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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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innerlich vor Zorn kochte. »Die dama werden in der kommenden Schlacht um Everams Gunst beten. Das ist keine geringe Sache, mein Sohn.« Er merkte sofort, dass Asome nicht glaubte, Gebete könnten etwas bewirken, wenn Dämonen vor den Mauern standen, doch er hoffte, er möge klug genug sein, dies nicht laut zu äußern.
    Asome ließ nicht locker. »Warum lernen dama sharusahk , Vater?«
    »Wie bitte?« Jardir fühlte sich überrumpelt.
    »Seit ich laufen lernte, habe ich die sharukin geübt«, fuhr Asome fort. »Ich kenne niemanden, sei er ein dama oder ein Sharum , der mich besiegen kann.«
    Jayan schnaubte durch die Nase. »Du prahlst damit, weil du dich noch nie mit einem echten Gegner gemessen hast. Es ist etwas anderes, ob du gegen alagai kämpfst oder gegen die leere Luft wie im Sharik Hora.«
    Asome wandte sich seinem älteren Bruder zu und lachte ihm offen ins Gesicht. »Dann kämpfe doch gegen mich, du großer alagai -Töter, und wir werden sehen, wer von uns der Bessere ist.«
    Jayan stieß ein Knurren aus und ging einen Schritt auf ihn zu.
    »Das verbiete ich!«, brüllte Jardir und ließ den Speer mit einem lauten Knall niedersausen. Er hatte allen seinen Söhnen untersagt, miteinander zu kämpfen, und dieses Verbot galt sogar für das Training. Wie klug seine Entscheidung war, lag jetzt klar auf der Hand. In ihren Auren konnte er sehen, dass Jayan und Asome sich ohne mit der Wimper zu zucken gegenseitig umbringen würden, um sich den Weg zum Schädelthron zu ebnen. »Ich will nicht, dass meine Söhne sich prügeln wie nie’Sharum in der Essensschlange!«
    Asome verbeugte sich vor ihm. »Wie du befiehlst, Vater, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Gegen meinen Bruder darf ich nicht kämpfen. Ich darf auch nicht gegen die alagai kämpfen. Den Titel des Andrah hast du abgeschafft, deshalb ist es nicht nötig, mit den Damaji um den Thron zu kämpfen. Wieso habe ich jeden Tag meines Lebens für den Kampf geübt, nur um müßig dazustehen, wenn Alagai Ka durch das Land streift?«
    Jardir zögerte. Im Grunde gab er seinem Sohn recht. In dieser Nacht würden Gebete nichts nützen. Aber die Damaji und die dama waren für sein Volk nicht nur Heilige Männer, sie waren auch die weltlichen Anführer. Die Geistlichen waren Meister des sharusahk , aber mit Ausnahme von Ashan hatten sie noch niemals selbst den alagai getrotzt und würden in der bevorstehenden Schlacht kaum von Nutzen sein. Und wenn endlich die Morgendämmerung anbrach, brauchte man sie dringend, um die Ordnung wiederherzustellen.
    »In deinen Worten liegt Weisheit«, gab Jardir zu, »aber Jayan hat recht, wenn er sagt, dass die dama auf Gegner wie die alagai nicht vorbereitet sind. Und du selbst hast betont, dass das Erlöschen des Mondes nicht der geeignete Zeitpunkt ist, um im alagai’sharak Neuerungen zuzulassen.« Er hob die Stimme und schwenkte den Speer in Richtung der weiß gekleideten Männer. »Die dama werden für die versammelten Krieger den Segen des Schöpfers erbitten und sich danach in den Unteren Palast zurückziehen.«
    Nach außen hin ließ Asome sich nichts anmerken, als er sich steif und voller Würde verneigte, doch in seiner Aura tobte der Zorn, währen Jayans vor Entzücken tanzte. Jardir bereute seine Entscheidung bereits, aber es war geschehen, und er konnte seine Worte nicht zurücknehmen, wenn die Ausgeburten aus Nies Abgrund dabei waren, an die Oberfläche zu steigen.
    »Geht!« Er klatschte in die Hände, und die Männer verließen den Raum. »Ashan!«, rief er, und der Damaji blieb stehen, während die anderen sich entfernten. Jardir stieg von dem Podest herunter und ging zu ihm. Inevera folgte ihm mit einem Schritt Abstand.
    Seit fünfundzwanzig Jahren stand Ashan Jardir zur Seite, hatte ihn während seines Aufstiegs zur Macht stets unterstützt. Der Damaji war mit Jardirs ältester Schwester verheiratet und hatte Kinder mit ihr. Es gab keinen Grund, an seiner Loyalität zu zweifeln, und dennoch verließ sich Jardir auf die Einsicht, die ihm die Krone des Kaji verlieh. Er wollte nicht nur oberflächlich in Ashans Aura lesen, sondern tief in seinen Geist hineinschauen.
    Als er dann in das Herz seines Freundes blickte, erkannte er, dass er ihm zu Recht vertraute. Ashan war nicht machthungrig, und im Gegensatz zu vielen Damaji hielt er Jardir wirklich für den Erlöser, den Everam geschickt hatte, um die Welt zu erneuern. Ashias Schicksal stimmte ihn nicht froh, aber seine Treue blieb unverbrüchlich.
    »Bruder«,

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