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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Gefährten die Köpfe mit den Armen beschirmen mussten. Außerdem lag plötzlich Staub in der Luft, der in den Augen brannte und sich schwer auf die Lungen legte.
    »Weiter! Weiter!«, hörte man Gardiner Kincaid brüllen, ehe ihn ein heftiger Hustenanfall überkam, unter dem er sich vor Schmerzen krümmte. Sarah und du Gard eilten zu ihm, um ihn zu stützen, und gemeinsam hasteten sie durch den Donner, der gar kein Ende mehr nehmen wollte. Nur vereinzelt antwortete dem Beschuss ein fernes, schwaches Grollen, das der Allgewalt des britischen Angriffs jedoch nichts entgegenzusetzen hatte. Das Empire antwortete auf Urabis Erhebung mit der ganzen Schlagkraft seiner Marine, die sich rühmte, die modernste der Welt zu sein – ungeachtet einiger unbescholtener Untertanen Ihrer Majestät, sie sich in den Tiefen der Stadt aufhielten und verzweifelt versuchten, am Leben zu bleiben …
    Das Ende des Stollens kam in Sicht.
    Unvermittelt riss die spärliche Flamme der Fackel es aus der Dunkelheit – eine breite Pforte, die zu beiden Seiten von steinernen Figuren gesäumt wurde. Die eine Statue war zerstört, sodass nicht mehr zu erkennen war, wen sie einst dargestellt hatte, die andere war noch vollständig. Und mit einer Spur von Bedrückung stellte Sarah fest, dass es Anubis war, der ihnen aus der Finsternis entgegenstarrte, die schakalköpfige Gottheit der Toten …
    »Die Nekropole!«, rief ihr Vater heiser. »Das muss der Eingang zum Friedhof der Götter sein …«
    Das Wissen, der Verwirklichung seines Forschertraumes näher zu sein als je zuvor in seinem Leben, verlieh dem alten Gardiner neue Kraft. Die Arme triumphierend emporgereckt, löste er sich aus Sarahs und du Gards Umarmung und stürmte die Stufen des Portals hinauf, dessen hölzerne Torflügel schon vor langer Zeit aus den Angeln gefault waren. Der Weg war frei und führte in ein Gewölbe, das einst prunkvoll und von beeindruckender Größe gewesen sein musste.
    Inzwischen lag es in Trümmern.
    Nur die erste Reihe der Säulen, die die hohe Decke einst gestützt hatten, war unversehrt geblieben; wohl im Zuge eines der zahlreichen Erdbeben, die über Alexandrien hereingebrochen waren, hatte sich der Boden der Halle abgesenkt. Die aus einzelnen Segmenten zusammengesetzten Säulen waren daraufhin eingestürzt, woraufhin auch Teile der Decke eingebrochen waren. An einigen Stellen reichten Felsbrocken und die Trümmer gewaltiger Quadern bis zum Boden, an anderen wurden sie von abgebrochenen Säulenstümpfen noch halbwegs in der Höhe gehalten. Das Ganze erweckte den Anschein, als wollte es jeden Augenblick einstürzen, dabei hatte es in diesem Zustand vermutlich Jahrhunderte überdauert.
    Ob es ein Durchkommen gab, war im schwachen Fackelschein nicht zu erkennen, zumal die Trümmer nicht das einzige Hindernis waren. Wasser war eingedrungen und hatte den abgesenkten Boden überflutet, sodass sich um die Ruinen herum ein unterirdischer See erstreckte.
    »Merde!«, bemerkte du Gard passenderweise.
    »Tja«, meinte Hingis nicht ohne eine gewisse Genugtuung. »Das war es dann wohl. Eine Sackgasse, genau, wie ich immer vermutet habe.«
    »Das Peristyl«, stellte der alte Gardiner fest, die Bemerkungen seiner Begleiter einfach überhörend. »Dies muss einst die Vorhalle zur Totenstadt gewesen sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich auf der anderen Seite der Friedhof der Götter befindet – und mit ihm all das, wonach Historiker über Jahrhunderte hinweg vergeblich gesucht haben. Das Grab Alexanders und das Museion …«
    »Hören Sie auf zu träumen, Kincaid«, wies Hingis ihn zurecht. »Unser Weg ist hier zu Ende.«
    »Noch lange nicht«, widersprach Sarahs Vater. Er trat ans Ufer und bückte sich, tauchte einen Finger ins dunkle Wasser und leckte daran. »Salz«, stellte er fest. »Es muss eine Verbindung zum offenen Meer geben.«
    »Was wollen Sie tun?«, fragte Hingis. »Hinausschwimmen wie ein Fisch?«
    »Keine schlechte Idee«, konterte Gardiner und stieg ohne Zögern in das dunkle Nass, das ihm schon nach wenigen Schritten bis zu den Hüften reichte.
    »Was haben Sie vor?«
    »Was wohl? Einen Weg suchen natürlich.«
    »Durch diese Ruine?« Demonstrativ verschränkte der Schweizer die Arme. »Ohne mich. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, und ich sage es Ihnen wieder: Keine archäologische Entdeckung ist es wert, sein Leben dafür wegzuwerfen.«
    »Ich fürchte«, ließ du Gard sich vernehmen, »damit hat er nicht ganz Unrecht, mon ami.«
    »Jetzt

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