Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
Vom Netzwerk:
vorgesehen habe, ist vor dem Mittagsläuten beendet“. lächelte der Abt, „Doch erscheint es mir wichtig, dass wir endlich das heilige Zeichen unserer Erlösung, das im Wonnemond der Blitz vom Turm herab schmetterte, wieder an seinen Platz bringen. Bruder Benno ist es gelungen, das Metall wieder zu richten und das Kreuz wieder mit den dünnen Goldplatten zu überziehen, die uns der König von Wessex in Dankbarkeit für eine vollständige Abschrift der Evangelien überlassen hat.“
     
    Über die vorher verdrossenen Mienen der Mönche flog ein freudiges Lächeln. Für diese ehrenhafte Arbeit würden sie natürlich auf den halben Tag auf dem Felde verzichten.
     
    „Wir werden selbstverständlich auch unsere lieben Schwestern im Herrn beschäftigen“, schmunzelte der Abt. „Sie werden einmal gründlich jeden Raum und jeden Winkel im Kloster säubern und die Böden mit Wasser und Sand schrubben. So werden sie, wie es die heilige Schrift sagt, im Schweiße ihres Angesichtes das Brot essen. Euch selbst, liebe Brüder, befreit es einige Tage von unziemlicher Arbeit und für die künftigen Bräute Christi mag es ein Teil ihrer Buße sein. Mögen sie bei der Arbeit wie im Gebet über ihre Sünden nachdenken!“
     
     
     
    ***
     
     
     
    Hörst du das diesen summenden Ton, der über dem Wasser schwebt?“ unterbrach Lars Wolfssohn die Belehrungen des Drachenreiters. Dieser horchte auf und lauschte angestrengt gegen den Wind.
     
    Wirklich, durch das leise Knarren der Takelage und dem leisen Rauschen den Wellen am Schiffskörper erklangen die Töne einer eigenartigen Musik über das Meer. Harald Drachenreiter nickte, als der Wind nach einer Weile die feierlichen  Töne auch an sein Ohr dringen lässt.
     
    „Mir scheint, diese unheimlichen Töne kommen aus der Meer-Wanen Palast tief unten auf dem Grunde der See, wo Ägir in seiner göttlichen Majestät haust!“ sagte der Steuermann mit Ehrfurcht in der Stimme. „Hoffen wir, dass der Beherrscher der Meere bei guter Laune ein Fest feiert und wir in seiner Gnade gute Fahrt haben.“
     
    „Und hoffen wir, dass die schlimme Ran bei diesem Fest nicht von einem der frechen Wanen gekränkt wird und im im heulenden Sturm auf ihren Wogen-Rossen ihre Wut austobt“, setze Lars hinzu.
     
    „Was, bei Wotans Speer, haben mitten auf dem Meer die Kirchenglocken zu läuten“, brummte Wulfegar schlaftrunken unter seinen Fellen. Schnaufend erhob sich der mächtige Sachse, stakste so gut es ging durch die Reihen der schnarchenden Schläfer zur Bordwand und pinkelte ungeniert über die Reling.
     
    „Was sagst du da? Wie nennst du diese unbekannten Laute?“ fragte Harald gespannt.
     
    „Kirchenglocken“, schnaufte Wulfegar. „Das sind umgedrehte Kessel aus Erz, in denen ein Klöppel schwingt. Der schlägt an das Metall und erzeugt dadurch und diese Töne.“
     
    „Sind Kirchen nicht die Tempel des Christengottes?“ sagte Lars nachsinnend.
     
    „Sicher“, gähnte Wulfegar. „Die Kirchen haben mächtige Türme und in den obersten Zimmern dieser Türme schwingen die Glocken, dass ihre erzene Stimme weit über die Lande hallt und die Gläubigen zu Gebet und Andacht ruft.“
     
    „Das bedeutet, dass unsere Feinde nahe sind“, stieß Lars in freudiger Erregung hervor. „Wenn dieser geheimnisvolle Klang die Christmenschen zum Gebet ruft, dann mag er sie auch zum Kampf rufen und uns zeigt er, wo unsere Feinde stehen.“
     
    „Genau im Westen. Siehe, Odins Auge er-glänzt auf der Steuerbordseite des Schiffes!“ nickte Harald Drachenreiter Lars zu und wies in die Richtung, aus der die Töne nun immer deutlicher zu vernehmen waren. „Also ist Land in der Nähe. Ich ahnte es gestern Abend schon, als ich den Seetang im Wasser vor uns schwimmen sah!“
     
    „Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis wir dort ankommen, wo die Glocken geläutet werden“, brummte Wulfegar. „Noch ruht die Nacht über der Welt, wenn auch bereits die Sterne erblassen. Noch gute Wache, Steuerleute. Achtet auf Häuser mit Türmen. Und wenn ihr Kreuze auf den Türmen seht, dann sind es Christentempel und der Feind ist da. Ich werde mich noch mal niederlegen und...“ Mehr sagte der Sachse nicht. Schnaufend rollte er sich in seine Felle und war sofort wieder eingeschlafen.
     
    Lars Wolfssohn lauschte des Drachenreiters Lektionen bis die Sonne aufging und die tägliche Arbeit an Bord begann...
     
    „Land voraus!“ erklang die Stimme von Nils Krähenfuß vom Mast herab. So komisch Nils mit

Weitere Kostenlose Bücher