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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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den Satz. »Eine gewagte Theorie.«
    »Gewagt ist gar kein Ausdruck«, stichelte Hingis. »Die Kollegen vom archäologischen Forschungskreis würden Sie dafür in der Luft zerreißen.«
    »Vielleicht«, räumte Gardiner ein, »aber nicht diese Kollegen sind hier, sondern wir, und wir können uns dem Offensichtlichen nicht verschließen. Darüber hinaus gehe ich noch einen Schritt weiter, denn ich behaupte, dass dieser Stollen zum Friedhof der Götter führt.«
    »Was bringt dich darauf?«, wollte Sarah wissen.
    »Das Alexanderzeichen weist den Weg zum Grab des Königs«, meinte ihr Vater überzeugt.
    »Zum Grab des Königs?«, fragte Hingis. »Zum Grab Alexanders also? Ich dachte, Ihre Suche gelte der verschollenen Bibliothek.«
    »Glauben Sie denn, da bestehe ein Unterschied? Sind Sie je in Theben gewesen und haben das Ramesseum besucht?«
    »Ich sehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.«
    »Dann will ich es Ihnen erklären«, brummte Gardiner nachsichtig. »In seinen Reiseberichten schreibt Hekataios von Abdera, dass es im Tempel von Ramses II., dem er den griechischen Namen ›Ozymandias‹ gab, einst eine heilige Bibliothek gab.«
    »Und?«
    »Sehen Sie denn nicht die Parallele? Die Weihestätte eines der mächtigsten Herrscher Ägyptens enthielt eine Bibliothek, und wir wissen von Alexander, dass er sich die Pharaonen in mehr als einer Hinsicht zum Vorbild genommen hat. Warum also sollte es in seinem Grabmal, das nach seinem Willen nicht nur letzte Ruhestätte sein sollte, sondern auch Ort der Verehrung und des ewigen Andenkens, nicht auch eine Bibliothek gegeben haben?«
    »Sie meinen …?«
    »Natürlich«, warf Sarah ein, der in diesem Moment die Zusammenhänge klar zu werden begannen. »Das war es, was Recassins Schwester uns zu verstehen geben wollte, als sie sagte, dass Ozymandias die Antwort kenne. Und deshalb fand sich auch eine Statue von Ramses unterhalb der Pompeius-Säule …«
    »Das Mausoleum Alexanders ist gleichzeitig auch der Ort, wo sich das Museion einst befand«, meinte Gardiner Kincaid überzeugt. »Wer das eine findet, findet auch das andere.«
    »Auf dem Grund des Meeres?«, fragte Hingis zweifelnd.
    »Warum nicht? Es ist bekannt, dass die Architekten der Ptolemäerzeit wahre Meister der Tiefe waren. Ist Ihnen der Name Saint-Génis ein Begriff?«
    »Wer soll das sein?«
    »Ein Franzose, der als Beobachter an Napoleons Ägyptenfeldzug teilnahm. In seinen Aufzeichnungen über Alexandria ist mehrfach von einer ›unterirdischen Stadt‹ die Rede, die nicht weniger bedeutend sein soll als jene oberhalb der Erde. Die meisten glauben, dass er damit die Zisternen meinte, die sich zu Dutzenden unterhalb der Stadt erstrecken und oft mehrere hundert Fuß tief in den Boden reichen, aber ich vertrete die Auffassung, dass das längst nicht alles ist. Aufgrund der Studien, die ich im Vorfeld betrieben habe, bin ich überzeugt, dass Saint-Génis tatsächlich von einer in der Tiefe gelegenen Stadt gesprochen hat. Von einer Nekropole, um genau zu sein, nämlich dem ›Friedhof der Götter‹.«
    »Aber Alexanders letzte Ruhestätte ist nicht unterirdisch gelegen«, widersprach Hingis. »Antike Quellen berichten von einem Hügelgrab, wenn ich mich recht entsinne …«
    »Eine Attrappe, um jene zu täuschen, die sich in unlauterer Absicht nähern«, erwiderte Gardiner mit Nachdruck. »Warum wohl, glauben Sie, habe ich Ausgrabungen an der Säule des Pompeius angestrengt?«
    »Weil du dort nach einem Einstieg gesucht hast«, antwortete Sarah.
    »Nach dem Studium meiner Quellen war ich mir ziemlich sicher, ihn gefunden zu haben – leider kam ich nicht mehr dazu, meine Theorie zu überprüfen. Wenn es jedoch stimmt, was ich vermute, wird uns auch dieser Gang ans Ziel bringen.«
    »Unwahrscheinlich«, widersprach Hingis. »Selbst wenn Sie mit allem recht haben sollten – wer sagt uns, dass dieser Stollen noch intakt ist? Dass er tatsächlich auf die andere Seite der Bucht führt wie vor zweieinhalbtausend Jahren, trotz all der Erdbeben und Kriege, die in dieser Zeit gewütet haben.«
    »Alors, wenn es nicht so wäre, hätten wir längst feuchte Füße bekommen«, antwortete du Gard mit zwingender Logik, auf die selbst Hingis nichts zu erwidern wusste.
    Auf dem weiteren Marsch durch die Tiefe wurde kaum gesprochen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und Sarah ertappte sich dabei, dass sie ihren Vater immer wieder mit verstohlenen Blicken bedachte. Auch wenn der alte Gardiner sie in mancher

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