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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Dann hob er das dargereichte Horn und stürzte das Ael mit einem Zug hinunter. Der Trunk raste wie ein Feuerschwall durch seinen Körper.
     
    Aus den Augenwinkeln sah Lars, dass Högni Schlangenblick und Thursula eifrig auf Wulfegar einredeten. Ohne dass er ein Wort verstehen konnte ahnte er doch, dass Högnis Rat für ihn nicht viel Gutes bedeuten konnte. Wulfegar winkte Haakon zu sich heran. Leise begannen Jarl Haakon und der Sachse miteinander zu tuscheln. Dann wandte sich der Jarl entschlossen um.
     
    „Weiche aus meinem Sitz!“ grollte er seinen ältesten Sohn an. „Noch hast du weder die Kraft noch die Jahre oder die Weisheit, ihn einzunehmen! - Fort mit dir!“ brüllte er, als sich der vom Handkantenschlag immer noch benommene Thorleif nur zögernd erhob. Dabei griff seine Pranke nach dem Arm seines Sohnes und riss ihn mit unheimlicher Kraft empor. Thorleif prallte gegen einen der geschnitzten säulenartigen Pfosten neben dem Hochsitz dass es dröhnte. Der ganze Bau schien zu beben schien, als die mächtigen Stützpfeiler wankten. Trockenes Moos und das Pulver vermoderter Flechten rieselte aus dem Dachgebälk herab.
     
    „Der Kampf war unentschieden!“ dröhnte die Stimme des Jarl durch die Halle. „Mein Sohn wurde nicht besiegt und auch der Wolfssohn unterlag nicht. Vielmehr versöhnten sie sich während einer Pause ihres Kampfes, indem sie beide aus einem Horn tranken. Und diese Versöhnung dauert bis zu dem Tage, da alle Feinde Odins niedergeworfen sind und wir Nordmänner wieder nach alter Väter Sitte in Waffen um unsere Ehre streiten können!“
     
    „Der Sieg des Wolfssohnes war eindeutig und...!“ rief Thorsten Elchnase und der Rest seiner Rede wurde vom Gebrüll der Männer übertönt, von denen jeder seine eigene Ansicht kundtun wollte.
     
    „Sie werden auf dem gleichen Schiff segeln und im gleichen Keil in die Reihen der Feinde eindringen!“ unterbrach der Jarl die aufkommende Unruhe. „Bleibt einer von ihnen auf der Walstatt oder hält mit Rans Wogenkindern Hochzeit, haben die Götter den Streit endgültig entschieden. Ein Streit um die Ehre endet nach den Gesetzen unserer Ahnen erst dann, wenn der Beleidiger zur Hel fährt oder der Geschändete sich als zu schwach erweist, sich sein Recht zu holen!“
     
    „Warum kämpfen sie dann nicht in Waffen und bringen es zu Ende?“ fragte Högni gespannt. „Ist der Wolfssohn erschlagen, wird Thorleif beruhigt ins Brautbett steigen können!“
     
    „Kein Schwertertanz mehr zwischen Wikingern vor dem Kampf gegen die Feinde der Asen!“ rief Haakon Bärensprung mit dröhnender Stimme. „Odin selbst befahl durch die Worte seines Priesters, dass wir Nordleute bei Strafe des Blutbanns keinen Streit mehr untereinander führen dürfen, bis die Odins Feinde niedergeworfen sind. Erst dann mögen sie wieder miteinander kämpfen!“
     
    „Also können wir uns nun wieder dem Trunke widmen!“ grunzte Ragnar, der Hammer und hob das Horn. „Sing uns ein Lied von den Wikingerzügen vergangener Tage, Skalde!“
     
    „Ja, sing uns das Lied von der Fahrt, wo das WALROSS ein Leck bekam und mächtig Wasser nahm! Wir werden dann bei diesem Liede das tun, was damals das Schiff machte und uns richtig volllaufen lassen!“ johlte Björn Baumfäller und die um-sitzenden Männer brüllten zu dem Vorschlag begeistert ihre Zustimmung.
     
    „Bevor wir zur Ausgelassenheit übergehen und uns dem Trunke hingeben, gibt es da noch eine Frage!“ übertönte Högnis hohe Stimme den aufkommenden Lärm. „Und noch das ausstehende Ritual!“
     
    „Genug der Fragen! Genug der Rituale! Jetzt wird getrunken!“ schrie Thorsten Elchnase.
     
    „Was wird aus der Hochzeit?“ schrillte Höngis Stimme. „Für heute ist die Zeremonie aufgeboten und dein Sohn giert danach, die schöne Braut ins Bett zu tragen!“
     
    „Ich denke, danach wird heute keiner der Streithähne mehr gieren!“ kicherte die alte Wala, die dem Kampfe mit viel Interesse zugesehen hatte, ohne durch eine Regung oder einer Äußerung Parteilichkeit zu zeigen.
     
    „Nun, wenn es denn sein maß...!“ brummte der Jarl missmutig. Doch da erhob sich die alte Frau.
     
    „Wollt ihr die hohe Frau Frigga beleidigen, indem der Bräutigam mit zerschlagenem Gesicht und trunkenem Sinn in den Kreis tritt!“ herrschte sie den erschrocken zusammenzuckenden Bärensprung an. Der Jarl wusste, dass die Götter selbst aus ihren Priestern redeten, wenn sie zornig waren.
     
    Es war sicher nicht gut, es mit Odins

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