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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Götter gelang, durch einen Heldenkampf mit höchsten Einsatz die übermächtige Zahl der Angreifer zurück ins Meer zu treiben, waren die Schiffe die letzte Hoffnung für die Frauen, Kinder und Greise, dem Tod oder der Schande der Sklaverei zu entgehen. Wenn es den Männern gelang, sich den Weg zu den vier Langbooten frei zuschlagen, stand der Fjord zur Flucht für die Unwehrhaften offen.
     
    Doch auch Jarl Haakon hatte daran gedacht und das „ SEEPFERD “ in unmittelbarer Nähe der Landungsstege auflaufen lassen. Mit einem wilden Kampfschrei watete der Herr von Ringan-Fjord durch das aufspritzende Wasser. Brüllend folgten ihm die Männer nach.
     
    „Folge mir und zeige, ob der Wolfssohn schon zu beißen versteht!“, vernahm Lars die Stimme Sigurd Schildspalters neben sich. Und er verstand den Sinn dieser Worte sofort. Im letzten Augenblick hatte ihn der tapfere Krieger würdig gefunden, in die ausgewählte Schar der Männer eingereiht zu werden, die auf Befehl des Jarl im Handstreich die Schiffe von Angantyr nehmen sollten. Während Haakon Bärensprung mit hochgeschwungenem Schwert, die heransirrenden Pfeile und Speere mit dem Schild beiseite fegend oder auffangend, seinen Kriegern voran den Hügel hinauf stürmte, rannte Sigurd mit Lars und zwanzig weiteren Kriegern zu den Stegen. Schiffe waren der kostbarste Besitz eines Nordmannes. Wurde der Angriff auf die Siedlung zurückgeschlagen, war selbst die Beute von drei Langbooten und einem Frachtschiff den Kriegszug wert.
     
    Doch noch waren die Schiffe nicht erobert. Vom Hügel herab sah Lars den Sohn des Jarl mit mehr als dreißig kampferprobten Nordmännern herab stürmen. Auf den Schiffen wuchsen die vom Klang des Hornes und dem Kampfgebrüll erwachten Schiffswachen empor und griffen zu den Waffen. Lars sah, wie einer der Männer an Bord des Knorren zwei Feuersteine aneinander schlug, dass die Funken sprühten. Und er wusste, dass er, den sicheren Untergang vor Augen, das Frachtschiff selbst in Brand setzen würden, bevor es in die Hände der Gegner fiel. Und vom Knorren aus würde er weitere Brände in den Skeidh und die beiden Schniggen schleudern.
     
    Das aber durfte auf keinen Fall geschehen. Zwei schlanke Schniggen für Küstenfahrten, ein hochbordiger Skeidh für Kriegsfahrten und der mächtige Knorren würden den Reichtum von Ringan mehren. Nach der Anzahl der Pferde wurde in jenen Tagen der Reichtum eines Bauern, nach der Zahl der Schiffe aber der Wohlstand einer Thing-Gemeinschaft gemessen.
     
    Für den ersten Angriff wog Lars einen kurzen Wurfspeer in seiner Faust, den er vorzüglich zu handhaben wusste. Die anderen Männer, die Sigurd folgten, trugen nur ihre vertrauten Handwaffen, die für einen Wurf ungeeignet waren. Doch der Mann mit den Feuersteinen auf dem Schiff musste gehindert werden, sein Vorhaben auszuführen.
     
    Lars wurde innerlich eiskalt. Sein Auge maß die Entfernung zu den Schiffen. Es war eine weite Distanz weiter, als er jemals den Speer geschleudert hatte. Aber nur durch einen gezielten Wurf mit der Waffe, die Odin selbst im Kampf führte, war zu verhindern, dass die Funken aus den Steinen das trockene Werg zum Glimmen und Brennen brachten.
     
    Abrupt bremste Lars Wolfssohn seinen Lauf, hob den Speer und nahm Maß. Weit beugte er den sehnigen Oberkörper zurück und legte alle Kraft in den Wurf.
     
    „Tyyyrrr!“, rief er laut den Namen des Kriegsgottes, während der Speer, mit aller Macht geschleudert, die nervige Rechte verließ. Snorre hatte ihn gelehrt, dass dieser Ruf, im Augenblick des Wurfs ausgestoßen, die Kraft des fliegenden Speeres verdoppele.
     
    Der einarmige Krieger von Asgard schien den Ruf des Wolfssohnes gehört zu haben. Wie ein Habicht, der sich auf die Beute stürzt, sirrte der Speer durch die Luft und traf ins Leben, bevor sprühende Funken Lokis loderndes Element entfachen konnten.
     
    „Scharfen Zahn führt der Wolfssohn!“, rief Sigurd Schildspalter, der bereits mit erhobenem Schwert über den Landungssteg stürmte und doch zu spät gekommen wäre, den Brand zu verhindern. Zwei weitere Männer an seiner Seite sprangen mit geschwungenen Waffen in die Schiffe. Die Männer der Schiffswache wehrten sich in heldenhafter Verzweiflung. Doch, welcher Sterbliche vermag zu trotzen, wenn die Norne den Schicksalsfaden zerreißt. Sie starben, wie es die Nordlandehre befahl und die Sieger erwiesen den Toten mit erhobenen Waffen den Ehrengruß.
     
    Triumph-Gebrüll verkündete Jarl Haakon, dass Sigurd

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