Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
dich wie eine Närrin zu benehmen!«, knurrte er. »Ich bin kein Erlöser. Ich bin Arlen Strohballen aus Tibbets Bach, und ich will nur helfen, so gut ich kann.«
    Evey machte ein Gesicht, als hätte er sie geschlagen. Ihre bleichen Wangen wurden knallrot, und sie stand hastig wieder auf. »Es tut mir leid … ich weiß nicht, was über mich gekommen ist …«
    Arlen streckte die Hand aus und drückte ihre Schulter. »Du brauchst es mir nicht zu erklären. Ich kenne die Ammenmärchen, die die Jongleure über mich spinnen. Aber ich bin ein ganz normaler Mann. Ich habe nur ein paar Tricks aus der alten Welt gelernt, die die Menschen von heute vergessen haben.«
    Evey nickte, sah ihm endlich in die Augen und entspannte sich.
    »Ungefähr sechzig Meilen nördlich von hier liegt das Dorf Totbrunnen«, wandte sich Arlen an Varley. »Ich kann dir eine gute Karte zeichnen, mit Orten, an denen ihr längs des markierten Wegs lagern könnt.«
    »Warum sollte man uns in Totbrunnen einen besseren Empfang bereiten als anderswo?«, fragte Verley.
    »Weil dort keiner mehr wohnt«, erklärte Arlen. »Die Horclinge überfielen die Siedlung und töteten jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Aber wir kommen gerade von Totbrunnen und haben den Ort gründlich von Dämonen gesäubert. Zu Anfang mag es ein bisschen eng für euch alle sein, aber ihr werdet alles vorfinden, was ihr braucht, um ein neues Leben anzufangen. Sorgt nur dafür, dass der Brunnen zugemauert und ein neuer gegraben wird.«
    Varley starrte ihn offenen Mundes an. »Du … schenkst uns ein ganzes Dorf? Einfach so?«
    Arlen nickte. »Früher war ich oft dort. Der Ort bedeutete mir sehr viel. Ich möchte, dass er wieder eine Heimat für anständige Menschen wird.« Er blickte Varley durchdringend an. »Für Leute, die nichts von Banditentum halten.«
    Varley schien immer noch skeptisch zu sein. »Im Kanon steht: Traue keinem, der dir ausgerechnet dann deinen sehnlichsten Wunsch erfüllt, wenn deine Not am größten ist. «
    Arlen hob eine Augenbraue. »Der Schöpfer hat euch verlassen, aber Fürsorger Varley zitiert immer noch aus dem Kanon?«
    Varley zeigte ein säuerliches Lächeln. »Die Welt ist voller Widersprüche.«
    »In Totbrunnen kann sich eure Situation nur verbessern, keinesfalls verschlechtern«, meinte Arlen. »Eure Siegel sind schwach. Das sah ich schon beim ersten Gang durch das Lager.«
    Varley nickte und spuckte aus. »Wir haben nicht mal einen Aushilfsbannzeichner, der nicht auf einer Krankenpritsche liegt. Die Leute sichern einfach ihre Karren und Zelte, so gut sie können.«
    Arlen deutete mit einem Kopfnicken auf Renna. »Das ist Renna Gerber, meine Zukünftige. Sie ist eine tüchtige Bannzeichnerin. Ich möchte, dass du und deine Männer sie durch das Lager führt. Zeigt ihr, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird, und sie geht euch zur Hand.«
    Evey verneigte sich vor Renna. »Es ist ein wahrer Segen, dass du uns unterstützt.«
    Renna lächelte und packte Arlen beim Arm. »Entschuldige uns einen Moment.« Sie drehte sich um und zog Arlen zwischen die Pferde.
    »Was ist los mit dir, Arlen Strohballen?«, verlangte sie zu wissen. »Ich musste mit Klauen und Zähnen darum kämpfen, dass du mir erlaubst, meinen eigenen Hintern mit Siegeln zu bemalen, und jetzt traust du mir zu, das ganze Lager zu sichern?«
    Arlen blickte ihr ins Gesicht. »Willst du damit sagen, dass du damit überfordert bist? Dass ich dir nicht vertrauen kann?«
    Renna stemmte die Hände in die Hüften. »Natürlich nicht!«
    »Warum reden wir dann darüber?«, fragte Arlen. »Das Licht wird schwächer, und du musst die Siegel auf jede nur mögliche Weise verstärken. Treib die Leute an und bläue ihnen Vernunft ein, wenn es nicht anders geht, aber sieh zu, dass die Arbeit getan wird. Nimm ein paar von unseren Speeren und Pfeilen mit Siegeln und verteile sie an die, die damit umgehen können.«
    Renna blinzelte. Noch nie hatte jemand ihr zugetraut, mehr als die Scheune mit Siegeln zu versehen. Oder ihr überhaupt eine verantwortungsvolle Aufgabe gegeben, die über das Melken der Kuh und das Zubereiten der Abendmahlzeit hinausging. Und nun hob Arlen sie, ohne mit der Wimper zu zucken, in eine Position, wie die Unfruchtbare Selia sie daheim innehatte.
    Ich liebe dich, Arlen Strohballen.

    Renna erkannte sehr schnell, dass die Siegel noch schlechter waren als befürchtet. Das Lager war nicht einmal mit einem richtigen Bannkreis umgeben. Die Leute aus Haferfeld hatten sich planlos über

Weitere Kostenlose Bücher