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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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die Lichtung verteilt und ihre Karren, Wagen und Zelte einzeln geschützt, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die besten Resultate waren kaum ausreichend.
    »Wie viele Leute verliert ihr jede Nacht?«, erkundigte sie sich.
    Varley spuckte auf den Boden. »Zu viele. Und mit jeder Nacht werden es mehr.«
    »Nur wenn ihr längere Zeit am selben Ort bleibt, wird es schlimmer«, erklärte Renna. »Ein großes Lager wie dieses, der Geruch von Angst und Blut in der Luft, zieht Horclinge an wie ein Apfelbutzen die Ameisen.«
    Varley schluckte. »Das klingt gar nicht gut.«
    »Ganz recht«, bekräftigte Renna. »Morgen ziehst du mit deinen Leuten auf jeden Fall nach Totbrunnen weiter, egal, welche Anstrengung es kostet.« Sie blieb vor einem Karren stehen, der umringt war mit Siegelpfosten.
    »Von diesen Pfosten sieht man hier viele«, meinte Renna.
    Varley nickte. »Unser Bannzeichner fertigte sie an, ehe die Horclinge ihn umbrachten. Anfangs reichte der Vorrat, um das Lager einzugrenzen, aber wir haben etliche verloren und waren nicht imstande, sie zu ersetzen.«
    Renna nickte. »Lass bitte alle einsammeln und an den Rand der Lichtung bringen.« Sie zeigte mit dem Finger. »Um die größten Wagen verteilen wir Bannzirkel, und in die dazwischen liegenden Lücken stecken wir die Pfosten. Das ganze Lager muss enger zusammenrücken, damit es in den Kreis hineinpasst.«
    »Den Leuten wird es nicht passen, dass wir ihnen ihre Siegelpfosten wegnehmen«, bemerkte Varley.
    Renna fasste ihn scharf ins Auge. »Es ist mir egal, was deinen Leuten oder dir passt und was nicht, Graubart. Wenn es heute Nacht nicht mehr so viele Opfer geben soll, dann tust du gut daran, meine Anweisungen zu befolgen, bis die Sonne untergeht.«
    Varleys buschige Augenbrauen zogen sich zusammen. Wieder nahm er seinen Hut ab und drehte ihn in den Händen. »Ay, in Ordnung.«
    »Ich brauche Farbe«, fuhr Renna fort. »Jedes Färbemittel ist geeignet, je dunkler, umso besser, und ich benötige große Mengen. Und Pfosten in dieser Höhe.« Sie hielt eine Hand hoch. »So viele, wie ihr beschaffen könnt. Notfalls fällt ein paar junge Bäumchen. Die Siegelpfosten brauchen nur so lange zu halten, bis ihr Totbrunnen erreicht habt.«
    »Donn«, rief Varley. »Sammle die Pfosten ein. Wenn sich jemand beschwert, schick ihn zu mir.« Donn nickte, suchte sich ein paar Helfer aus und entfernte sich. »Brice«, sagte Varley. »Besorg Farbe. Sofort.« Der Mann rannte los, und Varley wandte sich an die übrigen Männer. »Frische Pfosten. Nehmt alles auseinander, was sich verwenden lässt.« Erwartungsvoll blickte er Renna an.
    »Die Wagen müssen an Ort und Stelle stehen, bevor ich anfange, die Pfosten zu verteilen«, erklärte sie. »Und das bedeutet, dass keine Zeit zu verlieren ist.«
    Varley nickte, ging zu der Besitzerin eines der Karren, sprach mit ihr und deutete in eine bestimmte Richtung.
    »Dann stehen wir ja mitten auf dem Misthaufen!«, beklagte sie sich.
    »Was ist dir lieber, der Misthaufen oder der Bauch eines Horclings?«, entgegnete Varley.

    Es war schon fast dunkel, als Renna zu Arlen zurückkehrte. Einigen der Patienten in dem behelfsmäßigen Hospital schien es ein bisschen besser zu gehen, aber viele litten immer noch entsetzlich. Arlen kniete neben einer Pritsche und hielt die Hand eines jungen Mädchens. Ihr anderer Arm endete unterhalb des Ellenbogens in einem mit bräunlich gelbem Eiter durchtränkten Verband. Ihr halbes Gesicht war verschorft und mit eitrigen Feuerspeichel-Verbrennungen bedeckt, die immer noch gereizt und rot waren. Ihre Haut hatte einen grauen, leichenblassen Schimmer, und ihr Atem ging flach. Sie hielt die Augen geschlossen.
    »Dämonenfieber«, sagte Arlen, ohne hochzuschauen. »Ein Flammendämon hat ihren Arm abgebissen, und die Wunde ist stark entzündet. Ich gab ihr die Heilmittel, die ich kenne, aber die Krankheit ist so weit fortgeschritten, dass sich der Verlauf wahrscheinlich nicht einmal verzögern lässt.«
    Sein schmerzlicher Tonfall zerriss ihr das Herz, aber sie umarmte das Gefühl und ließ es abflauen. Es wartete noch viel Arbeit auf sie.
    Arlen betrachtete die anderen Patienten in dem Krankenzelt. »Ein paar konnte ich vielleicht retten, aber mir sind die Kräuter ausgegangen, und für die meisten Leiden reicht mein Geschick ohnehin nicht aus.« Er seufzte. »Jedenfalls nicht bei Sonnenlicht.«
    »Am Nachmittag bist du hier herumstolziert wie ein aufgeplusterter Gockel, und das war schon schlimm genug«, fand

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