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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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entkommen.«
    Er hob den Kopf und begegnete ihrem Blick. »Die Magie lässt dich denken, du seist unsterblich, Ren, aber das ist eine Illusion. Niemand ist unsterblich, nicht einmal die Horclinge.« Er zeigte auf den Kadaver des Felddämons neben ihr. »Und der Kampf hört nie auf. Jedes Mal, wenn man von der Macht kostet, findet ein neues Ringen statt.«
    Renna erschauerte und dachte an den unwiderstehlichen Sog der Magie. »Wie schaffst du es, dich nicht darin zu verlieren?«
    Arlen gluckste vor Lachen. »Ich habe Renna Gerber an mich gebunden, die mich ständig daran erinnert, dass ich nur ein Bauerntölpel aus Tibbets Bach bin und genauso atmen muss wie alle anderen Menschen.«
    Renna lächelte. »Dann hast du nichts zu befürchten, Arlen Strohballen. Mich wirst du nie wieder los.«

    Am nächsten Morgen hatten sich Renna und die Pferde gut erholt, aber Arlen schlug ein mäßiges Tempo an und ließ Schattentänzer höchstens traben. Bis zur Mittagsstunde legten sie zwei Ruhepausen ein.
    »Ich dachte, wir müssten uns beeilen«, bemerkte Renna, als sie das zweite Mal absaßen.
    »An diesem Punkt kommt es auf ein, zwei Tage auch nicht mehr an«, versicherte ihr Arlen.
    »Gestern hast du noch was anderes gesagt«, erinnerte sie ihn.
    Arlen wandte den Blick ab und ließ die Schultern hängen. »Ich hatte vergessen, welche Dinge vorrangig sind und welche von geringerer Bedeutung, Ren. Es tut mir leid, dass ich mich so verschätzt habe. Ich habe nicht das Recht, dich und die Pferde zu hart anzutreiben.«
    Renna holte tief Luft. Sie hasste es, dass er ihr nie ins Gesicht sah, wenn er etwas aussprach, das ihr seiner Meinung nach nicht passte. Alle Männer benahmen sich so, weil sie glaubten, dadurch Gefühle zu schonen.
    Vielleicht stimmt das sogar, dachte sie. Aber sie schonen nur ihre eigenen Gefühle, nicht die einer Frau .
    »Aber deshalb brauchst du uns nicht gleich zu verhätscheln«, erwiderte sie.
    »Gestern Nacht wärst du beinahe gestorben, Ren«, gab er zu bedenken. »Auch die Pferde hätte es um ein Haar erwischt. Es kann nicht schaden, ab und zu eine Rast einzulegen, damit wir uns die Beine vertreten können.«
    Er hatte recht, aber Renna fühlte sich nicht, als wäre sie dem Tod nahe gewesen. In Wahrheit fühlte sie sich stärker und lebendiger denn je. An den Stellen, an denen sich ihre Verletzungen befunden hatten, war neues, rosa Fleisch nachgewachsen, heller als ihre natürliche Bräune, und sie musste mit Schwarzstängel neue Siegel malen, aber die Haut war glatt und nicht vernarbt. Ihr Körper vibrierte vor Energie.
    Sie warf einen Blick auf die Stute und wusste bereits, dass das Pferd sich ebenfalls verändert hatte. Arlen hatte ihre Flanken mit denselben Heilsiegeln bemalt, mit denen er auch Renna kurierte; als Farbe diente ihm das schwarze, stark mit Magie angereicherte Dämonenblut. Nichts erinnerte mehr an die tiefen Wunden, bis auf ein paar haarlose Streifen in dem scheckigen Fell. Aber die Stute bewegte sich immer noch mit einer gewissen Vorsicht, und von ihrem üblichen Eigensinn war kaum noch etwas zu spüren.
    Renna betrachtete die Morgensonne und lächelte. Jetzt steckt die Kraft in meinem Körper. Und je mehr Dämonenfleisch ich esse, umso größer wird sie. Ich werde dich nicht behindern, Arlen Strohballen. Bald wirst du Mühe haben, mit mir Schritt zu halten.
    »Dann erzähl mir etwas über das Tal«, schlug sie vor. »Hält dich dort auch jeder für den Erlöser?«
    Arlen seufzte. »Und ob! Die Leute da sind schlimmer als alle anderen. Vor zwei Jahren war das Tal der Holzfäller ein blühender Ort, fast so groß wie Südwache. Aber letztes Jahr grassierte dort der Schleimfluss, und die Hälfte der Bewohner war schwer erkrankt. Jemand ließ im Gasthof eine Lampe fallen, das Feuer breitete sich rasend schnell aus, und keiner war da, um es zu löschen. Kurz darauf versagten die Siegel.«
    In Gedanken sah Renna die Katastrophe vor sich und knirschte mit den Zähnen. Sie ertappte sich dabei, wie sie den Griff ihres Messers umklammerte, und musste all ihre Willenskraft aufbieten, um ihn wieder loszulassen. »›Ein Unglück kommt selten allein‹, pflegte meine Mam immer zu sagen.«
    »Das ist wahr«, stimmte Arlen ihr zu. »Als ich am nächsten Tag dort eintraf, waren über hundert Menschen gestorben, und die Hälfte der noch Lebenden lag krank im Bett. Noch kurz vor Anbruch der Nacht versah ich ihre Äxte mit Siegeln und brachte den Leuten, die dazu imstande waren, das Kämpfen bei. Die

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