Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
anwendend, die Arlen ihr während der sharusahk -Lektionen beigebracht hatte. Nach und nach entkrampften sich ihre Fäuste, und ihr Herz hämmerte nicht mehr wie verrückt, sondern beruhigte sich zumindest zu einem steten Pochen. Sie zwang sich, vom Pferd zu steigen, striegelte die Stute und ließ sie das üppige Gras am Straßenrand fressen.
Sie hatten ihre Abendmahlzeit fast beendet, da reckte Arlen den Kopf, als lausche er auf ein Geräusch in der Ferne. Er lächelte. »Darauf habe ich gewartet.«
»Worauf?«, fragte Renna. Ohne eine Antwort sprang er auf die Füße, kratzte die Reste seines Essens aus der Schale und gab sie in den Kochtopf zurück. Er zeichnete ein Siegel in die Luft, und das Feuer ging aus.
»Komm mit.« Arlen schwang sich in den Sattel, trieb Schattentänzer zu einem Galopp an und jagte die Straße hinunter.
»Sohn des Horc!«, fluchte Renna, leerte die Reste aus ihrer eigenen Schale in den Topf und hetzte ihm hinterher. Im Lauf des Tages hatte Versprechen sich noch weiter erholt, trotzdem brauchte sie mehrere Minuten, bis sie zu Arlen aufschloss, der den Hengst inzwischen zum Stehen gebracht hatte. Vor ihnen lag ein dunstiger Schimmer über dem Land, und man hörte Kampflärm, doch Arlen machte einen unbesorgten Eindruck.
»Anscheinend vergrößert sich das Tal schon wieder. Ich schätze, die Holzfäller haben die Situation gut im Griff.« Arlen saß ab und deutete mit einem Kopfnicken auf den Wald. »Zieh deinen Umhang über. Vielleicht kriegen wir was Interessantes zu sehen.«
Zügig lotste er sie durch das Gehölz. Ein Baumdämon stellte sich ihnen in den Weg, bereit zum Angriff; Arlen zischte ihn an, aus den Holzsiegeln auf seinem Körper schossen Flammen und vertrieben den Horcling. Bald erreichten sie eine Stelle, an der die Bäume weniger dicht standen. Sie befanden sich am Rand einer riesigen, mit Baumstümpfen übersäten Lichtung, über der schwer der Geruch von frisch geschlagenem Holz hing. Arlen blieb stehen, und aus den Schatten heraus beobachteten sie das Schauspiel, das sich ihnen darbot.
Mitten auf der Lichtung befand sich ein großer, durch Siegel geschützter Kreis, der angefüllt war mit Zelten, Werkzeugen und Zugtieren. Im Lichtschein der dort lodernden Feuer bewegten sich Männer und Frauen, die gegen eine große Rotte Baumdämonen und einen zehn Fuß hohen Felsendämon kämpften.
Rennas Instinkte drängten sie, sich in die Schlacht zu stürzen – ihr Blut brannte vor Verlangen, Dämonen zu töten. Sie roch das schwarze Sekret und spürte, wie ihr Mund wässrig wurde, sich bereit machte, das faulige Fleisch herunterzuwürgen.
Doch Arlen stand seelenruhig da und hatte eindeutig nicht die Absicht sich einzumischen. Sie zwang sich, sich zu entspannen, nahm die Hand vom Messergriff und hüllte sich vollständig in den Siegelumhang ein, der sie für Dämonenaugen unsichtbar machte.
Seit sie angefangen hatte, Dämonenfleisch zu essen, hatte der Umhang sich verändert. Sie fühlte, wie die Siegel die Magie aus ihrem Körper heraussogen, doch anstatt dadurch heller zu strahlen, schienen sie mitsamt dem Stoff blasser zu werden und zu verschwimmen. Wenn sie zu lange darauf blickte, wurde ihr schwindelig. Sie fragte sich, wie viel Dämonenfleisch sie essen musste, bis ihre Augen den Umhang überhaupt nicht mehr wahrnahmen. Offenbar mehr als Arlen, denn er konnte den Umhang immer noch sehen, allerdings war ihr aufgefallen, dass er nie lange in ihre Richtung blickte, wenn sie ihn trug.
»Was tun diese Leute?«, fragte Renna, als sie das Schweigen und die Untätigkeit nicht länger ertragen konnte.
»Sie roden ein Großsiegel«, erklärte Arlen. »Zuerst fällen sie Bäume, um ein Zentrum für den Ort zu bilden, danach arbeiten sie sich weiter nach außen vor und roden Land in der Form einer Bannzone, die sich meilenweit erstreckt. Nachts töten sie die Dämonen, die in der Umgebung auftauchen. Sie sollen vollständig ausgemerzt und nicht nur an den Rand des Bannbereichs geschleudert werden, wenn die Wirkung des Siegels einsetzt.«
»Warum gehen nicht alle Leute in dieser Weise vor?«, wunderte sich Renna. Ein dermaßen großes Siegel würde so viel Magie anziehen, dass keine Ausgeburt des Horc es durchdringen konnte, und es wäre nahezu unmöglich, es zu beschädigen.
»Schätze, früher hat man das getan, damals, zur Zeit der Dämonenkriege«, meinte Arlen. »Aber dann geriet diese Technik in Vergessenheit, und seit der Rückkehr waren die Menschen so sehr damit
Weitere Kostenlose Bücher