Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
den Kopf. »Ich bin für den Erlöser von größerem Wert als du, Hasik.« Er deutete auf die drei kha’Sharum . »In seiner Weisheit gab er mir Krieger zu meinem Schutz.« Er lächelte. »Und um die Ehre meiner Frauen zu schützen.«
Wieder öffnete Hasik den Mund, aber auf einen Wink Abbans hin würgten die Sharach seine Worte ab. »Die Zeit zum Sprechen ist vorbei, alter Freund. Im sharaj hat man uns gelehrt, Schmerzen zu umarmen. Ich hoffe, du hast die Lektionen besser gelernt als ich.«
Der Nanji arbeitete schnell: Geschickt wie eine dama’ting band er das Glied und den Hodensack mit einer Schnur ab, schnitt beides ab und ließ es auf ein Tablett fallen. Zur Drainage führte er ein Metallröhrchen in die Wunde und nähte sie dann mit geübter Kunstfertigkeit zu. Als er fertig war, hob er das Tablett hoch. »Was soll ich damit machen, Gebieter?«
Abban sah Cielvah an. »Die Hunde wurden heute noch nicht gefüttert, Vater«, bemerkte sie.
Abban nickte. »Nimm deine Schwestern mit, und gib den Kötern etwas, worauf sie herumkauen können.« Das Mädchen nahm das Tablett, die anderen Frauen ließen ihre alagai -Fänger los und folgten ihr zur Tür hinaus. Alle lachten und schwatzten fröhlich miteinander.
»Ich werde sie ermahnen, dass sie diskret sein sollen, mein Freund«, sagte Abban, »aber du weißt ja, wie Frauen sind. Wenn man einer ein Geheimnis anvertraut, erfahren es bald auch alle anderen. Nicht mehr lange, und jede Frau im Basar wird wissen, dass sie Hasik nicht mehr zu fürchten braucht, den Mann, der zwischen den Beinen einen Schlitz hat wie eine Frau.«
Er warf einen schweren Ledersack auf den Krieger, der vor Schmerzen stöhnte, als er klappernd auf seinem Bauch landete. »Bringe das der Damajah , wenn du zum Palast zurückgehst.«
Jardir stieg hinter Inevera die Wendeltreppe hinunter, die von ihren persönlichen Gemächern in den Unteren Palast führte. Er hatte noch nie einen Grund gehabt, den Unteren Palast aufzusuchen – seit mehr als einem Vierteljahrhundert hatte er sich in der Nacht nicht versteckt –, und er empfand während ihres Abstiegs eine gelinde Faszination. Siegellicht beleuchtete den Weg, aber Jardirs Krone hätte völlig ausgereicht, um alles zu sehen. Er entdeckte die Eunuchenwächter, die sich in den Schatten verbargen, als sei es helllichter Tag. Ihre Auren waren ohne Falsch, sie dienten seiner Frau mit hingebungsvoller Loyalität. Das freute ihn. Ihre Sicherheit ging ihm über alles.
Sie lotste ihn durch gewundene, frisch aus dem Fels gehauene Gänge, sie passierten mehrere Türen und ließen zum Schluss sogar die Eunuchenwächter zurück. Und dann betraten sie eine kleine Kammer, in der ein Mann und eine Frau auf Kissen saßen und Tee tranken.
Inevera schloss hinter sich und Jardir die Tür, und das Paar sprang eilig auf die Füße. Die Frau sah aus wie jede andere dal’ting , in schwarze Gewänder gehüllt, die lediglich ihre Augen und Hände freiließen. Der Mann trug die gelbbraune Tracht eines khaffit und stützte sich beim Aufstehen schwer auf einen Stock. Seine Aura endete abrupt an einem Knie.
Ein Krüppel, dachte Jardir. Er brauchte nicht zu fragen, wer diese Leute waren. Ihre Auren verrieten ihm alles, aber trotzdem gestattete er Inevera, dass sie die Vorstellung übernahm.
»Verehrter Gemahl«, sagte sie. »Bitte erlaube mir, dass ich dir meinen Vater vorstelle, Kasaad asu Kasaad am’Damaj am’Kaji, und seine Jiwah Ka , meine Mutter, Manvah.«
Jardir verneigte sich tief. »Mutter, Vater. Es ist mir eine Ehre, euch endlich kennenzulernen.«
Auch das Paar verneigte sich. »Die Ehre ist ganz auf unserer Seite, Erlöser«, sagte Manvah.
»Eine Mutter braucht ihr Gesicht nicht zu bedecken, wenn sie mit ihrem Gemahl und ihren Kindern allein ist«, sagte Jardir. Manvah nickte und nahm ihr Kopftuch und ihren Schleier ab. Jardir lächelte, als er in ihren Zügen viel Ähnlichkeit mit der Frau, die er liebte, entdeckte. »Ich kann sehen, woher die Damajah ihre überwältigende Schönheit hat.«
Manvah senkte höflich die Lider, doch seine Worte beeindruckten sie nicht wirklich, obwohl sie aufrichtig gemeint waren. Ihre Aura war scharf umrissen, gebündelt. Er spürte, dass sie genauso stolz war wie ihre Tochter, und auch, dass Inevera ihre Mutter respektierte. Und dennoch herrschte in dem Raum eine gespannte Atmosphäre. Jardir sah ein Gefühl des Unbehagens in allen drei Auren, ein unharmonisches Netz aus Groll und Furcht und Scham und Liebe, das sich
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