beschloß, abermals persönlich zu werden. »Mitch, unsere Firma mißbilligt Trinken und Weibergeschichten. Wir sind keine Säulenheiligen, aber bei uns geht das Geschäft allem anderen vor. Wir halten uns bedeckt, und wir arbeiten sehr hart. Und wir verdienen eine Menge Geld.«
»Mit alledem kann ich leben.«
»Wir behalten uns das Recht vor, bei jedem Angehörigen der Firma einen Drogentest vorzunehmen.«
»Ich nehme keine Drogen.«
»Gut. Welcher Glaubensgemeinschaft gehören Sie
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