Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
möchte deinen weisen Plan nicht bemängeln, Erlöser, aber die Wahrheit sieht so aus, dass mein Stamm keine Männer für einen neuen Eroberungszug entbehren kann, wenn wir das halten wollen, was wir bereits besitzen.«
»Dann bleibt hier!«, bellte Chusen von den Shunjin. »Umso mehr Beute für uns andere!« Einige Damaji glucksten belustigt, aber alle zogen den Kopf ein, als Ahmann ihnen einen wütenden Blick zuwarf.
»Ich bin Sharach«, sagte Ahmann, »durch Bande des Blutes und der Heirat. Ich bin auch Shunjin und gehöre überdies jedem anderen Stamm an. Wenn ihr euch in meiner Gegenwart gegenseitig beleidigt, dann beleidigt ihr mich.«
Asome streichelte den Griff seines Alagaischwanzes, und Damaji Chusen wurde blass. Er fiel auf die Knie und presste die Stirn auf den Boden. »Ich flehe dich an, vergib mir, Erlöser. Ich wollte nicht respektlos sein.«
Ahmann nickte. »Das ist gut. Du wirst Männer zurücklassen, die das Land der Sharach in Everams Füllhorn bewachen, während andere losziehen und die Gebiete der Seebewohner erobern.«
Abban hätte am liebsten laut gelacht, als er den erschrockenen Ausdruck auf Chusens Gesicht sah. Jeder Krieger, der daheimblieb, schmälerte die Beute, die sein Stamm einheimsen konnte. Das konnte dazu führen, dass Damaji Fashin von den Halvas in der Rangfolge vor dem Schädelthron an ihm vorbeizog. Er schielte zu Fashin hin und sah, wie der Damaji bei dieser Entscheidung breit grinste, obwohl er immerhin klug genug war, seinen Triumph nicht laut zu äußern.
Abbans Gedanken schweiften ab, als Ahmann die Einzelheiten des Plans mit den Damaji erörterte – zumindest die Einzelheiten, die sie unbedingt wissen mussten. Das Wesentliche des Plans, unter anderem wann und wo genau der Angriff erfolgen sollte, wurde ihnen erst mitgeteilt, wenn diese Dummköpfe keine Möglichkeit mehr hatten, ihn zu verderben.
Sein Blick wanderte zum Schädelthron, und er fragte sich, zu welchem Zweck man ihn mit Elektron beschichtet hatte. Es kam ihm wie eine ungeheure Verschwendung vor.
Wie befohlen hatte Abban der Damajah die komplette Elektronausbeute der Mine übergeben. Er hatte damit gerechnet, dass das Metall verschwinden würde, weil man es für irgendwelche geheimen Zwecke verwendete, oder bestenfalls als Rüstung für Ahmann wieder auftauchte. Stattdessen hatte man es über seinen Thron verteilt, eine sinnlose Zurschaustellung von Macht.
Oder doch nicht? Verstohlen sah er zur Damajah hinüber. Diese Frau neigte nicht zu hohlen Gesten. Es gab nicht viele, die so gut zu präsentieren verstanden wie sie, aber mit allem, was sie tat, verfolgte sie ein bestimmtes Ziel.
Im Grunde spielte es keine große Rolle, wie das Metall verwendet wurde. Abban hatte das Elektron geliefert, aber er war nicht müßig geblieben, sondern hatte unverzüglich nach weiteren Vorkommen gesucht, angefangen mit der Mine, in der Rennick die Legierung zuerst entdeckt hatte – einer Silbermine, die durchzogen war mit Goldadern und jedes Jahr einen hübschen Anteil Elektron abwarf. Über einen Strohmann hatte Abban die Mine gekauft, und überall in Everams Füllhorn waren seine Agenten dabei, Schmuck und Münzen aus Elektron aufzuspüren und zu erwerben. Bereits jetzt hatte er eine beträchtliche Menge dieses wertvollen Metalls gehortet. Er benutzte es, um die einziehbare Klinge an seiner Krücke durch eine aus Elektron zu ersetzen, und ließ filigrane Einlegearbeiten für die Waffen und Harnische seiner loyalsten kha’Sharum daraus anfertigen.
Die Audienz war bald vorbei. Ahmann verließ als Erster den Thronsaal, und Jayan, Asome und die Damaji folgten ihm auf dem Fuß. Abban wollte ihnen hinterherhumpeln.
»Abban«, rief die Damajah , und er erstarrte. Vor ihm schloss Hasik die wuchtigen Türflügel, stellte sich mit verschränkten Armen davor und versperrte ihm den Weg.
Als Abban sich umdrehte, sah er, wie Inevera vom Podest des Schädelthrons herunterstieg. Rasch wandte er den Blick von ihren verführerisch kreisenden Hüften ab und starrte ihr ins Gesicht.
Du hast wunderschöne Gemahlinnen, erinnerte er sich. Diese Frau stellt ihre Waren öffentlich aus, aber der Preis fürs Hinschauen ist zu hoch.
Er verneigte sich. » Damajah . Womit kann dieser demütige khaffit dir dienen?«
Inevera trat dicht an ihn heran. Hasik würde nicht hören können, was zwischen ihnen gesprochen wurde, aber hinter ihr stand Shanvah. Und die kai’Sharum’ting war mindestens genauso gefährlich wie Ahmanns brutaler
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