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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wollen, um es zu vernichten – so wie sie alle großen Bibliotheken der Antike vernichtet haben.«
    »Was?« Hingis schnappte nach Luft. »Das ist nicht möglich!«
    »Es ist möglich«, beharrte Sarah. »Haben Sie sich nie gefragt, weshalb die Wissenssammlungen der alten Welt allesamt in Rauch und Feuer aufgegangen sind?«
    »Ich hatte niemals vor, mit diesen Leuten gemeinsame Sache zu machen«, verteidigte sich Gardiner Kincaid erbittert. »Ich wollte sie lediglich für meine eigenen Zwecke benutzen.«
    »Vielleicht, aber in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt gewesen, Vater. Deine Feinde waren über jeden deiner Schritte informiert. Sie haben dich beobachtet, so wie sie mich beobachtet haben, und nun sind wir beide hier, zur Untätigkeit verdammt, während die Gegenseite leichtes Spiel hat.«
    »Mein Gott.« Gardiner Kincaid widersprach nicht mehr. Die geballten Fäuste an die Schläfen pressend, blickte er starr geradeaus. »Was habe ich nur getan? Ich habe mich kaufen lassen, ohne an die Folgen zu denken. Was für ein Narr bin ich gewesen …«
    Er vergrub sein Gesicht in den Händen, die voller Schwielen waren und ganz und gar nicht wie die eines Adeligen aussahen – und im nächsten Moment begann Gardiner Kincaid, zum Entsetzen nicht nur seiner Tochter, hemmungslos zu weinen. Krämpfe schüttelten ihn, ein bitteres Schluchzen entrang sich seiner Kehle, und über seine von der Sonne verbrannten Wangen rannen bittere Tränen der Reue.
    »Vater«, sagte Sarah sanft und legte ihm den Arm um die Schultern, aber der alte Gardiner ließ sich nicht trösten.
    »Nun erst wird mir alles klar«, flüsterte er. »Dabei hätte ich die Zusammenhänge erahnen, es besser wissen müssen …«
    »Das konntest du nicht, alter Freund«, wandte Mortimer Laydon ein. »Du hast getan, was du für richtig hieltest.«
    »So wie wir alle«, stimmte Sarah zu. »Niemandem von uns ist ein Vorwurf zu machen, wir haben nur …«
    »Du verstehst nicht.« Gardiner Kincaid blickte auf, das Gesicht von Tränen überströmt, die in der schwachen Beleuchtung funkelten.
    »Was verstehe ich nicht?«
    »Du kennst die Zusammenhänge nicht«, entgegnete Sarahs Vater flüsternd und so leise, dass nur noch sie ihn hören konnte. »Die Wurzeln der Organisation reichen bis weit in die Vergangenheit …«
    »Ich weiß«, versicherte Sarah. »Der Vermummte sagte etwas von Alexander dem Großen …«
    »Diese Vergangenheit meine ich damit nicht, mein Kind. Ich meine deine Verg …«
    Weiter kam der alte Gardiner nicht, denn in diesem Augenblick erklang der harsche Tritt von Soldatenstiefeln. Sarah blickte auf und gewahrte fünf Uniformierte vor der Kerkerzelle – und instinktiv wusste sie, dass dies nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    Der Anführer der Soldaten, ein Lieutenant im blauen Rock, ließ sich vom feisten Wärter die Tür öffnen, dann trat er ein, den blanken Säbel in der Hand und begleitet von zweien seiner Leute, die Fackeln trugen. Die übrigen Soldaten blieben zurück, die Waffen im Anschlag.
    Die anderen Gefangenen schienen den Offizier, der dunkle Haut hatte und einen gepflegten Oberlippenbart trug, nicht zu scheren; seine Aufmerksamkeit galt einzig und allein Sarah und ihrer Gruppe.
    »Verdammt«, hörte sie ihren Vater flüstern. »Sie kommen wieder, um uns zum Verhör zu holen. Dabei habe ich diesen Bastarden bereits alles gesagt, was ich ihnen sagen konnte.«
    »Ich glaube, du irrst dich schon wieder, Vater«, entgegnete Sarah mit heiserer Stimme. »Die sehen nicht so aus, als wollten sie uns verhören …«
    Der Lieutenant blieb vor ihnen stehen, flankiert von seinen Männern. Im Licht der Fackeln zog er ein Schreiben unter seiner Uniformjacke hervor, das er entfaltete und verlas. »Gefangene des Pascha«, verkündete er. »Dem geltenden Kriegsrecht gemäß, wird über die gefangenen britischen Spione die Todesstrafe verhängt. Das Urteil ist noch vor Morgengrauen zu vollstrecken. Gezeichnet Ahmed Urabi, Premierminister.«
    »Was?«, begehrte Sarah auf. »Wir sind keine Spione, und das wissen Sie genau!«
    Der Offizier erwiderte nichts und begnügte sich mit einer abfälligen Handbewegung. Dann bedeutete er seinen Leuten, Sarah zu ergreifen.
    »Nein!«, protestierte ihr Vater und raffte sich trotz seines geschwächten Zustands auf die Beine. »Lasst sie in Ruhe, ihr verdammten Kerle!«
    »Den Alten nehmt als Nächsten«, wies der Lieutenant seine Männer grinsend an. »Er scheint es kaum erwarten zu können …«
    »Nein«, ächzte

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