Die Flammen meiner Leidenschaft
erwiderte Cole in dem Bemühen, Tanner zu beruhigen. »Was werden sie deiner Meinung nach mit uns machen?«
»Wir leben noch; das ist doch schon etwas.«
»Aber wie lange noch?«
Tanner sank gegen den Pfosten und dachte über Coles Worte nach. Er hatte gewusst, dass es Wahnsinn war, nur zu zweit einen Rettungsversuch zu unternehmen, aber die Verzweiflung treibt Menschen zu seltsamen Taten. Jetzt war er hier, gefangen wie Ashley und in Gefahr, sein Leben zu verlieren. Aber was sonst hätte er tun können, nachdem die Armee ihm Hilfe verweigert hatte? Ashley aufgeben? Nein, das hatte er nicht übers Herz gebracht.
»Sieh mal, wer da kommt«, flüsterte Cole. Tanner blickte auf, wobei er feststellte, dass eine Spur von Bewunderung in Coles Stimme zu hören war. »Es ist Morgennebel.« Tanner hatte zuvor schon bemerkt, dass Cole das Indianermädchen verstohlen angehimmelt hatte, und es hatte den Anschein, als ob seine Sympathie erwidert wurde.
»Ich bringe Essen und Wasser«, sagte Morgennebel und kniete sich vor die Männer hin. Obwohl sie zu beiden sprach, galt ihr scheues Lächeln allein Cole.
»Danke«, sagte Cole. »Aber unsere Fesseln ...« Er zuckte die Achseln und lächelte entschuldigend. »Wir können nicht selbst essen.«
»Ich werde euch helfen.« Morgennebel hielt die Schüssel mit Wasser zuerst an Coles Lippen, dann an Tanners, und ließ sie ihren Durst stillen. Danach bot sie Fleischstückchen aus einer anderen Schüssel an und steckte sie ihnen in den Mund, sodass sie zubeißen konnten.
»Wo ist Ashley?«, fragte Tanner zwischen zwei Bissen.
»Rasender Elch will sie nicht zu dir lassen. Er fürchtet den Einfluss, den du auf sie hast. Wenn Traumdeuter nicht zur Vorsicht gemahnt hätte, dann hätte Rasender Elch den Befehl gegeben, euch zu foltern und zu töten.«
»Erinnere mich daran, dass ich mich bei dem Schamanen bedanke, wenn ich ihn sehe«, sagte Tanner trocken. »Du bist Ashleys Freundin; kannst du ihr nicht helfen, zu entkommen?«
»Ich bin ihre Freundin«, gab Morgennebel zu, »aber ich stehe zu meinem Bruder. Rasender Elch ist ein guter Mann. Er wird Flamme nichts antun.«
»Du hast gesagt, Traumdeuter wird nicht zulassen, dass Rasender Elch uns tötet.« Cole blickte sie fragend an. »Was wird dann aus uns? Irgendwie bezweifle ich, dass Rasender Elch uns in Frieden gehen lassen wird.«
Der Blick von Morgennebels dunklen, ausdrucksvollen Augen verweilte auf Coles Gesicht. »Das kann ich nicht sagen. Rasender Elch muss das selbst tun. Ich muss jetzt gehen.«
»Danke für Essen und Wasser, Morgennebel. Wir sind wirklich dankbar.« Cole wünschte, dass die hübsche Indianerin bleiben und mit ihm reden würde. Ihr glattes, goldbraunes Gesicht war makellos, ihr singender Tonfall äußerst wohlklingend. Ihr Rehlederrock schmiegte sich um ihren geschmeidigen Körper, und Cole konnte sich vorstellen, dass er so verlockend war wie ihr lächelndes Gesicht.
Morgennebel erhob sich graziös. »Warte!«, rief Tanner, als sie sich abwandte. »Stimmt es, dass Rasender Elch mit meiner Frau das Lager teilt?«
»Um Gottes willen, Tanner, warum quälst du dich so«, mahnte Cole. »Du kannst verdammt nichts daran ändern.«
Ein kalter, viel zu ruhiger Ausdruck legte sich über Tanners Gesicht. »Sag es mir, Morgennebel, ich möchte es wissen. Schläft dein Bruder bei meiner Frau?«
Morgennebel setzte zum Sprechen an, besann sich jedoch anders und nickte nur. Dann ging sie schnell davon.
»Hoffentlich bist du jetzt zufrieden«, sagte Cole. »Du weißt verdammt gut, dass Ashley nur das Lager mit Rasender Elch teilt, weil er sie dazu gezwungen hat. Du bist nicht in der Position, um zu protestieren. Außerdem hast du mir erzählt, dass du nur eine Scheinehe geschlossen hast. Warum sollte es dir also etwas ausmachen?«
»Ich werde ihn umbringen.«
Cole erschauerte. Tanner sprach mit solch tödlicher Entschlossenheit, dass Cole für einen Moment Mitleid mit dem Indianerhäuptling verspürte. »Da musst du schon schneller sein als ich. Zwischen Zwillingen gibt es besondere Bande. Ich werde sie rächen.«
Ashley legte sich auf ihr Lager, konnte jedoch keinen Schlaf finden. Sie wusste, dass Morgennebel Cole und Tanner Essen und Wasser gebracht hatte, doch sie machte sich weiterhin Sorgen um sie. Zu ihnen zu gehen, wagte sie nicht, aus Furcht, den Zorn von Rasender Elch herauszufordern. Es war offenkundig, dass er nur auf einen Vorwand wartete, um die beiden Männer töten zu lassen.
Als sie in den
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