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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Ptolemäer beendeten, ging der Codicubus verloren. Kleopatra war die Letzte, die ihn in ihren Händen hielt, danach verschwand er für viele Jahrhunderte aus dem Blick der Menschen. Wie es hieß, hätten arabische Stammesfürsten ihn nach Osten gebracht, aber Beweise dafür gab es nicht – bis zum Jahr 1565 …«
    »Warum?«, fragte Sarah. »Was geschah 1565?«
    »Wenn Sie das nicht wissen«, entgegnete der Vermummte barsch, »waren Sie es nicht wert, den Codicubus auch nur wenige Tage zu besitzen. In jenem Jahr brachte Dragut Rais, der Anführer der Türken, das Artefakt nach Westen, zusammen mit der Flamme des Krieges. Doch im Verlauf der blutigen Schlacht wurde Rais getötet, und der Codicubus fand neue Herren. Sie besaßen ihn für lange Zeit, selbst über das Ende ihrer Herrschaft hinaus, das durch Bonaparte erfolgte – bis ein verräterischer Dieb namens Gardiner Kincaid ihn in seinen Besitz brachte.«
    »Sie sollten auf Ihre Worte achten«, empfahl Sarah. »Mein Vater ist weder ein Verräter noch ein Dieb.«
    »Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters. Wollen Sie bestreiten, dass Sie auf höchst ungewöhnliche Weise in den Besitz des Artefakts gelangt sind? Dass sich Ihr Vater in letzter Zeit überaus seltsam benommen und sich mit zwielichtigen Leuten umgeben hat?«
    »Davon weiß ich nichts«, behauptete Sarah.
    »Ihr Vater, Lady Kincaid, hat denselben Fehler begangen, der auch Alexander zum Verhängnis wurde – er glaubte, uns hintergehen zu können.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Sarah, die plötzlich von panischer Furcht erfüllt war. »Was wissen Sie über meinen Vater? Wo ist er?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau.«
    »G-geht es ihm gut?«
    »Allerdings – und zwar so lange, bis er gefunden hat, wonach wir ihn dort suchen lassen.«
    »Wonach Sie ihn suchen lassen?« Sarah lachte freudlos auf. »Mein Vater arbeitet für die britische Regierung.«
    »Wie wahr – und die Regierung arbeitet für uns«, konterte der Vermummte und lachte tief und grollend.
    »Für Sie? Wer soll das sein?«
    »Jene, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit reichen«, erklärte der Vermummte schlicht. »Jahrhunderte. Jahrtausende …«
    »Sie haben den Verstand verloren«, stellte Sarah angewidert fest.
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Wozu, denken Sie, sind wir hier?«
    »Wer weiß?« Sarah ließ einen argwöhnischen Blick umherschweifen. »Vielleicht haben Sie vor, mich in dieser Gruft zu verscharren?«
    »Ein amüsanter Gedanke, zugegeben.« Die tiefe Stimme lachte gefährlich. »Aber der wahre Grund ist ein anderer. Dieser Stein« – er deutete auf die Stele in der Mitte – »ist der letzte noch existierende Schlüssel, mit dem sich der Codicubus öffnen lässt.«
    »Der Würfel lässt sich … öffnen?«
    »Sehen Sie her«, forderte der Hüne Sarah auf, und mit ungläubig geweiteten Augen verfolgte sie, wie er den Würfel auf die Steinsäule legte. Das Verblüffende war, dass das Metall die Stele nicht berührte, sondern über der Vertiefung wie von unsichtbaren Händen gehalten in der Luft schwebte. Der Vermummte versetzte dem Würfel einen Stoß, woraufhin er um seine diametrische Achse zu wirbeln begann, langsam zunächst, dann immer schneller – und obwohl seine Umrisse immer mehr verwischten, glaubte Sarah zu erkennen, dass sich die Form des Würfels veränderte.
    Endlich verlangsamte sich die Rotation wieder, und über der Stele schwebte etwas, das nur noch entfernt an das ursprüngliche Artefakt erinnerte. Fast sah es aus, als wäre das Metall des Würfels in zahlreiche Splitter zersprungen, die allerdings einer festen geometrischen Ordnung unterworfen waren. Noch immer beschrieben sie einen Würfel, aber die Abstände waren so weit auseinander gerückt, dass das hohle Innere des Kubus zu sehen war – und mit ihm die unzähligen kleinen Schriftrollen, die darin aufbewahrt wurden.
    »Unglaublich«, entfuhr es Sarah.
    »Nicht wahr?« Der Vermummte nickte zufrieden. »Das Wunder des Magnetismus hat diese einzigartige Konstruktion hervorgebracht, und das schon vor undenklich langer Zeit.«
    »Also ist es wahr«, folgerte Sarah atemlos.
    »Wovon sprechen Sie?«
    »In der Überlieferung heißt es, dass es in Alexandria einen Tempel gab, der unter der Herrschaft von Arsinoë II. errichtet wurde. Weder weiß man, welcher Gottheit er geweiht war, noch wo genau er sich befunden hat, aber antike Quellen berichten von einer Statue, die unter einer erzenen Kuppel schwebte …«
    »Sieh an.« Für einen kurzen

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