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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Matrone sah, während die Umstehenden vor Vergnügen über die Bezeichnung alter Drache wieherten.
     
    „Ich werde dir dein langes Haar abschneiden, Mädchen.“ lachte Ragnhild böse. „Das lange Haar ist das Zeichen des Freien. Die Dienenden werden geschoren!“
     
    „Versuchs doch! Schneide mir die Haare ab - wenn du kannst?“ rief Angela kühn. Leicht vorgebeugt wartete mit ausgestreckten Armen auf die Frau des Jarl, die ihr wie eine gereizte Bärin entgegen tappte. Doch bevor ihre schaufelartigen Hände zugreifen konnten, was das Mädchen unter ihrem Griff hinweg getaucht.
     
    „Wehr dich“, rief ihr Erik auf Latein zu, das keiner der Bewohner von Quillerheim verstand. „Was sie alleine versucht hat, das muss sie nun auch alleine durchführen - sonst wird sie zum Gespött.
     
    Wenn sie dich aber nicht zwingen kann, wird sie dir in einer Anwandlung von Großmut das Haar lassen - um vor den anderen Frauen nicht das Gesicht zu verlieren, dass sie keine Kraft hatte, eine einfache Sklavin zu scheren.“
     
    Bevor Erik zu Ende geredet hatte, war Ragnhild wieder zum Angriff übergegangen. Nur ihrer Gewandtheit verdankte es Angela, dass sie ihrem Griff entgangen war.
     
    „Na, komm schon mein Täubchen, dass ich dich rupfe“, flötete das Weib des Jarl in höchsten Tönen und schwang die Schere. „Wenn du brav still hältst, tut es überhaupt nicht weh. Wenn du  dich aber wehrst, dann schneidet oder sticht die Schere...“
     
    Und schon fuhr sie wieder auf Angela los. Diesmal aber ahnte sie die Reaktion ihrer Gegnerin und hatte sie einkalkuliert, dass Angela ihren schlanken Körper beiseite bog, damit der Griff ins Leere ging und die Umstehenden wieder etwas über die plumpe Matrone zu lachen hatten. Als Angela erkannte, dass Ragnhild ihren Trick durchschaut hatte war es zu spät.
     
    Das Mädchen kreischte auf als sie die Finger Ragnhilds wie die Klauen einen gigantischen Greifvogels in ihrer einfachen Slaven-Tunika spürte.
     
    „Komm nur, mein liebes Vögelein...“, gurrte Ragnhild, als sie Angela an sich zog. Doch bevor sie das Mädchen richtig packen konnte, hatte Angela, jedes Schamgefühl vergessend, gehandelt.
     
    Noch ehe die in den Stoff verkrallten Hände der Matrone ihren einen ihrer Arme ergreifen konnten, schlüpfte sie rasch aus dem weit geschnittenen Stoff ihrer Tunika. Ein einziger Schrei ging durch die Runde, als der grazile Körper des hübschen Mädchens nun vollständig nackt vor Ragnhild Drachenzahn stand, die wutschnaubend den wertlosen Stoff zu Boden warf.
     
    Noch im Banne christlicher Moral schrien Angelas Freundinnen entsetzt auf. Aber die Frauen von Ringan jubelten Angela Beifall wegen dieser kühnen Tat und die Männer johlten vor Vergnügen und Lust. Obwohl der Anblick eines nackten Frauenkörpers für einen Wikinger etwas völlig Normales war und man hier in jener Zeit weder Prüderie noch die Christenmoral kannte, kam es doch nicht oft vor, dass man einen Mädchenkörper in diesen vollendeten Proportionen sah.
     
    „Wenn uns ein Priester glaubhaft versichert, dass so die Walküren aussehen, dann werden Björn und ich uns gegenseitig erschlagen, um bald in Walhall die Wonne eines solchen Körpers genießen zu können!“ röhrte Ragnar und der Baumfäller stimmte ihm eifrig zu.
     
    „Na warte, du kleines Biest...“, zischelte der Drachenzahn. Und mit einem raschen Griff löste Ragnhild den Gürtel, mit dem das Gewand um ihre ausladende Figur gerafft war. Wie eine Peitsche wirbelte sie das breite Leder in ihrer Hand.
     
    Vorsichtig wich Angela zurück. Sie wusste, dass es sehr weh tat, wenn sie getroffen wurde, zumal die handtellergroße Gürtelschnalle aus einem geschnitzten Stück Elchschaufel sicher große Wunden reißen konnte.
     
    „Ich werde dich lehren, was es heißt, mir zu widerstehen...“, geiferte das Weib das Jarl. Dann wurde Angela von ihr mit dem sausenden Ledergürtel im Kreis herum getrieben, während Widar und Snorre alle Mühe hatten, Lars Wolfssohn festzuhalten.
     
    Die umstehende Meute sah die Angelegenheit als sportlichen Wettkampf, bei dem Wetten abgeschlossen wurden, ob der Drachenzahn der hübschen Sklavin das Haar scheren konnte.
     
    Dann geschah es. Angela glitt auf dem glatten Gras aus. Sofort war Ragnhild über ihr. Bevor sich das Mädchen zur Seite schnellen konnte, war sie unter dem ganzen Gewicht ihres massigen Körpers begraben.
     
    Die Wikinger johlten vor Vergnügen, als sie von Angela nur noch die strampelnden Beine

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