Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
Vom Netzwerk:
war. Er stand ungefähr zehn Doppelschritte von Sigurd entfernt, der drei Gegner gleichzeitig mit mächtigen Schwertschlägen den Hügel hinauf trieb. Er duckte gerade den Schwertschlag eines wutbrüllenden Kämpfers ab und zerhieb ihm mit einem kräftigen Axt-Hieb den Lebensfaden, als er zufällig aus den Augenwinkeln sah, dass einer der Angantyr Männer aus der Kampfreihe wich. Doch der sehnige Mann mit dem Gesicht einer Ratte floh nicht, sondern umkreiste die Kämpfer und schlich sich tückisch in eine Position, in der ihn Sigurd nicht bemerken konnte. Lars ahnte die Neidtat, als er sah, wie das Rattengesicht einen Speer hob. Nicht im ehrlichen Kampf wollte er den starken Schildspalter zwingen, meucheln wollte er ihn.
     
    Lars wusste, dass sein Warnruf zu spät kommen musste. Auch hätte Sigurd sich nicht von den drei Gegnern, die ihn bedrängten, lösen können, um den feigen Angriff abzuwehren. Ein Wenden des Schildes zum Auffangen des Speeres bot den Waffen der drei Gegner die ungeschützte Brust.
     
    Lars Wolfssohn handelte, ohne nachzudenken. Er ließ die Axt im Körper des toten Gegners und riss impulsiv den Sachs aus der Scheide. Schwer lag die alte Waffe in seiner Hand.
     
    „Widukind!“ Mit einem wilden Schrei schleuderte Lars Wolfssohn das Kurzschwert. In diesem Wurf lag die ganze überschäumende Kraft seiner Jugend.
     
    Schon zum Wurf erhoben, sank der todbringende Speer aus der kraftlos werdenden Hand zu Boden. Tief war der Sachs dem Neiding ins Leben hineingefahren. Noch einige krampfhafte Schritte vorwärts, dann brach er zusammen.
     
    „Das lohne dir Odin!“, rief Sigurd zwischen zwei Schwertschlägen. „Scharf vermag er zu beißen, der Fang des Wolfssohnes ...“
     
    Lars kämpfte sich den Weg zu dem Neiding frei, riss mit einem wilden Schrei die Klinge aus dem ersterbenden Körper und sprang Sigurd bei. Die blitzende Klinge des Schildspalters sorgte dafür, dass dem Heer der Asen zwei neue Kämpfer hinzugesellt wurden. Den dritten Krieger tötete Lars Wolfssohn mit dem Sachs.
     
    „Widukind!“, gellte noch einmal sein Ruf und es war das letzte Wort, das ein weiterer rauer Krieger des Nordens in dieser Welt hörte.
     
    Vom Dorf her erscholl dröhnend das von Olaf Metkanne mit aller Macht geblasene Stierhorn. Es war das Signal, dass Jarl Haakons Schwert das Blut von Frodin Graumantel getrunken hatte und die Schmach gerächt war.
     
    „Hört ihr es, Männer!“, schrie Sigurd lachend. „Olafs Horn ruft zum Frühmahl. Zur Halle, bevor er den Met, den er gefunden hat, alleine trinkt!“ Und mit wilden Hieben drängte er die nun weichenden Gegner rückwärts zu ihrer Heimstatt.
     
    Eine unglaubliche Kampfes-Lust brandete im Inneren von Lars Wolfssohn auf und ließ ihn jegliche Grübelei über das Recht, wegen einer Beleidigung einen Krieg zu beginnen, vergessen. Der junge Wikinger spürte, dass auch in ihm jener Rausch aufstieg, der manchen Nordmann zum Berserker machte. Ein Bärenhäuter , der den Schutz des eigenen Lebens gering erachtet, da ihn die wilde Wut Walvater Odins voran zu Sieg oder Tod treibt. So griff Lars den riesenhaft vor ihm aufwachsenden Gegner mit einem wilden Kampfschrei an.
     
    Der Kämpfer, der Lars Wolfssohn mit einem kurzen Speer entgegen trat, war ein Jüngling, der ungefähr sein Alter haben musste, doch sein mächtiger Körper überragten Lars um mehr als die Länge eines Hauptes. Obwohl der Gegner ein Jüngling wie Lars war, der die zwanzig Sommer noch nicht erreicht hatte, waren die Muskeln und Sehnen eines starken Mannes zu erkennen, den Thor selbst zum Vater haben musste. Bis auf ein zottiges Fell um die Hüfte war der sonnengebräunte Körper nackt. Das bartlose Gesicht wirkte etwas kantig und die wasserblauen Augen glitzerten Lars wütend an. Das brandrote Haar war kurz geschoren und der fingerbreite Bronzereif um den Hals zeigte an, dass der Jüngling unfreien Standes war. Ein Sklave, den die Macht der Nornen aus ferner Heimat an die Küste Norwegens getrieben hatte.
     
    Mit einem Ruck riss Lars die Axt aus dem Körper des Erschlagenen, den er zuvor getötet hatte. Die sehnige Faust des riesenhaften Gegners schwang einen Speer zum Stoß. Im letzten Augenblick gelang es Lars, den Angriff mit der Axt zu parieren und die Spitze der Waffe zur Seite zu schlagen. Ein weiterer Hieb mit der Axt gegen den Schaft und die Speerspitze fiel zu Boden. In den Augen des Rothaarigen malte sich ungläubiges Erstaunen, als er den jetzt wertlosen Eschen-Stab in

Weitere Kostenlose Bücher