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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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geschärfte Sinne ließen sie jedes Wort verstehen. »Ich passe auf unseren Sohn auf, bis du zurückkehrst.« Er küsste Asome mit einer Zärtlichkeit, die an Ineveras Herz rührte, aber Ashia, die sich unruhig hinter ihr bewegte, erinnerte sie daran, dass es in dieser Dreiecksbeziehung noch eine dritte Partei gab.
    Sie blickte auf ihren Enkelsohn. Und der arme Kaji steckt mittendrin.
    Schweigend gingen sie zur Mauer der Inneren Stadt. Inevera trug ein Gewand aus undurchsichtiger weißer Seide, die ihren früheren dama’ting -Roben glich. Doch die Kopfbedeckung hatte sie zurückgeschlagen, und ihr Schleier war transparent. Die Goldmünzen mit den Siegeln lagen warm auf ihrer Stirn, und sie trug jede Menge Schmuck, der nicht nur dekorativen Zwecken diente. Auf ihrem Gewand schimmerten die mit Fäden aus Elektron aufgestickten Tarnsiegel. Die Symbole stammten von Meisterin Leesha, sie hatte sie von Ahmanns Tarnumhang gestohlen, und obwohl sie wusste, dass der Schädelthron die alagai von der Mauer fernhalten würde, konnte sie nicht leugnen, dass Meisterin Leeshas Siegel ihr ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit gaben.
    Bediene dich ihrer Macht, und eigne sie dir an, hatte Manvah ihr einmal geraten, und insgeheim dankte Inevera ihrer Mutter wieder einmal für diese Lektion. Sie wäre töricht, wenn sie eine derart starke Magie ablehnte, nur weil sie deren Ursprung verabscheute.
    Doch selbst ohne den Schutz durch ihr Gewand und den Schädelthron fühlte Inevera sich sicher, so lange Ashia bei ihr war. Enkido hatte ihr erzählt, er sei so stolz auf die Kampfkünste des Mädchens, als wäre sie seine eigene Tochter.
    Wie für den sharusahk geschaffen, hatten seine gelenkigen Hände ihr mitgeteilt.
    Ashia trug einen kurzen Stoßspeer über der rechten Schulter, außerdem einen kleinen Köcher voller Pfeile. An ihrem linken Unterarm war ein runder Schild festgeschnallt, in der Hand hielt sie einen kleinen Bogen. Die Waffen waren umwickelt mit Bändern aus Gold, in das Siegel eingeritzt waren, und mit zu Streifen geschnittenen hora . Der Harnisch unter ihrer schwarzen Tracht bestand aus unzerstörbarem Glas, dessen Ausformung ihre weibliche Figur eher unterstrich als kaschierte. Asomes Miene war unergründlich, als er seine Frau betrachtete.
    Die Sharum vom Stamm der Mehnding, die das Torhaus bewachten, fingen an zu tuscheln, als die drei näher kamen. Kurz darauf erschien ein kai’Sharum und stellte sich ihnen mit einer tiefen Verbeugung in den Weg. »Ich bitte um Vergebung, Damajah , aber …«
    Asome griff den Mann an, ehe der sich wieder aufrichten konnte, packte sein Kinn fest mit einer Hand und schleuderte ihn zurück. Man hörte ein lautes Knacken, und der Mann fiel tot zu Boden. »Will sich sonst noch jemand der Damajah entgegenstellen?«
    Die anderen Sharum sanken auf die Knie und drückten ihre Stirn gegen das Kopfsteinpflaster. Nach einer Weile erhob sich ein Exerziermeister, verneigte sich und führte sie hinauf zur Mauerkrone.
    Die Mehnding waren der drittgrößte der zwölf krasianischen Stämme, nicht zuletzt wegen ihrer meisterhaften Beherrschung der Kriegsmaschinen und weitreichenden Waffen, die verhinderten, dass sie wie die anderen Sharum in Nahkämpfe verwickelt wurden. Sie waren eher Techniker und Scharfschützen als Krieger, aber sie bewachten die Mauern der Inneren und der Äußeren Stadt mit der eisernen Disziplin von Männern, deren Handwerk das Töten ist.
    Everams Füllhorn war auf einem Hügel erbaut worden, und die Innere Stadt befand sich auf der Spitze. Am höchsten Punkt lag Ahmanns Palast, doch sogar die niedrige Mauer der Inneren Stadt bot eine beeindruckende Aussicht über das Land. Siegellichter sprenkelten die Umgebung, als die Sonne unterging, und das durch Spiegel gelenkte Licht lodernder Feuer half den Sharum , den Feind zu sehen.
    Wie man befürchtet hatte, rückte der Gegner in riesigen Scharen an. Der Schädelthron schützte ein großes Areal hinter den Mauern, aber an den Stellen in der Äußeren Stadt, an denen die Siegel fehlten, erschienen Felsendämonen, die gigantischer waren als alles, was Inevera je gesehen hatte, und türmten sich über den Kriegern auf, die sie zurückschlagen sollten. Ihnen auf den Fersen folgten Rudel von Felddämonen und Flammendämonen und füllten die freien Flächen mit einem Meer aus zuckenden Schuppen und grellen Flammenstößen.
    Der kai’Sharum der Mehnding gab das Signal zum Angriff. Späher mit auf Dreifüßen montierten Ferngläsern

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