Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
Übrigen schloss ich im Heiligen Haus ein und ließ die kampffähigen Talbewohner davor Aufstellung nehmen. In dieser Nacht kamen viele Menschen ums Leben, aber sie teilten mehr aus, als sie einsteckten, und als der Morgen dämmerte, gab es mehr Überlebende als Tote. Ich sorgte dafür, dass der Ort wiederaufgebaut wurde, und die Straßen und Häuser legte ich in Form eines Bannsiegels an. Jetzt setzt kein Dämon mehr einen Fuß ins Tal, nicht mal die Horcling-Prinzen.«
Renna brummte vor sich hin. »Klingt, als hättest du eine Jongleurvorstellung daraus gemacht. Mir scheint, du willst , dass die Leute dich für den Erlöser halten, wenigstens möchtest du es ein bisschen.«
Arlens Miene verfinsterte sich. »Das ist das Letzte, was ich will. Diese Warterei auf den Erlöser ist schuld daran, dass wir uns dreihundert Jahre lang hinter Siegeln versteckten.«
»Ay, aber jetzt ist das Warten doch vorbei, nicht wahr?«, hielt Renna dagegen. »Der Tätowierte Mann ist gekommen, um uns alle zu retten.«
Arlen sah sie wütend an, aber Renna winkte nur ab. »Oh, du prügelst jedem Vernunft ein, der sich vor dir verneigt und dich Erlöser nennt, aber du braust genauso schnell auf, wenn die Leute nicht nach deiner Pfeife tanzen, sobald sie dich sehen.«
Gekränkt wich Arlen vor ihr zurück, doch Renna blickte ihm herausfordernd in die Augen und lenkte nicht ein. Schließlich lachte er verlegen und zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht abstreiten, dass es hilfreich ist, wenn bestimmte Dinge erledigt werden müssen, Ren. Und es gibt furchtbar viel zu tun. Die Menschen haben keine Ahnung, was beim nächsten Neumond passiert, und mir fehlt die Zeit, um auf sie aufzupassen.«
Renna lächelte. »Ich will mich nicht mit dir streiten, mir geht es nur darum, dass du ehrlich bist.« Flink wie ein Kaninchen flitzte sie zu ihm und küsste seine Wange.
Sie ritten eine geraume Weile, ehe sie von der Alten Hügelstraße auf einen dicht bewachsenen Kurierweg abbogen. Es war schon spät am Tag, als sie auf eine neue Straße stießen, die aus hartem, festgestampftem Erdreich bestand. An der Kreuzung befand sich ein großer, mit Siegeln geschützter Lagerplatz.
»Aha!« Arlen sprang von Schattentänzers Rücken und ging zu den Siegeln, um sie zu inspizieren. »Ein bisschen plump, aber kräftig und wirkungsvoll. Die hat Darsy Holzfäller gemalt. Der Ort muss sich ja ausbreiten wie ein Flächenbrand, wenn man schon so weit nach Norden vorgedrungen ist.«
»Die Sonne geht unter.« Renna lockerte das Messer im Futteral, während allmählich Magie in die länger werdenden Schatten einsickerte und die Wege aus dem Horc freilegte. »Wir sollten uns beeilen.«
Arlen schüttelte den Kopf und sah sie dabei schon wieder nicht an. »Wir machen hier Halt.«
»Ich werde mich nicht jede Nacht hinter Siegeln verstecken, nur weil ich einmal fast von den Horclingen getötet wurde«, fauchte Renna.
»Das verlange ich auch nicht von dir.«
»Dann lass uns weiterreiten«, forderte Renna.
»Wohin?«, fragte Arlen. »Wir sind genau da, wo wir sein müssen.« Er ging zum Holzvorrat des Lagers und begann, Anzündholz in die Feuergrube zu legen. Noch immer vermied er es, ihr in die Augen zu sehen, aber er wirkte irgendwie zufrieden, als sei dies ein Spiel.
Heißer Zorn brodelte in ihr hoch, und aus dem Augenwinkel sah Renna, dass die Magie, die sich in langsamen Wirbeln und Strudeln um ihre Knöchel wand, plötzlich in sie hineinströmte wie Rauch aus einem Rohr. Kaum hatte sie es bemerkt, da hörte der Fluss auch schon auf, und sie konnte nichts tun, um ihn wieder in Gang zu setzen.
Sie schaute zu Arlen hin, der immer noch dabei war, Feuer zu machen, stolz wie eine Katze mit einer Maus im Maul, und sie wurde noch zorniger. Er zog die Magie mit der gleichen Selbstverständlichkeit an, mit der er atmete, aber ihr gelang das nicht. Woran konnte das liegen?
Ich habe noch nicht genug Dämonenfleisch gegessen. Ich bin einfach noch nicht so weit.
»Dann gehe ich auf die Jagd«, schlug sie vor.
Er zuckte die Achseln. »Wird dich nicht umbringen, wenn du vorher ein bisschen Abendbrot isst.«
Am liebsten hätte Renna ihm einen Schlag auf den kahlgeschorenen Schädel verpasst. Sie ballte die Fäuste, bis die Fingernägel ihre Haut durchstießen und Blut herausquoll. Ein unbändiger Drang, etwas zu zerstören, kochte in ihr hoch …
Vielleicht habe ich bereits zu viel davon gegessen.
Renna atmete tief ein und aus, rhythmisch, die krasianische Technik
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