Die Flammen meiner Leidenschaft
meisten Jungs in meiner Kompanie Männer.«
»Es muss schrecklich für dich gewesen sein«, sagte Ashley mitfühlend.
Tanner schnaubte verächtlich. »Ich habe überlebt. Dein Mitgefühl sollte all diesen unglücklichen Männern und Jungen gelten, die in namenlosen Gräbern liegen. Als ich erfuhr, dass Yankees durch den Süden marschierten und bei der bereits leidenden Bevölkerung raubten und plünderten, machte ich mir immer größere Sorgen um meine Mutter und Ellen. Dann erfuhr ich, dass mein Vater gefallen war. Ich wollte heim, um Mutter und Ellen zu trösten, doch ich konnte meinen Posten nicht verlassen.«
»Wie sinnlos es war, für die Sklaverei zu sterben, wo die Versklavung von Menschen so falsch ist«, sagte Ashley.
»Wenn du denkst, es ging in diesem Krieg um die Sklaverei, irrst du dich, Yankee. Es ging um Kultur und Politik. Die Sklaverei war nur ein Thema.«
Ashley hatte keine Ahnung, wovon er redete. Ihrer Meinung nach hatte der Krieg angefangen, weil sich Sklavenbesitzer weigerten, ihren Leibeigenen die Freiheit zu geben. »Du sagtest, du bist verwundet gewesen.«
»Das war ich auch, gegen Ende des Krieges. Ich wurde heimgeschickt, um mich von einer Verwundung zu erholen, die nicht heilen wollte. Es ist ein Wunder, dass ich das verletzte Bein behalten habe.«
»Du sagtest, dein Zuhause wurde niedergebrannt.« Ashley hoffte, dass er endlich auf Ellen zu sprechen kommen würde, doch sie wusste, dass sie ihn nicht bedrängen durfte. Tanner würde ihr schon noch von selbst erzählen, was sie unbedingt wissen wollte.
»Mein Zuhause war zerstört. Nur ein, zwei verkohlte Sklavenhütten standen noch. Der Zustand der Ruinen wies darauf hin, dass der Brand schon vor langer Zeit stattgefunden hatte.
Während des Winters hatte ich nichts von meiner Familie gehört, und als ich die Ruinen sah, befürchtete ich, Mutter und Ellen seien tot. Vielleicht wäre es gnädiger gewesen, wenn sie in dem Feuer umgekommen wären.«
Ashley fand diese Worte schrecklich, doch sie sagte es nicht.
»Ich fand meine Mutter in einer der Sklavenhütten schlafend auf dem schmutzigen Boden. Sie war krank, unterernährt und dem Tode nahe. Zuerst hatte es den Anschein, dass es Ellen gut ging, doch bald stellte ich fest, dass sie nicht mehr die Frau war, die ich geheiratet und deren Bild ich während des Krieges im Herz getragen hatte. Sie war das hohläugige Abbild einer Frau, deren Seele zerstört worden war. Sie wollte sich nicht mehr von mir berühren lassen. Wenn ich versuchte, sie in die Arme zu nehmen, um sie zu trösten, zuckte sie zusammen, und sie weigerte sich, über das zu reden, was ihr widerfahren war und diese Veränderung herbeigeführt hatte.«
Ashley blickte ihn voller Mitgefühl an.
»Hast du genug gehört?«, fragte Tanner. »Ich habe dich gewarnt, dass es keine schöne Geschichte ist.«
Ashley schüttelte den Kopf. Sie musste die Geschichte bis zum bitteren Ende hören.
»Mutter erzählte mir alles, bevor sie starb. Sie sagte, sie habe nur so lange gegen den Tod angekämpft, um mich ein letztes Mal zu sehen und mir zu erzählen, was geschehen war, damit ich verstehe. Sie berichtete, wie Yankee-Soldaten die Felder abbrannten, das Vieh und das Futter stahlen und dann zum Haus ritten. Ein Sergeant hatte das Kommando über die Einheit. Er hatte den Befehl, die Häuser und Plantagen derjenigen niederzubrennen, die für die Verteidigung des Südens gekämpft hatten. Er ließ Mutter und Ellen kaum die Zeit, um das Haus zu verlassen, bevor er es in Brand steckte.
»Dann...« Seine Stimme brach, und es dauerte eine Weile, bis er weitersprechen konnte. »Dann erzählte Mutter, wie der Sergeant Ellen sah und verfolgte. Wie er sie brutal vergewaltigte, bevor er sie seinen Männern übergab. Zwei der Yankees, die nicht warten konnten, bis sie an der Reihe waren, benutzten meine Mutter in der gleichen Weise.«
»O Gott!«, stieß Ashley hervor. »Es war Slater, nicht wahr? Slater war der Mann, der dein Haus niederbrannte und deine Frau vergewaltigte.«
»Ja, er war es. Ich wusste es nicht, bis ich ihn beim Treck damit prahlen hörte, dass er die MacTavish-Plantage abgefackelt hat. Er gab nicht direkt zu, was er Ellen und Mutter angetan hatte, doch seine Andeutungen reichten, um mich davon zu überzeugen, dass er der Verantwortliche gewesen ist. Wenn Henry Jones ihn nicht vor mir erwischt hätte, wäre der Verbrecher von mir getötet worden.«
Ashley wirkte überrascht. »Ich habe dich nie gefragt, wie du
Weitere Kostenlose Bücher