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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hervor.
    »Oui, c’est moi«, bestätigte der Franzose.
    »Aber wie … Woher …?«
    »Was ist mit den Soldaten geschehen?«, fragte der alte Gardiner, der seine Sprache schneller wiederfand.
    »Ihr werdet es kaum glauben.« Ein jungenhaftes Lächeln glitt über du Gards Gesicht. »Diese unerfreulichen messieurs haben es vorgezogen, sich gegenseitig zu massakrieren.«
    »Sie haben was getan?« Sarah begriff kein Wort.
    »Der Einfluss der Hypnose«, erriet ihr Vater. »Erstaunlich, mein Freund. Ganz erstaunlich.«
    »Die Macht des Geistes über schnöde Materie«, drückte du Gard es poetischer aus und tippte sich demonstrativ an den Fes, der ihm etwas zu groß war und der immer wieder über seine Brauen rutschte. »Ich habe den Offizier dazu gebracht, den Säbel gegen seine eigenen Leute zu richten. Der Rest war Chaos.«
    »Und – der Offizier?«, erkundigte sich Sarah mit Blick auf du Gards blauen Uniformrock.
    »Frag lieber nicht«, erwiderte der Franzose nur, die Hand auf dem Griff des Säbels. »Aber nun sollten wir sehen, dass wir von hier fortkommen. Ich fürchte, mein Kabinettstück wird nicht lange unbemerkt bleiben.«
    »Aye«, stimmte der alte Gardiner mit verwegenem Grinsen zu, »und ich wette, dass sich der Beifall dafür in Grenzen halten wird. Haben Sie die Schlüssel?«
    »Bien sûr«, antwortete du Gard, und schon im nächsten Moment klirrte und krächzte es metallisch im Gitterschloss. Es dauerte einen Moment, bis der passende Schlüssel gefunden war, dann endlich erklang das erlösende Klicken, und die Tür schwang nach draußen. »Alors, wenn ich bitten dürfte …«
    »Du bist einfach unglaublich«, lobte Sarah. Im Hinaushuschen hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Vraiment, chérie - hast du je daran gezweifelt?« Du Gard grinste. »Sind das Tränen, die ich da in deinen Augen sehe? Du hast meinetwegen doch nicht etwa geweint?«
    »Natürlich nicht«, versicherte sie energisch und benutzte den Ärmel ihrer Bluse dazu, sich rasch die Augen zu trocknen. »Du solltest deine Wirkung auf Frauen nicht überschätzen.«
    »Mais non«, erwiderte er nur.
    Inzwischen drängten die übrigen Gefangenen aus dem Kerker – nicht nur Hingis, Ali Bey und Mortimer Laydon, sondern auch all die anderen armen Teufel, die in den Tiefen von Kait Bey inhaftiert gewesen waren. Was sich noch regen konnte, das lief, kroch und schleppte sich nach draußen. Sarah und ihre Gefährten ließen sie gewähren – zum einen hatte kein Mensch es verdient, in einer Hölle wie dieser eingesperrt zu sein; zum anderen würde die Verwirrung ihrer Häscher desto größer sein, je mehr Gefangene entkamen …
    Hals über Kopf eilten die abgerissenen Gestalten, von denen nicht wenige verstümmelt und geblendet waren, ihnen voraus, den Hauptgang entlang und die Treppe hinauf – von deren Ende ihnen plötzlich lautes Geschrei entgegendrang. Schüsse peitschten, und der Strom der Flüchtlinge geriet ins Stocken.
    »Soldaten«, zischte Mortimer Laydon.
    »Mince alors!«, wetterte Du Gard. »Diese crétins sind schneller, als ich dachte. Was jetzt?«
    »Dort hinein, rasch«, drängte der alte Gardiner, und während die übrigen Flüchtlinge weiter durch den Hauptgang drängten, zogen er und seine Leute sich in einen schmalen Seitenstollen zurück. Zwar wusste niemand, wohin er führte, jedoch schien alles aussichtsreicher zu sein als eine direkte Konfrontation mit den Soldaten.
    Ein Irrtum, wie sich zeigen sollte …
    Der Gang, an dessen Wänden Fackeln angebracht waren, führte ein Stückweit in den Fels, ehe er eine Biegung beschrieb – auf deren anderer Seite die Flucht abrupt endete. Ein Eisengitter versperrte den Weg, das mit einem schweren Schloss gesichert war. Jenseits davon herrschte unergründliche Schwärze.
    »Maurice?«, fragte der alte Gardiner, während im Hauptkorridor erneut Schüsse fielen, gefolgt von heiserem Geschrei. Die Soldaten schienen mit äußerster Brutalität gegen die entlaufenen Gefangenen vorzugehen …
    »Bin schon dabei«, versicherte der Franzose, der seinen Schlüsselbund bereits durchsuchte. Erneut krächzte und knackte es metallisch, dann schwang die Tür quietschend auf.
    »Gut gemacht.«
    Gardiner Kincaid nahm eine brennende Fackel von der Wand und ging den anderen voraus. Nacheinander folgten sie ihm – zunächst Sarah, dann Mortimer Laydon, schließlich Ali Bey und Friedrich Hingis. Du Gard war der letzte, der den Durchgang passierte. Sorgfältig verschloss er die Tür hinter sich.
    Schon

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