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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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beschäftigt, sich zu verstecken, dass sie verlernt haben, ihren Verstand zu benutzen.«
    Renna brummte zustimmend und beobachtete die Schlacht umso aufmerksamer. Die Holzfäller erkannte sie sofort. In den Dörfern war Holzfäller ein häufiger Name, so hieß fast jeder, der Bäume fällte oder Holz verkaufte. Sogar im weit entfernten Tibbets Bach lebten an die hundert Holzfäller in einem Weiler bei den Goldholzbäumen. Es war verblüffend, wie sehr sie den Talbewohnern glichen.
    Die Männer waren großgewachsen und kräftig, trugen ärmellose Westen aus dickem Leder und gebänderte Armschützer; ihre schwellenden Bizepse schienen einen größeren Umfang zu haben als Rennas Kopf. Wenn sie blinzelte, glaubte sie fast, Brine Holzfäller zu sehen, der vor ein paar Monaten Renna im Stadtrat verteidigt hatte. An jenem Abend hatte sie nicht die Willenskraft aufgebracht, sich zu bewegen, sie konnte sich nicht einmal rechtfertigen, aber sie erinnerte sich an jedes Wort, das gesprochen wurde, als die Ältesten von Tibbets Bach sie zum Tode verurteilten. Die Holzfäller hatten ihr beigestanden.
    Auf der Lichtung kämpften auch Frauen, alle bewaffnet mit Armbrüsten oder wuchtigen Klingen mit Siegeln. Anfangs glaubte Renna, dass sie Röcke aus einem festen Stoff trügen, doch dann erkannte sie, dass es Hosenröcke waren, die ihnen Bewegungsfreiheit verschafften, ohne den Anstand zu verletzen.
    Renna schnaubte verächtlich durch die Nase. Genauso albern würden sich die ehrbaren Matronen in Tibbets Bach aufführen, und wahrscheinlich war das der Grund, weshalb sie Renna und ihre Schwestern immer abgelehnt hatten. Die Gerber-Mädchen pflegten nicht viel von ihrer Haut vor der Sonne zu verstecken. Jetzt bekleidete sich Renna nur spärlich, damit die Schwarzstängelsiegel auf ihrem Körper die mit Magie durchtränkte Nachtluft einfangen konnten.
    Die Frauen wurden von einer Gruppe Männer umringt, die sich krass von den Holzfällern unterschieden. Sie trugen dicke hölzerne Harnische, auf die mit Lack Siegel gezeichnet waren, die man zusätzlich in Feuer gehärtet hatte. Zu ihrer Ausrüstung gehörten wuchtige Helme und dazu passende Speere und Schilde. In die Mitte des Bannzirkels, der auf den Schilden prangte, war ein Spielzeugsoldat gemalt.
    »Wer sind diese Männer?«, fragte Renna und zeigte in ihre Richtung.
    »Das sind die Holzsoldaten«, klärte Arlen sie auf. »Die Herzogliche Garde von Angiers. Herzog Rhinebeck hatte versprochen, sie hierherzuschicken, damit sie zusammen mit den Holzfällern trainieren.«
    »Sieht aus, als hätten sie erst kürzlich damit angefangen«, kommentierte Renna. Trotz ihrer prächtigen Rüstungen standen die Männer stocksteif da, umklammerten krampfhaft ihre Waffen und beobachteten nervös die Dämonen.
    »Stadtwachen«, sagte Arlen. »Bisher schikanierten sie die Bürger und verprügelten sie wohl auch gelegentlich, aber ich bezweifle, dass auch nur ein einziger von ihnen jemals außerhalb des Exerzierhofs einen Speer geworfen hat, bevor sie ins Tal kamen.« Mit ausgestreckter Hand deutete er auf eine bestimmte Person. »Und Prinz Thamos scheint der Schlimmste des ganzen Haufens zu sein.«
    Tatsächlich sah der Mann so aus, wie man sich einen Prinzen vorstellte: Sein stählerner Harnisch war mit goldenen Siegeln versehen und auf Hochglanz poliert. Er war groß und schlank, athletisch gebaut, und ein kurzer schwarzer Bart zierte sein kantiges Kinn.
    Aber der Prinz trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, streckte die Arme und ließ den Kopf kreisen, in dem vergeblichen Bemühen, die angespannten Muskeln zu lockern. Selbst aus dieser Entfernung konnte Renna seine Angst riechen, und sie wusste, dass auch die Dämonen diese Witterung aufnahmen.
    Es war klar ersichtlich, dass die Holzfäller die Holzsoldaten an den Rand des Getümmels gestellt und ihnen die besondere Aufgabe zugewiesen hatten, die Frauen zu beschützen, die allerdings einen derartigen Schutz weder zu brauchen noch zu wünschen schienen.
    Vor ein paar Jahren hatte Rennas Vater Brine den Breiten und einige der anderen Holzfäller von Tibbets Bach gebeten, ihm beim Roden eines Stück Landes zu helfen, das er bepflanzen wollte. Stundenlang hatten Renna und Beni den Männern bei ihrer Arbeit zugesehen, wie sie systematisch Bäume fällten, das Holz abtransportierten und die Wurzelstöcke aus dem Boden rissen. Jede Bewegung war geschmeidig und eingeübt, die Männer nutzten das Gewicht ihrer Werkzeuge, um dem Schwung Kraft zu

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