Die Flammen von Lindisfarne
Zeichen ihres Gottes tragen sie in den Händen.“
„Ruder auf!“ unterbrach das Kommando des Drachenreiters die Rede und im gleichen Augenblick knirschte der Sand unter dem Kiel der ` MIDGARDSCHLANGE ...
* * *
„Gelobt sei Jesus Christus!“ radebrechte Bruder Gregor in der von Erik gelernten Nordsprache, als Jarl Haakons mächtige Gestalt vor ihn hintrat.
„Warum soll ich ihn loben? Ich kenne ihn doch gar nicht!“ fragte der Bärensprung verwundert.
Mit dem gezückten Schwert und dem vorgehaltenen Schild war er auf einen anderen Empfang gefasst gewesen. Auch die hundert kampfgewohnten Krieger, die sich hinter ihm drängten, konnten mit dieser Situation nicht viel anfangen. Kein Pfeil sirrte heran, kein Speer flog und kein Schwert wurde gezückt.
„Seid uns willkommen, liebe Brüder“, suchte Gregor nach Worten. „Was uns gehört, soll auch das eure sein.“
„Das will ich meinen!“ lachte der Jarl.
„So lasset uns beten zu Gott unserem Herrn, der euch nach mühevoller Meerfahrt den Weg hierher gewiesen hat“, sagte Gregor. Ohne sich weiter um die verdutzten Wikinger zu kümmern, wandte er sich zu den Brüdern um.
„Lasst aus vollen Kehlen einen Choral zum Lobe Gottes erschallen, auf dass er die Herzen der Heiden erweichen mag“. rief er in lateinischer Sprache. „Erhebet die Kreuze, auf dass es fromme Scheu in ihre Seelen lenke.“
Unschlüssig wog Haakon Bärensprung das Schwert in der Hand, als die Mönche ihre Rosenkränze vom Hüftstrick lösten und das am Ende befindliche Kreuz empor hielten. Dazu begannen sie, im lateinischen Responsorium, dem liturgischen Wechselgesang einen Choral zum Lobe das Allerhöchsten zu singen.
„Aufhören!“ knurrte Ragnar hinter ihm nach einer Weil. Und der Baumfäller setzte hinzu: „Das ist ja schlimmer wie das Gejaule unseres Skalden!“
„ Sursum corda ad maiorem dei gloriam ! - Empor die Herzen zur höheren Ehre Gottes!“ erklang Bruder Gregors helle Stimme.
„ Ad deum que letificat juven tutem meam ! - Zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf!“ antwortete der Chor der Mönche.
Aufhören, sagte ich!“ brüllte der Hammer. Mit der Kraft seiner Arme schob er den unschlüssig verharrenden Jarl beiseite. Dann schwang Ragnar den Hammer empor.
„Sing in Helheim weiter!“ grölte er und schlug zu. Hinter ihm drang Björn Baumfäller mit geschwungener Keule auf die entsetzt zurückweichenden Mönche ein. Der eisenbeschlagene Eichenknorren fand sein Ziel.
Da war der Bann gebrochen. An Jarl Haakon vorbei drängten sich die Wikinger und fielen wild-schreiend über die Herde Christi her. Im Herab-zucken der Äxte und dem sausenden Schwung der Schwerter wurde der fromme Gesang der Mönche zum Sterbegebet.
Wehrlos wie geduldige Schafe wurden sie von der entfesselten Meute niedergemacht. Über ihre entseelten Körper hetzten die Wölfe des Nordens dem wehrlos vor ihnen liegenden Kloster zu...
* * *
Angela von York und Bruder Erik ahnten nichts von der Kommen der Wikinger am Strand. Erik, der nun wieder ein Nordmann war, beobachtete Angela von York. Sie war in ein dumpfes Brüten gefallen. Und doch hatte der alte Wikinger, der ein Mönch gewesen war, das Gefühl, dass sie im Moment der Entscheidung von grimmiger Entschlossenheit beseelt an seiner Seite kämpfen würde. Plötzlich lauschte Erik.
„Was sind das für sonderbare Geräusche?“ stieß Erik hervor.
„Es klingt wie das Schlagen von Türen und dem Klirren von Waffen“, sagte Angela.
„Waffen? Hier an dieser Stätte des Friedens?“ fragte Erik zweifelnd. Doch dann hallten schon die Entsetzen-schreie durch den Kreuzgang des Klosters.
„Die Nordmänner kommen! Die Wikinger...!“ erklang es durch das Gewölbe. „Rettet euch! Die Wikinger...!“
„Die Wikinger?“ Angela sah verständnislos in das Gesicht Eriks, das sich langsam entspannte. „Was, im Namen des allmächtigen Gottes, sind die Wikinger?“
„Das ist mein Volk“, sagte der Alte mit Stolz in der Stimme. „Nun darf ich
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