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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Namen über ihre Lippen fließen zu lassen.
     
    „AR - die in das Schicksal der Menschen eingreifende Macht der Götter, die sich wie ein Adler herabstürzt, Not zu wenden und Wege zu weisen!
     
    SIG - die Rune der Sonne, des Blitzes und des siegreichen Kampfes!
     
    TYR - das Speer-Zeichen und die die Rune des einarmigen Schlachtbeherrschers, die seinen Namen trägt!“
     
    Erhaben klangen die Worte der weisen Wala und jeder Wikinger wusste, dass er diese Stunde bis zu dem Tage, da ihn die Walküre auf ihr lichtweißes Ross zum Ritt nach Walhall hob, niemals vergessen würde.
     
    „BAR - das heilige Zeichen der großen Mutter und des Wachstums, der Segenspender für gebärende Frauen und der Trost abgehärmter Weiber!
     
    LAF - Rune des Lebens zwischen Geburt und Tod, das wie ein Wasserlauf zwischen Quelle und Meer dahinfließt! -
     
    MAN - der Mensch, der vor, neben und unter den Göttern steht und sich in diesem Zeichen unter den Schutz und Schirm der Unsterblichen stellt!“
     
    Immer lauter wurde die Stimme der alten Priesterin und immer fester die Rufe der Wikinger, wenn sie die Laute der Runen artikulierten. Der Mann des Nordens hatte nicht Furcht oder Scheu vor seinen Göttern - er nahte sich ihnen aufrecht stehend und hoch erhobenen Hauptes.
     
    „YR - Rune der Verführung! Verführung eines Weibes wie eines Volkes - Verführung zur Lust oder zur Neidtat!"  klang die Stimme der Wala jetzt fast drohend
     
    EH - das Zeichen des Gesetzes, das sich Götter und Menschen gegeben haben, nach denen sie leben und nach denen sie sterben werden.
     
    Und GIBUR, die erhabene ODIL-Rune, - das Zeichen der Erfüllung, des Glücks, ewige Rune des Endes aller Dinge und des Anfangs, der im Untergang des Althergebrachten liegt!“ Dann winkte sie Thursula, die das gefüllte Methorn unschlüssig in der Hand hielt.
     
    „GIBUR - GIBUR - GIBUR! ODIL - ODIL - ODIL!“ dröhnten die Stimmen der Männer. Kaum waren ihre Stimmen verklungen, als Thursula auf eine gestrenge Weisung von der Hand der Wala das Methorn hob und den süß-duftenden Trank über die gerollte Zunge des hölzernen Idols laufen ließ.
     
    „Odin! Thor! Tyr!“brüllten die Wikinger und tranken zum ehrenhaften Bescheid ihre Hörner leer.
     
    Unsanft fühlte sich Thrusula von der alten Frau am Gewand gezogen und nach hinten gerissen. Ganz nahe ging Ruwala an den aufgerichteten Drachenschädel und betrachtete aufmerksam, welchen Weg die Flüssigkeit nahm, die überall aus dem Maul heraus lief und welche Runen an den Zähnen getroffen oder völlig überspült waren.
     
    „Was siehst du, weise Frau!“ stieß Jarl Haakon erregt hervor, als Ruwala unverständliche Worte murmelnd immer wieder prüfte, wo der Met das Holz genetzt hatte.
     
    „Dunkel ist alles! Nebel um-wallen die Zukunft. Verworren ist das Kommende wie die Fäden der Schicksalsschwestern!“ gab die Priesterin zurück.
     
    „Dieses Schiff? Die MIDGARDSCHLANGE ? Wird sie gute Fahrt haben?“ fragte Haakon mit beherrschter Stimme.
     
    „Gute Fahrt, wenn Ägir das Meer lächeln lässt und einen Wellenflug, wenn Ran, sein wildes Weib, die Wogen toben lässt!“ gab Ruwala zurück.
     
    „Unsere Fahrt zu Odins Ehren...was ist damit!“ fragte der Jarl weiter.
     
    „Gen Sonnenuntergang wetzt das Schiff den Schnabel in den Tagen des Wonnemonds!“ sagte Ruwala feierlich. „Ihr werdet Feinde finden, die keine Feinde sind. Beute gewinnen, die euch wertlos ist. Zurück in die Heimat tragt ihr den schleichenden Tod der Schwäche...!“
     
    Ungläubige Aufschreie drangen trotz der Heiligkeit des Augenblicks durch die Halle. So hart die Männer des Nordens waren, sie ergrausten bei dieser düsteren Prophezeiung.
     
      Wertlose Beute - Feinde, die keine Feinde waren - und welche Nebel woben sich um den schleichenden Tod der Schwäche, den sie von dieser Fahrt mitbringen sollten?
     
    „Aber die weiteren Fahrten des Schiffes...!“ rief Haakon und unterband mit einer heftigen Handbewegung jeden Lärm in der Halle.
     
    „Lass mich schweigen, Bärensprung!“ fuhr ihn die Wala an. „Schlecht rät und rechtet, wem die Zukunft offenbar ist! Vernimm, dass hier in Nordland nach deiner Ruhm- und Rache-Fahrt nichts mehr sein wird, wie es war.“
     
    „Rede deutlicher!“ bat Haakon und seine Hand durchfurchte den flachsblonden Bart.
     
    „Andere Odinssöhne werden Schiffe bauen, der MIDGARDSCHLANGE ähnlich!“ Die Stimme der weisen Frau war wie Gesang. „Und sie werden ihrem Weg durch

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