Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
kommen, und unter den Menschen, die jetzt Mut beweisen mussten, würden sich Angst und Entsetzen ausbreiten. Aus dem schweren Körperpanzer des Dämons ragten Skorpionstachel, doch er stapfte zielstrebig weiter und holte aus, um den Stein zu werfen.
»Bei Everams Bart«, hauchte Asome.
Inevera achtete nicht auf ihn, sondern griff in ihr Gewand und holte den dünnen Unterarmknochen hervor, der von dem Seelendämon stammte, den Ahmann getötet hatte. Er war mit Elektron beschichtet, und mit ihren durch Magie geschärften Augen sah sie, dass er in einem strahlenden Glanz leuchtete. Sie zielte mit dem Knochen auf den Stein, und ihre Fingerspitzen huschten über die in das Elektron eingeritzten Siegel. Sie legte Hitzesiegel und Aufprallsiegel frei und jagte einen Energieschwall gegen den Stein.
Der Zauber glich einem Glühwürmchen aus dem Nordland, als er auf sein Ziel zujagte, doch er löste eine Explosion aus, die die Nacht erhellte. Wer Zeuge dieses Ereignisses wurde, spürte die Hitze auf dem Gesicht und sah, wie sich der Stein in einer Staubwolke auflöste.
Mit maßloser Verblüffung beobachteten die anderen Inevera, die als Nächstes ihren Zauberstab aus Dämonenbein gegen den Felsendämon selbst richtete. Abermals flog ein knisternder Funke durch die Luft, der beim Aufprall explodierte und den Dämon zu Boden warf. Dadurch wurden die Skorpionstachel, die in seinem Panzer steckten, tief in das darunter liegende verletzliche Fleisch getrieben. Der Felsendämon landete auf dem Rücken, aus seiner Brust quoll Rauch, und er stand nicht wieder auf.
»Mutter …«, begann Asome, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er sie ansah. Inevera lächelte. Es tat gut, ihren ehrgeizigen Sohn daran zu erinnern, dass sie über eine Macht verfügte, die er fürchten sollte. Ashia und die Mehnding schienen nicht weniger beeindruckt zu sein, und auch das bereitete ihr Genugtuung.
Draußen auf dem Feld fassten die Krieger neuen Mut, als sie dieses Spektakel sahen, und verdoppelten ihre Anstrengungen, die Dämonen zurückzuschlagen.
Aber auch die alagai reagierten. Ein Schwarm Winddämonen rauschte vom Himmel herab, direkt auf Inevera zu, und jede dieser Bestien trug einen schweren Stein in ihren Klauen. Ashia schoss einen Pfeil ab und holte einen Dämon herunter, der auf den Boden klatschte wie eine gemästete Gans. Die Bogenschützen der Mehnding töteten noch mehr, aber sie konnten nicht verhindern, dass ein Steinschauer auf sie niederprasselte. Inevera spürte, wie sie gepackt und auf die Mauerkrone geworfen wurde, während direkt neben ihr etwas explodierte. Es regnete Trümmerstücke, aber Asome lag schützend über ihr und fing die meisten der Brocken mit seinem Körper ab.
Als es vorbei war, war eine Hälfte seines Gesichts mit Blut überströmt, ein Arm war gebrochen und stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Inevera streckte die Hände nach Asome aus, doch der sprang geschmeidig auf die Füße. Mit seiner unversehrten Hand umklammerte er das Handgelenk des gebrochenen Arms, zog ihn mit einem kräftigen Ruck wieder gerade und ließ ihn dann locker herunterhängen. Der Schmerz musste unglaublich sein, aber er ließ sich nichts anmerken, als er mit der gesunden Hand nach unten fasste, um Inevera beim Aufstehen zu helfen. »Das kann warten, Mutter.« Mit dem Kinn deutete er auf das Gelände hinter der Mauer. »Du hast jetzt andere Sorgen.«
Inevera ergriff seine Hand, belastete sie jedoch nicht mit ihrem Gewicht, sondern schnellte mit einem Satz auf die Füße. Sie blickte in die Richtung, in die ihr Sohn gedeutet hatte, und riss verdutzt die Augen auf. In der Äußeren Stadt wurde wild gekämpft, und hinter der Außenmauer tobten sogar noch heftigere Kämpfe, doch all das war nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver.
Von ihrem erhöhten Standort aus konnte Inevera etwas sehen, das Ahmann entging, obwohl ihr eigener Kampf sie so in Anspruch genommen hatte, dass es ihr möglicherweise erst aufgefallen wäre, wenn es bereits zu spät war. Weit draußen in den wogenden Weizenfeldern hinter der Stadt brannten Flammendämo nen präzise Schneisen und bildeten Siegel, die so groß waren wie ein ganzes Feld. Bald würden die Symbole ihre Wirkung entfalten und den alagai einen fürchterlichen Vorteil verschaffen.
Auch Asome erkannte, was sich dort abspielte. »Sie sind wahrhaftig Nies Kreaturen. Sie stehlen den Menschen die Nahrung und nutzen dies noch aus, um ihre schwarze Magie zu stärken. Uns bleibt gar keine
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