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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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den Hafen möglichst rasch erreichen«, drängte Sarah. »Je eher ich meinen Vater finde, desto eher sind wir wieder weg.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Hingis ihr bei. »Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    »Ich kann Ihre Beweggründe nachvollziehen«, gab Hulot ruhig zur Antwort, »allerdings müssen wir die Flut abwarten.«
    »Die Flut?«, erkundigte sich Sarah.
    Der Kapitän nickte. »Die Gezeiten haben an der nordafrikanischen Küste enorme Auswirkungen. Ein großer Teil der Küste, die sich nordwestlich der Halbinsel erstreckt, liegt bei Ebbe trocken, und der Pegel im Hafenbecken sinkt dramatisch. Mein Plan sieht vor, unter der Blockade hindurchzutauchen, sodann die Nordostspitze von Pharos zu umfahren und auf diese Weise in den Westhafen vorzudringen – aber das können wir nur, wenn die Wassertiefe dazu ausreichend ist.«
    »Aber wenn wir noch länger warten, wird der Morgen dämmern«, wandte du Gard ein, »und sagten Sie nicht soeben selbst, dass die Briten bei Tagesanbruch vielleicht schon mit dem Beschuss der Stadt beginnen werden?«
    »Vielleicht«, gab Hulot zu. »Sollte es so sein, werden wir uns augenblicklich zurückziehen.«
    »Was?« Sarah sog scharf die Luft ein.
    »Was erwarten Sie? Dass ich dieses Boot und seine Besatzung Ihrer Mission wegen in Gefahr bringe?«
    »Durchaus«, versicherte Sarah. »Sie haben zugesichert, meine Begleiter und mich ungehindert nach Alexandrien zu bringen, und Sie haben dafür eine Menge Geld kassiert – also tun Sie jetzt, wofür wir Sie bezahlt haben, und bringen Sie uns ans Ziel unserer Reise.«
    »Ganz meine Meinung«, stimmte Hingis entrüstet zu.
    »Sind Sie sicher?« Sarah streifte ihn mit einem Seitenblick.
    »Allerdings. Wir mögen in vielen Dingen verschiedener Ansicht sein – in diesem Punkt allerdings stimme ich voll und ganz mit Ihnen überein.«
    »Schön, dass Sie sich einig sind.« Hulots filigrane Züge verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. »Allerdings werde ich deshalb nicht riskieren, dass das Submarin beschädigt wird oder gar diesen gewalttätigen Kretins in die Hände fällt.«
    »Darum geht es, nicht wahr?«, erkundigte sich Sarah in scharfem Tonfall. »Ihnen geht es nicht in erster Linie um die Sicherheit dieses Bootes oder seiner Besatzung – in Wirklichkeit dreht sich für Sie alles nur darum, Ihre Erfindung zu hüten, eifersüchtig wie ein kleines Kind.«
    Hulots Augen verengten sich. »Ich schreibe Ihre Worte Ihrer Erregung und der Sorge um Ihren Vater zu Lady Kincaid«, erklärte er. »Andernfalls würde ich einen Passagier, der so mit mir zu sprechen wagt, augenblicklich von Bord schicken. Es ist mir durchaus klar, dass wir einen Handel geschlossen haben, und ich werde alles daransetzen, meinen Teil unseres Abkommens zu erfüllen – aber verlangen Sie nicht mehr, als ich geben kann.«
    Ihre Blicke begegneten sich in der Enge der Zentrale, und die Luft um sie herum schien zu gefrieren. Sarah bebte am ganzen Körper. Die Anspannung, die sie während der letzten Tage und Wochen beständig gefühlt hatte, erreichte einen neuen Höhepunkt, und Sarah hatte das Gefühl, jeden Augenblick zu zerspringen.
    Eine Hand legte sich beruhigend auf ihre Schulter. Sie gehörte du Gard, der ihr damit zu verstehen geben wollte, dass sie nicht allein war und er ihre Sorge verstand – aber Sarah wollte nichts davon wissen. Von seinem Standpunkt aus mochte Hulot durchaus recht haben, aber sie hatte es satt, mit Vorwänden abgespeist zu werden. Sie wollte endlich Antworten, und ihre Furcht davor, so kurz vor dem Ziel wieder umkehren zu müssen, war ungleich größer als jene vor feindlichen Granaten. Schnaubend riss sie sich los und wandte sich ab und verließ die Zentrale in Richtung Bug.
    »Ich bin in meinem Quartier«, erklärte sie dazu mit bebender Stimme. »Ich habe Vorbereitungen zu treffen …«
    Das Warten kam Sarah endlos vor, obwohl sie genug zu tun hatte, womit sie sich ablenken konnte.
    Daran, dass sie möglicherweise zur Umkehr gezwungen sein würden, verschwendete sie keinen Gedanken. Stattdessen notierte sie die jüngsten Ereignisse in ihrem Tagebuch und konzentrierte sich dann darauf, ihr Gepäck zusammenzustellen. In die Munitionstasche aus gewachstem Canvas gab sie alles, was ihr auf der bevorstehenden Mission von Nutzen sein mochte: ihren Kompass sowie Skizzen des alten und des neuen Alexandria, die sie auf der Basis der Karten aus dem Louvre angefertigt hatte; ein

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