Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
sanken auf die Knie. Shanjat, der neben Jardir auf seinem schwarzen Streitross saß, reckte seinen Speer in die Luft. »Erlöser!«
Die anderen Sharum schlossen sich dem Ruf an, gefolgt von den knienden chin , und einen Moment später brüllten alle mit. Bei jedem Schrei stießen sie ihre Speere in den sich verdunkelnden Himmel, und ihre Stimmen hallten weit in die Nacht hinaus.
»Das sind die Stimmen von Männern!«, schrie Jardir. »Nies Diener werden euch hören und vor Furcht zittern!« Er ließ sich in den Sattel zurückgleiten und ritt weiter in Richtung der Mauer. Ihm folgten die Speere des Erlösers und Hunderte von brüllenden chin .
»Möge Everam mich verfluchen«, murmelte Qeran von der Mauerkrone aus, welche das Anwesen umgab, während er die Sharum marschieren sah. »Der Mond erlischt, und ich stehe hier nutzlos herum.«
»Unsinn«, widersprach Abban. »Für den Erlöser ist es wichtig, dass seine Schmieden und Glashütten bewacht werden, damit er später seine Männer mit neuen Waffen ausrüsten kann. Außerdem kann es auch hier zu Kämpfen kommen.«
Qeran schüttelte den Kopf. »Du hast dir ein gutes Versteck ausgesucht, khaffit . Dieser Ort besitzt keinen taktischen Vorteil, und die alagai haben keinen Grund, ihn anzugreifen. Und diese Mauern«, er klopfte mit seinem Speer darauf, »sind stärker als die der Inneren Stadt. Die … Handwerker des Erlösers sind gut geschützt.« Er betonte die Berufsbezeichnung, als hinterließe sie einen fauligen Geschmack auf seiner Zunge.
»Du selbst hast gesagt, die Männer seien noch nicht bereit«, erwiderte Abban, »und du bist es auch nicht. Du hast dein neues Bein erst seit knapp zwei Wochen.«
»Ich sagte, die Männer hätten noch nicht ihre volle Kampfkraft erreicht«, stellte Queran richtig, »und dasselbe gälte für mich. Aber meine Hundertschaft und ich sind immer noch stärker als neun von zehn dieser Krieger da draußen.«
» Deine Hundertschaft?«, fragte Abban.
Qeran sah ihn an, und Abban erinnerte sich daran, wie brutal der Mann ihn im sharaj behandelt hatte. Er wartete geduldig und genoss das angedeutete Kopfnicken, das Qeran sich abrang. »Abbans Hundertschaft.«
Abban nickte und ließ ein letztes Mal seinen Blick von der Mauerkrone über die dahinter liegende Gegend schweifen, ehe er umkehrte und dem Exerziermeister das Kommando überließ. Er humpelte zurück in die Sicherheit des Unteren Palastes, der unter dem plumpen Gebäude in der Mitte seines Anwesens ständig erweitert wurde.
Inevera traf Asome und Asukaji in ihren persönlichen Gemächern in Ahmanns Unterem Palast an. Die beiden spielten mit Asomes kleinem Sohn, Kaji.
»Was ist denn jetzt schon wieder, Mutter?« Als sie eintrat, gefolgt von Ashia, verzog Asome wütend das Gesicht. »Bin ich heute nicht schon genug gedemütigt worden?«
Bekümmert blickte Inevera auf ihren Sohn.
– Das Einzige, was sein Potenzial noch übertrifft, ist sein Ehrgeiz –, hatten die Würfel ihr gesagt, als sie sie vor achtzehn Jahren, bestrichen mit dem Blut von seiner Geburt, befragt hatte. Das verriet ihr, dass er mächtig sein würde, aber die Prophezeiung enthielt auch eine Warnung.
»Deine Gemahlin und ich werden während der Schlacht auf der Mauer entlanglaufen«, verkündete sie. »Ich lade dich ein, mit uns zu kommen.«
Asome beäugte sie, als wittere er eine Falle. »Hat Vater nicht angeordnet, dass seine Gemahlinnen und die dama’ting die Nacht ebenfalls im Unteren Palast verbringen sollen?«
Inevera zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er das getan, aber wer sollte uns daran hindern?«
»Ich zum Beispiel«, trumpfte er auf.
Inevera nicke. »Aber du könntest uns auch begleiten … zu meiner eigenen Sicherheit. Das würde dein Vater dir doch gewiss vergeben.«
Asome wandte sich an Asukaji. »Nur du, mein Sohn«, betonte Inevera.
Die beiden Männer sahen sie wieder mit argwöhnischen Blicken an.
»Ahmann hat eure Vermählung nicht aufgelöst, Asome. Jedenfalls noch nicht. Ich möchte in Begleitung meines Sohnes und meiner Schwiegertochter sein, wenn Alagai Ka durch die Nacht streift.« Sie warf einen Blick auf Asukaji und den kleinen Kaji. »Während wir fort sind, wird mein Neffe meinen Enkelsohn bestimmt so gut beschützen, als wäre er sein eigenes Kind.«
Asome sah aus, als wollte er aufbrausen, aber Asukaji legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm. »Es ist gut, Cousin. Geh du nur.« Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, aber Ineveras durch Magie
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